Fast immer. Hin und wieder klappt es auch nicht. Die Polizisten sehen die Karte nicht oder sie haben eine heiße Pathologin in Bereitschaft oder etwas in der Art, und schon ist der Rest Glückssache. Solange das Opfer aussieht, als sei es friedlich dahingeschieden, und es auch sonst keine Verdachtsmomente gibt, wird die heiße Pathologin auch bloß ein Häkchen unter die Sache machen. Nicht jeder kann eine detaillierte Autopsie bekommen. In Großbritannien sind wir 60 Millionen, sodass es jeden Tag tausende Todesfälle gibt. Ich weiß die exakte Anzahl nicht, aber ich kann mich erinnern, dass ich sie mal irgendwo gelesen und gedacht habe, es wäre eine ganz schöne Menge. Selbst wenn alle Pathologen des Landes Doppelschichten schieben würden, könnten sie unmöglich mit der Nachfrage mithalten. Warum soll man also irgendeinen Fettsack aufschneiden, wenn man sowieso weiß, dass er an einem Herzinfarkt gestorben ist? Und auf genau diese Art kann man mit Mord davonkommen. Man arrangiert den Tod auf eine Weise, die niemanden an ein Verbrechen denken lässt.
Den Doktor anzuwerben ist dabei nur noch das Sahnehäubchen, aber man kann nie – und damit meine ich: nie – zu viele Sicherheitsvorkehrungen treffen, wenn man jemanden umbringt. Das Risiko ist einfach zu groß. Also, wie ich schon sagte: Man kommt mit Mord davon, indem man alles bis aufs i-Tüpfelchen penibel genau nimmt. Was glaubt ihr, wie viele Leichen in ihren Gräbern liegen, die Mordopfer sind, ohne dass es jemand weiß?
Natürlich gibt es niemals eine Garantie, weshalb es keine schlechte Idee ist, ein Boot, mehrere Pässe und einen Batzen Bargeld parat zu haben, falls doch mal alles den Bach runtergeht.
Aber ich schweife ab.
»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Ranjani wissen und wischte sich über die Stirn.
»Öffnen Sie einfach die Beifahrertür und gehen Sie an die Seite, ich werfe es rein. Wir stehen hier ziemlich blickgeschützt, ich glaube, wir können uns den geheimen Spezial-Handschlag sparen.«
Er tat, was ich ihm gesagt hatte, und ich warf die 5000 Pfund, die wir ihm noch schuldeten, aufs Lederpolster, während er sein Bestes gab, so verdächtig wie möglich auszusehen.
»Irgendwelche Probleme?«, fragte ich.
»Nein, nichts. Er sah sowieso aus, als wäre der Herzinfarkt nur noch eine Frage der Zeit, und nachdem ich seine Krankengeschichte erzählt hatte, haben sie sich nur noch gewundert, warum es nicht schon eher passiert ist.«
»Okay, bringen Sie nicht alles zur Bank oder kaufen sich irgendwas Riesiges davon, sonst ziehen Sie womöglich noch ungewollte Aufmerksamkeit auf sich.«
»In Ordnung«, nickte Ranjani steif.
»Und machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben heute eine gute Tat getan.«
»Das hoffe ich.« Er schaute zu der Tasche auf seinem Sitz. »Was jetzt?«
»Jetzt vergessen Sie Carpenter und Sie vergessen mich. Ach, und eine Sache noch, ziehen Sie ein paar Jahre nicht um.«
»Was? Warum nicht?«
»Warum? Dr. Ranjani, wir vertrauen Ihnen, aber so sehr dann auch wieder nicht. Wir wollen wissen, wo wir Sie finden, für den Fall, dass Sie anfangen zu plappern. Also bleiben Sie noch fünf Jahre in Ihrem jetzigen Haus. Und es ist mir egal, ob Sie im Lotto gewinnen oder noch 68 Kinder bekommen: Sie bleiben, wo Sie sind, bis Carpenter Schnee von gestern ist.«
Ich drohte ihm noch einmal mit dem Finger, dann fuhr ich weg und ließ JB’s neuesten Angestellten seinen Fisch vollschwitzen.
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