Kein Rockstar zum Küssen. Lilly An Parker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lilly An Parker
Издательство: Bookwire
Серия: Zum Küssen
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783960001515
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jetzt spielt er die Charmeur-Karte«, murmelte ich leise, fühlte mich aber widersinnigerweise geschmeichelt.

      »Ich könnte dich auch für Alex zum Geburtstag buchen«, schlug Jacob vor und offenbarte damit eine ganz neue Seite seiner Persönlichkeit.

      »Schon klar, ich komm nackt und mit roter Schleife, damit er mich auslachen kann«, meinte ich und verdrehte die Augen. Allerdings nahm ich trotzdem die Finger von der Fernbedienung und zückte stattdessen mein Handy.

      »Glaub mir, er würde vieles tun, aber dich auslachen zählt bestimmt nicht dazu!« Jacob versetzte mir einen kameradschaftlichen Schubs in Richtung des Billardzimmers, rief mir einige Daten zu, und ich tat ihm den Gefallen, mich in Gang zu setzen.

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      Sobald die Tür hinter mir zufiel, atmete ich erleichtert auf. Obwohl im Club Rauchverbot herrschte, war die Luft in dem großen Raum warm und fühlte sich an wie durch tausend Lungen geatmet. Was wahrscheinlich sogar der Realität entsprach. Außerdem war es hier herrlich ruhig und ich gönnte mir einen Augenblick der Stille, bevor ich Rubens Nummer wählte.

      Nach einer kurzen Begrüßung schilderte ich die Situation, ließ auch nicht aus, wie ich mich dabei fühlte und was Jacob gerne hätte. Danach trug ich die genau die Bitte vor und den Zeitraum, den Jacob mir vorgegeben hatte.

      »Er soll mich anrufen, ich werde noch einmal höflich ablehnen, mich auf die Regeln berufen und ihm Niobe empfehlen.«

      »Niobe?!« Ich hielt mir das Ohr zu, das nicht am Hörer war, weil es plötzlich lauter wurde, und wusste, dass ich eifersüchtig klang, konnte aber nichts dagegen machen. Selbst wenn ich wusste, dass es albern war. Schließlich war ich diejenige, die auf eine härtere Gangart verzichten wollte – und auch an den letzten drei Kerlen, die nach ihrem Spielchen mit mir zu Niobe gewechselt waren, war ich »schuld«. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass die Männer etwas anderes wollten als ich – und das, obwohl alle ausnahmslos mit mir zufrieden waren. Vielleicht sogar zu zufrieden.

      Ich seufzte tief und drehte mich in Richtung Tür, weil ich dort einen Schatten wahrnahm. Einen Moment lang befürchtete ich, Jacob wäre mir hinterher gekommen und hätte heimlich zugehört. Aber die Realität war noch schlimmer.

      »Ich sag’s ihm!«, meinte ich und legte nach einem »Bye« auf, bevor ich mich vollends zu Alex drehte.

      »Es ist sehr unhöflich, anderer Leut’s Gespräche zu belauschen«, tadelte ich und gab mir keine Mühe, meine Meinung aus meinem Tonfall zu verbannen. Ich war mir sicher, extrem angepisst zu klingen, aber es war mir egal.

      »Auch nicht, wenn es in dem Gespräch vielleicht um Menschen geht, die mir wichtig sind?« Er zuckte mit den Schultern, als wäre ihm jede Konvention scheißegal. Denn während ich innerlich tobte, konnte ich aus Alex’ Stimme keinerlei Emotion heraushören und ihn auch ansonsten nicht einschätzen. Er löste sich aus dem Türrahmen. Wie viel hatte er gehört, wie viel hatte er verstanden und wie viel glaubte er zu verstehen?

      »Gerade dann nicht!«, betonte ich, während er zum Sofa schlenderte und sich setzte, als gehöre es ihm.

      Er musterte mich einen Moment lang ausdruckslos, dann nickte er und schlug seine Beine übereinander. Anschließend lehnte er sich weiter auf dem Sofa zurück, seinen Arm auf der Lehne ausgestreckt und generell ein Abbild der personifizierten Lässigkeit. Dazu passte sogar sein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und die Art, wie er es hielt. Beides erinnerte mich seltsamerweise an James Bond, den Agenten, und vor allem an den genannten Frauenhelden.

      Ich drehte mich zum Gehen.

      »Und?«, meinte Alex, anscheinend unwillig, das Gespräch so einfach und friedlich zu beenden, und ich tat ihm den Gefallen, blieb stehen und drehte mich halb zu ihm. »Wie viel kostet eine Nacht mit dir?«

      Ich blinzelte und starrte ihn an, doch die Worte hallten in meinem Kopf wieder, kreisten umeinander und ergaben trotzdem nur einen einzigen Sinn.

      »Echt jetzt?«, fauchte ich. »Ich bin doch keine Prostituierte!«

      »Klar, und ich kein Sänger«, meinte Alex gönnerhaft und nippte an seinem Getränk.

      »Mein Job endet vor dem Bett«, klärte ich ihn auf und versuchte immer noch zu fassen, was gerade geschah. Wollte er mich jetzt auch noch diesbezüglich beleidigen?

      »Wir müssen nicht ins Bett«, grinste Alex anzüglich und sein Blick war mehr als eindeutig. Er sorgte dafür, dass meine Libido nervös zu flattern begann und sich etwas in meinem Unterleib regte, was ich schon lange nicht mehr gespürt hatte: echtes Begehren. Ausgerechnet!

      Was zum Teufel ist denn jetzt los? Mein Verstand versuchte an meinen Emotionen vorbei zu denken, hatte aber Schwierigkeiten an ihnen vorbeizukommen, weil er sich einer Sache sehr sicher war: Er findet dich doch völlig unattraktiv!

      »Ich bin eine Begleiterin«, betonte ich und hoffte, dabei seriös zu klingen und nicht verärgert. Zumindest nicht nur.

      »Eine SM-Begleiterin vom Office-Escort«, bestätigte Alex und nickte zustimmend.

      Ich runzelte die Stirn. Zwar hatte ich gewusst, dass Alex über Jacobs Neigung Bescheid wusste und hatte sogar einen großen Teil seiner Aversion gegen mich dem Umstand zugeschrieben, dass ich dominant war, aber das erklärte nicht sein plötzliches Interesse.

      »Wenn du das so gut weißt, kennst du sicher auch die Regeln.« Ich schenkte ihm ein entwaffnendes Grinsen, fragte mich aber immer noch, aus welchem Grund Mister Superheiß nachgeforscht hatte, wer ich war und für wen ich arbeitete. Gleichzeitig fragte ich mich, in welche Richtung das Gespräch wirklich ging.

      Alex lachte und es klang beinahe so böse wie in meinem Traum.

      »Und du willst mir sagen, du hast sie nie gebrochen?« Er stand auf und war mir auf einmal viel zu nahe. Und trotz meiner hohen Absätze überragte er mich um gut einen Kopf, so dass ich zu ihm aufsehen musste. Etwas, was ihm zu gefallen schien, denn auf seine fein geschwungenen Lippen legte sich ein weich wirkendes Lächeln.

      »Wie viel müsste ich dir bieten, damit du heute Nacht mir gehörst?« Seine Stimme war leise, mehr ein sinnlicher Hauch auf meinem Gesicht, und sein Atem roch würzig. Ich glaubte Harz, Leder und Vanille wahrzunehmen und fühlte mich für einige schwache Sekunden in einen alten Western zurückversetzt, wo der Schuft die Heldin bedrängte, dabei aber gleichzeitig beinahe unwiderstehlich war.

      Ich konnte es schlichtweg nicht leugnen. Ein Teil von mir fuhr auf ihn ab.

      Trotzdem war ein anderer – wahrscheinlich durchweg rationalerer – Teil von mir versucht, Alex zwischen die Beine zu treten, dorthin, wo es am meisten schmerzte. Aber – und das redete ich mir sehr vehement ein, um diesen Drang unter Kontrolle zu behalten, ich wollte ja meinen netten Kunden Jacob nicht verärgern.

      »Erstens bin ich eine herrische Bohnenstange, die dir kein bisschen gefällt und zweitens hast du mindestens drei weiche Groupies, die dich heute verwöhnen wollen – kostenlos«, gab ich zu bedenken und versuchte es mit Argumenten statt mit Beleidigungen oder gar Handgreiflichkeiten.

      »Vielleicht ist mir nach kostspielig und nicht nach weich und verwöhnt werden?«, schlug Alex vor und sein Lächeln wurde genauso provozierend wie sein Blick.

      Nach einem himmelschreiend unschuldig scheinenden Augenaufschlag, der alles andere als unschuldig war, hielt ich seinem Blick stand und überbrückte weitere Zentimeter Abstand zwischen seinem Gesicht und meinem. Dabei hielt ich mich an dem Wissen fest, dass ich die Domina war und auch die Kontrolle hatte. Selbst wenn ich sie im Moment nicht hatte, gelang es mir doch, meine Emotionen vom Gegenteil zu überzeugen.

      »Du meinst, du stehst nicht auf billigen Sex?«, erkundigte ich mich lasziv.

      Alex’ Blick hing wie gebannt an mir. »Das klingt aus deinem Mund herrlich verrucht – auch wenn es als Beleidigung gemeint war.«

      »War