Die Wertsteigerung ging primär auf das Edelmetall zurück und nicht auf eine Zunahme des Sammlerwerts. Langfristig aber muss die Rendite vor allem über eine gestiegene Nachfrage erwirtschaftet werden.
ACHTUNG
Wer Münzen sammelt, sollte dieses Hobby als ein kurzweiliges Steckenpferd, aber weniger als eine sinnvolle Geldanlage betrachten. Bedenken Sie auch, dass die Transaktionskosten enorm sind. Während beim Börsenhandel mit Aktien, Anleihen und Fonds nur geringfügige Kosten anfallen, sind beim Münzhandel haarsträubende Aufschläge bisweilen die Regel.
Nur bei Bullion Coins, also Anlagemünzen, bei denen der Gold- oder Silberwert im Vordergrund steht, halten sich die Aufschläge mit fünf oder zehn Prozent in Grenzen. Aber auch hier erleben Sammler drastische Einbußen, wenn sie Zehntelunzen einer Gold- oder Silbermünze erwerben. Die Händler berechnen Aufschläge von über 30 Prozent. Wer so Gold und Silber einkauft, darf sich nicht wundern, wenn er nur Verluste macht. Als Investment eignen sich wegen der Händlerspannen nur Ein-Unzen-Münzen.
Münzen sind demnach ein eher kostspieliges Hobby als eine lukrative Geldanlage. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. In den gängigen Numismatikforen im Internet werden Sie vor allem Zeitgenossen antreffen, die über die geringe Wertentwicklung und den Niedergang des Münzsammelns lamentieren. Auf jedem Fall sollten Sie vor Ihrem Kauf ein solches Forum konsultieren und auch einem von Händlern unabhängigen Numismatikverein beitreten; dort können Sie wertvolle Tipps erhalten, die Sie vor Schaden bewahren.
Die höchsten Münzrenditen der Geschichte
Manche Münzen machen auch reich. Am bekanntesten ist der Fall eines Ingenieurs aus den USA, der seine gesamte Altersvorsorge auf Münzen ausrichtete. John Jay Pittman legte über 20 Jahre die Hälfte seines Einkommens in Münzen an – insgesamt 100.000 US-Dollar. Als er in Rente ging, konnte er sich eines Vermögens von fast 30 Millionen US-Dollar erfreuen.
Ebenso bekannt ist der Fall von Silvano DiGenova. Er erwarb bereits als Jugendlicher überaus seltene Münzen und wurde bereits mit 21 Jahren Millionär.
Die beiden Sammler wurden vor allem deshalb durch Münzen reich, weil sie über ein herausragendes Expertenwissen verfügten und nur erstklassige und äußerst seltene Raritäten erwarben.
Sie sehen: So schnell können Sie, wenn Sie es richtig bewerkstelligen, zu den oberen Zehntausend zählen.
Bevor Sie den erfolgreichen Numismatikern nun nacheifern, kann ich Ihnen versichern, dass es viele andere Anlagen gibt, mit denen Sie vermutlich wesentlich schneller Millionär werden.
Solche begehrten Münzen bekommen Sie nur auf Spitzenauktionen und bei Münzhändlern, die sich ihr Leben lang auf ein sehr begrenztes Gebiet spezialisiert haben. Die Massenware, die im Internet und in Zeitschriften häufig feilgeboten wird, eignet sich dazu nicht. Außerdem müssen Sie in der Lage sein, einen Preis realistisch einschätzen zu können. Wenn Sie zu teuer kaufen, werden Sie nur Verluste machen.
Der Sonderfall: Amerikanische Goldmünzen
Die USA sind in der Numismatik ein exotischer, aber interessanter Sonderfall. Zum einen haben es dort Anleger wesentlich einfacher als in Europa. In den USA gibt es nämlich ein differenziertes einheitliches Bewertungssystem, nach dem eine Münze eingestuft wird. Schon beim Kauf vom Händler wissen Sie, welchen Erhaltungsgrad die Münze hat.
Hierzulande hingegen gehen die Meinungen weit auseinander, so dass Ihre Münze unter Umständen viel schlechter bewertet wird, als Sie anfangs dachten. Damit kann ein drastischer Wertverlust einhergehen. Die Katalogpreise gehen immer von der besten Erhaltungsstufe aus. In der Praxis ist diese so gut wie nie gegeben. Ähnlich wie bei Briefmarken sind daher die Wertangaben in Katalogen drastisch zu reduzieren, um eine realistische Vorstellung von den tatsächlichen Preisen zu erhalten.
WISSENSWERT
In den USA hingegen werden Münzen nach einem standardisierten System eingeordnet, das sich in der Regel als zuverlässig erweist. Beim Händler erhalten Sie ein eigenes Echtheitszertifikat, das den Erhaltungsgrad offiziell ausweist. Als Maßstab und Instanz dienen zwei Verbände, nämlich der Professional Coin Grading Service (PCGS) und die Numismatic Guaranty Corporation (NGC), die dieses System entwickelt haben und so für ein hohes Maß an Transparenz sorgen. Im Vergleich dazu ist der traditionelle Münzhandel in Europa wenig anlegerfreundlich.
Eine zweite Besonderheit, die nur Goldmünzen betrifft, ergibt sich aus der amerikanischen Geschichte. Nach der schweren Weltwirtschaftskrise von 1929 beschloss der Präsident 1933, ein vollständiges Goldverbot zu erlassen. Goldmünzen mussten gegen einen staatlich festgelegten Kurs zwangsweise in US-Dollar umgetauscht werden. Banksafes konnten nur in Gegenwart eines Beamten geöffnet werden. Wer den Goldbesitz verschwieg und erwischt wurde, musste mit harten Strafen rechnen. Erst Mitte der siebziger Jahre wurde das Goldverbot in den USA wieder aufgehoben. Auch in anderen Ländern – in Deutschland in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit – gab es ein umfassendes Goldverbot, das rigoros umgesetzt wurde. Selbst staatliche Gold- und Silbermünzen wurden in Deutschland eingezogen.
In den USA ließ Präsident Roosevelt die Goldmünzen einschmelzen. Experten gehen davon aus, dass über 90 Prozent aller Goldmünzen, die vor 1933 ausgegeben wurden, auf diese Weise unwiderruflich im Schmelztiegel verschwanden und zu Goldbarren gegossen wurden. Aus diesem Grunde wurde das Angebot an amerikanischen Goldmünzen durch diese staatliche Maßnahme künstlich verknappt. Solche Münzen sind daher eine wahre Rarität, was sich in den Preisen niederschlägt. Hinzu kommt, dass im 19. Jahrhundert bereits schon einmal eine Einschmelzung stattgefunden hat. Im Jahr 1834 hatte der US-Präsident beschlossen, die Goldmünzen aus dem Zeitraum von 1795 bis 1834 dem Geldkreislauf zu entziehen. Auch diese Münzen verschwanden fast vollständig im Schmelztiegel.
Daher sind gerade amerikanische Goldmünzen als Investment lukrativ. In Europa hingegen – insbesondere in Deutschland – gab es unzählige Fürstentümer, Grafschaften, Königreiche, geistliche Territorien und Stadtstaaten, die ein eigenes Münzrecht hatten. Hinzu kommen Zwergstaaten wie Monaco, Luxemburg, Liechtenstein, San Marino, Andorra und die Schweizer Kantone, was bei der Münzprägung zu einer kaum überschaubaren Vielfalt und zu einem numismatischen Flickenteppich führt.
Das Währungssystem von Bretton Woods und dessen Ende
Das Münzsammeln verdankt seinen kometenhaften Aufschwung im 20. Jahrhundert eigentlich einem anderen Umstand, der mehr etwas mit dem Währungssystem zu tun hat.
Im Jahr 1944, als sich der Zweite Weltkrieg dem Ende zuneigte, trafen sich in einem unbedeutenden kleinen Dorf in der tiefsten Provinz namens Bretton Woods die wichtigsten Wirtschaftspolitiker der Alliierten, um dort über die Nachkriegsordnung und das Wirtschaftssystem zu beraten.
Es wurde ein Konzept entworfen, das den US-Dollar als Ankerwährung vorsah. Alle anderen wichtigen Währungen sollten in festen Relationen zum Greenback gehandelt werden. Zusätzlich wurde beschlossen, dass die US-Notenbank für Ausländer eine Goldeinlösepflicht übernahm. Das bedeutete: Deutsche, französische oder britische Händler, Staaten oder Kunden konnten jederzeit darauf bestehen, ihre US-Dollars in Gold umzutauschen.
Das Währungssystem von Bretton Woods sorgte nach 1945 für eine große Stabilität und beflügelte den Welthandel. Der Weg für die Wirtschaftswunderjahre der Fünfziger wurde so geebnet.