Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Für alle anonymen Schokoladensüchtigen.
Genießt diese besondere Nascherei.
Prolog
Ohne das silberne Herz mit seinem Kristallelement wurden auch die anderen Elemente schwächer.
Und während die Dunkelheit die Meere mit heimtückischen Monstern füllte, um dafür zu sorgen, dass das silberne Herz nie gefunden würde, erschuf sie in den Wüsten grauenhafte Kreaturen, die sich von Träumen ernährten. Doch nicht von gewöhnlichen Träumen, sondern solchen, die eine Seele in tiefe Angst versetzten und sie Stück für Stück verschlangen.
Nur die Magie der Hoffnung hielt der Dunkelheit stand und verschaffte den Menschen der Wüste Zeit. Denn das Kristallelement Feuer würde die Wahrheit ans Licht bringen, wenn das silberne Herz es erweckte.
Hoffnung, in Sanden verloren,
beherrscht das Feuer, erweckt den eisigen Klang.
Kapitel 1
Warme Luft wehte mir um die Nasenspitze, als der Hafen von Mathis in Sichtweite kam. Kuppeln aus hellem Sandstein ragten in die Höhe und ich roch bereits die würzige Luft, die den herben und süßlichen Duft von Gewürzen, die angeblich auf dem Markt gehandelt wurden, zu mir wehte.
Sarabor, das Kaiserreich des Westens. Juwel der Küste. Unglaubliche Sagen rankten sich um dieses Land, zumindest hatten die anderen Passagiere an Bord darüber gesprochen. Von goldenen Straßen war die Rede gewesen und von Schokolade, die aus Brunnen floss. Aber auch von dunklen Kreaturen und unzähligen Dieben, die keine Skrupel kannten. Es gab also auch hier Licht und Schatten.
»Das wird meine neue Heimat«, murmelte ich und zog den Brief aus der Tasche, der vor rund drei Monaten den Weg zu mir gefunden und mein Leben verändert hatte.
Ich konnte noch immer nicht glauben, dass dies alles wirklich geschah, während ich ihn auffaltete, um noch einmal nachzulesen, was darin stand.
In fein säuberlicher Handschrift lud mich eine Madame Cremant ein, zu ihr nach Mathis zu reisen. Sie suchte nach einer Schülerin, die eines Tages ihr Geschäft übernehmen sollte. Dem Brief lag eine bezahlte Karte für die Überfahrt von Singal, der Hauptstadt des Königreichs Dundra, aus dem ich stammte, bei. Ich sollte bis übermorgen, dem dreizehnten Tag des vierten Monats, in ihrem Haus erscheinen, sonst würde sie sich nach einer anderen Schülerin umsehen.
Ich wusste weder, wer Madame Cremant war, noch, warum sie mich auserwählt hatte oder überhaupt ahnte, dass ich existierte. Denn ich war ein Niemand, ein Waisenkind aus ärmsten Verhältnissen in einer unbedeutenden Stadt in Dundra. Ich gehörte nicht zu der angesehenen Gesellschaft, denn meine türkisen Haare und Augen zeigten deutlich, dass Magie in meinen Adern floss. Deswegen war ich immer schon eine Ausgestoßene gewesen. Magie galt als unnatürlich und man fürchtete Menschen, die sie einsetzen konnten. Es gab keine Anzeichen, dass ich diese Kräfte besaß, dennoch hielt sich jeder von mir fern.
Das Waisenhaus, in dem ich als Säugling untergekommen war, hatte mich deswegen so schnell wie möglich vor die Tür gesetzt. Damals war ich vierzehn geworden und durch die Gegend rund um jenen Ort gestreift, in dem ich nicht mehr willkommen war. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als ich eine Waldhütte entdeckte, die verlassen schien. Obwohl ich Angst gehabt hatte, vom eigentlichen Besitzer vertrieben zu werden, bezog ich sie.
Zwei Jahre hatte ich mich durchgekämpft, hatte die harten Winter meines Landes irgendwie überstanden. Ich lebte von dem, was ich selbst fand oder zog. Es reichte gerade so und ich hatte kaum Hoffnung, diesem Dasein jemals zu entkommen.
Bis eines Tages dieser Brief eintraf. Er lag einfach hinter der Tür in meiner Hütte. Als hätte ihn jemand unter dem Spalt hindurchgeschoben. Anfangs dachte ich, er wäre gar nicht für mich bestimmt. Aber dann konnte ich meinen Namen entziffern, und mein Herz hatte wie wild zu schlagen begonnen vor Aufregung, Angst und Hoffnung.
Ich hatte mich wirklich angestrengt, doch es hatte dennoch ewig gedauert, ihn zu lesen, denn ich hatte nicht die Möglichkeit gehabt, lesen und schreiben zu lernen. Was ich beherrschte, hatte ich mir selbst angeeignet, als ich der Leiterin des Waisenhauses beim Erfassen der Lagerbestände der Küche half. Ich war ihr nicht geheuer, trotzdem nahm sie meine Hilfe gerne an, weil sie einfach keine Arbeitskräfte einstellen konnte. Trotzdem wollte sie nicht, dass ich blieb. Zu groß war die Gefahr, wegen meiner Kräfte selbst von den Schergen der Adeligen bestraft zu werden.
Die Arbeit in der Küche und die organisatorischen Tätigkeiten dazu lagen mir, ich hielt mich gerne dort auf, und so hatte ich zumindest eine Ahnung, was auf Bekanntmachungen in Singal oder in kurzen Briefen stand.
Natürlich sahen die Buchstaben anders aus, und deswegen dauerte es seine Zeit, den Brief zu entziffern, besonders weil ich die Handschrift nicht gewohnt war. Manche Buchstaben erkannte ich leichter, andere kaum. Nach zwei Tagen war ich mir ziemlich sicher, was die meisten Worte bedeuteten.
Obwohl mir die Sache immer noch seltsam erschien, packte ich die wenigen Dinge und das Ersatzkleid, das ich besaß, und machte mich auf nach Singal, um das Schiff für die Überfahrt zu besteigen. Ich war nicht wirklich abenteuerlustig, aber die Madame bot mir eine Zukunft, die ich in Dundra nie gehabt hätte.
Freunde hatte ich keine. Es hatte einmal jemanden gegeben, von dem ich dachte, er würde mich mögen. Er hieß Bayet und kam in einem Winter zu mir, half mir mit dem Feuerholz und versprach, Wild zu jagen. Ihm hatte ich vertraut …
Aber er hatte nur eine Möglichkeit gesucht, sich zu verstecken. Als er sich in Sicherheit gewähnt hatte, war er auf und davon gewesen. Zusammen mit dem wenigen Geld, das ich durch den Verkauf von Feuerholz verdient hatte, und dem letzten Vertrauen in Menschen.
»Ich brauche auch niemanden«, sagte ich mir und schob die Gedanken an Bayet beiseite.
Danach hatte ich niemanden in meine Nähe kommen lassen. Von meinem zahmen Eichhörnchen Maron, das sprechen konnte, abgesehen. Ich hatte es in meiner Tasche an Bord geschmuggelt, da ich nicht wusste, ob Tiere erlaubt waren. Ihn zurückzulassen, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Außerdem hätte mich das Eichhörnchen verfolgt, da war ich sicher.
Die Fahrt nach Süden zu dem westlichen Kontinent dauerte etwa zwei Wochen. Zwei Wochen, in denen ich mich mit einem Seemann namens Cham angefreundet hatte, der mein Großvater hätte sein können. Da er nicht aus Dundra stammte, schienen ihn meine Haare nicht zu stören. In seiner freien Zeit hatte er mir von Sarabor und dem Kaiser erzählt.
»Der Anblick von Mathis ist immer wieder schön«, meinte Cham, als er neben mich trat. »Aber lass dich nicht von der Fassade täuschen. Mathis ist ein gefährliches Pflaster, und die meisten Sarabeser mögen keine Ausländer. Außerdem …« Er starrte auf einen Punkt, als hätte er etwas entdeckt, bevor er fortfuhr. »… liegt ein Fluch auf dieser Stadt.«
Ich stieß den Atem aus und ignorierte die Bemerkung mit dem Fluch. Seeleute sprachen ständig von Flüchen und Monstern, und nicht alles, was sie erzählten, stimmte. Mich störte vielmehr, dass die Sarabeser Ausländer nicht mochten. Durch mein Äußeres war ich leicht als jemand aus dem Königreich Dundra zu erkennen. Zumindest dachte ich das, denn ich hatte nicht gehört, dass diese Farbe in einem anderen Land vorkam. Ich konnte nur hoffen, dass man in Sarabor entweder nicht wusste, was diese Farbe bedeutete, oder Magie gegenüber nicht so ablehnend eingestellt war wie in Dundra.
Die Sarabeser besaßen dunkle Haut, die mit Karamell verglichen