Waypoint FiftyNine. Sandra Florean. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945230503
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würde das jedenfalls nicht schaden. Leider hatte er keine Zeit – er musste in ein paar Stunden schon im Waypoint FiftyNine sein, um seinem Käufer die Maden zu überbringen.

      »Ist hier sonst noch irgendjemand?«, fragte er Susi, um die unangenehme Stille zu brechen.

      »Diverse Lebensformen. Die meisten insektuös und wirklich eklig.«

      »Ratten?«

      »Auch.«

      Super. Je eher sie wieder von hier verschwinden konnten, desto besser.

      Cornelius legte die Schaufel beiseite und griff nach seinem Spatel. Laut dem Scan näherte er sich den Maden und musste jetzt vorsichtig sein, um sie nicht zu beschädigen. Sein Käufer zahlte nur für intakte Ware. Langsam entfernte er mit dem esslöffelähnlichen Werkzeug Schicht für Schicht der hellen Erde, bis er auf ein Stück Knochen stieß. Hatten es sich die Maden etwa in einem Skelett gemütlich gemacht? Das wäre ja äußerst praktisch.

      »Oh, ein Rückgrat!«, rief er.

      »Immer wieder erstaunlich, wofür du dich begeistern kannst.«

      Er hörte nicht auf den verächtlichen Unterton und begann, das Rückgrat freizulegen. Das war ein völlig intakter Knochen einer ausgestorbenen Spezies – das würde auf dem Schwarzmarkt eine Menge Geld einbringen.

      »Die Maden, Cornelius, die Maden«, erinnerte ihn Susi.

      Richtig, da war ja noch etwas gewesen. Dann würde das Rückgrat eben warten müssen.

      Cornelius griff nach den Einmachgläsern und der langen Pinzette, mit der er dann vorsichtig die riesigen Maden hochhob. Die Viecher waren ganz gelb und haarig und glitschig. Wirklich ekelhaft, da musste er Susi zustimmen.

      Susi murmelte derweil etwas über die Konzentrationsfähigkeit eines antiquierten Social Media Algorithmus.

      Er ignorierte sie, stattdessen beförderte er die erste Made in das vorgesehene Einmachglas. Vier Stück brauchte er und dann würde er das Rückgrat einsammeln und sich schleunigst wieder aus dem Staub machen.

      Susi war währenddessen auffallend still.

      »Ist irgendwas?« Cornelius verfrachtete die nächste Made in ein weiteres Einmachglas.

      »Cornelius, du solltest dich wirklich beeilen. Und ganz schnell herkommen.«

      Die nächste Made landete in der Formaldehydlösung. »Wieso, was ist denn?«

      »Der Kühlschrank brennt«, entgegnete sie.

      Cornelius erstarrte mit der vierten Made in der Luft. »Der was brennt?«

      »Der Kühlschrank. Er steht in Flammen. Du musst ganz schnell kommen. Deine Präparate verbrennen und … und … und … ich auch. Und dein Cyberscooter sowieso.«

      »Dann flute den Raum mit Stickstoff!« Cornelius verschloss das letzte Einmachglas und beförderte diese dann hastig in seine Tasche. Er musste sich jetzt erst noch um das Rückgrat kümmern. Wenn er das nicht machte, würde er es vermutlich bereuen.

      »Ich habe keine Gaslöschanlage, Cornelius. Ich bin eine Standardversion. Du hast mir nie ein Upgrade gekauft.« Sie klang ein bisschen nervös.

      »Das darf doch jetzt nicht wahr sein …« Er beeilte sich, das Rückgrat freizulegen, doch diese Arbeit erforderte Konzentration und Geschick und er durfte sich nicht von Susi ablenken lassen.

      »Cornelius, wann kommst du? Dauert es noch lange? Cornelius, machst du dich bitte auf den Weg? Ich habe dir eine neue Strecke berechnet.«

      »Hetz mich nicht!« Er kratzte vorsichtig mit dem Spatel ein wenig Dreck zur Seite, dann konnte er das Rückgrat heben. »Außerdem was soll das heißen, du hast eine neue Route berechnet?«

      »Mir ist gerade aufgefallen, es gibt auch einen Weg an der Oberfläche. Geht wirklich ganz schnell. Du solltest sofort aufbrechen.«

      »Was? Und du jagst mich durch die Dunkelheit?« Ein wenig zu aggressiv stopfte Cornelius das Rückgrat und seine Grabungsutensilien in seine Tasche und stand auf. »Hättest du das nicht prüfen können, bevor du mich in diesen elendigen Gang geschickt hast?«

      »Meine Sensoren gehören offensichtlich dringend mal wieder gereinigt.« Jetzt klang sie verletzt.

      »Ja, ja, das mache ich demnächst.« Er sah sich um. »In welche Richtung muss ich?«

      »Bitte komm schnell. Sehr zügig. Am besten, du rennst.« Sie blendete wieder einen Idiotenpfeil auf dem Visier seines Anzuges ein, der ihm die Richtung anzeigte.

      Cornelius seufzte. Es half ja alles nichts. Wenn der Kühlschrank brannte, musste er sich beeilen.

      Diese Rennerei war eindeutig nichts für ihn! Cornelius stützte sich schwer atmend an einer umgestürzten Säule ab und gestattete sich, einen Moment auszuruhen. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er damals nicht in eine Gaslöschanlage investiert hatte, aber wer hatte denn schon Geld dafür? Er sicherlich nicht.

      »Wie sieht die Lage aus?«, fragte er Susi, während er deutlich langsamer weiterging.

      »Ich habe Angst«, antwortete sie.

      »Ich bin ja gleich da.« Cornelius trat um eine Ruine herum, dann kam sein kleines Raumschiff – die George Washington – in Sicht. Komisch, er konnte gar keinen Rauch erkennen …

      Neben der George Washington parkte ein gewaltiges, tiefergelegtes Raumschiff. Es war ihm leider wohlbekannt: die Brad Pitt.

      »Was machen die denn hier?« Cornelius fasste unbewusst seine Umhängetasche fester.

      Mehrere Männer – vielleicht zehn oder fünfzehn – liefen in nagelneuen, funkelnden Schutzanzügen um die George Washington herum. Im Cockpit war Alfredo zu sehen.

      »Susi, was ist hier los?« Cornelius griff nach seiner Laserkanone.

      »Dieser Grobian will mich kaputtschießen, Cornelius!«, wimmerte sie in sein Voice Plug.

      Cornelius seufzte. Von allen Leuten im Universum musste ja auch unbedingt Alfredo auftauchen.

      Er zog seine Laserpistole und trat auf sein Raumschiff zu. »Würde mir mal irgendjemand sagen, was genau ihr hier veranstaltet?«

      Alle brachen in Applaus aus. »Wohooo, er hat’s geschafft! Hat ja nur eine halbe Ewigkeit gedauert.«

      Alfredo trat aus der Luke der Washington, in der Hand eine von Cornelius kostbaren Wollsocken. Harry Potter, Slytherin-Edition. Limitiert!

      »Leg das auf der Stelle wieder hin!« Cornelius hob die Kanone. »Und entferne dich von meinem Raumschiff! Das ist Hausfriedensbruch!«

      »Hättest es nicht offenlassen sollen, Smithy!« Alfredo war ein überheblicher Kotzbrocken wie eh und je. Es sah aus, als hätte er sich mal wieder optisch idealisieren lassen, seit sie sich das letzte Mal begegnet waren, denn er wirkte noch geleckter als bei ihrem Universitätsabschluss. Wahrscheinlich hatten Mami und Papi dafür bezahlt, so wie sie es immer taten.

      »Gib mir die Socke!« Cornelius hielt die offene Hand hin und trat weiter auf ihn zu. »Und es ist völlig egal, ob die Luke offenstand oder nicht. Du darfst das trotzdem nicht!«

      »Gut, ich gebe dir deine geliebte Socke zurück.« Alfredo wedelte damit durch die Luft. Wo war die Schutzhülle, in der sie vakuumiert verpackt gewesen war? »Wenn du mir dafür die Maden gibst, Smithy. Ist doch ’n fairer Deal, oder?«

      Der Rest von Alfredos Leuten hatte Cornelius inzwischen umstellt.

      »Das ist meine Socke! Ich sollte dich wegen Diebstahl anzeigen, du Hund!« Er zitterte inzwischen vor Wut.

      »Ach, komm schon. Mach es dir doch nicht schwerer, als es sein müsste.« Alfredo zupfte wie in Gedanken an dem Slytherin-Wappen herum. »Das könnte alles so viel einfacher gehen: Du gibst mir die Maden, die du gerade da hinten ausgebuddelt hast, und du kriegst deine … Socke. Ernsthaft, Smithy, Socken? Du warst ja