Die Kristallelemente (Band 2): Die türkise Seele der Wüste. B. E. Pfeiffer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B. E. Pfeiffer
Издательство: Bookwire
Серия: Die Kristallelemente
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783038961475
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Oriana.«

      »Ja. Bis morgen.« Ich lächelte und öffnete die Ladentür.

      Kühle umfing mich und der fast schon vertraute Geruch nach Schokolade schwebte durch die Luft.

      »Oriana?«, erklang die Stimme der Madame und sie trat hinter dem Vorhang hervor. »Wie fühlst du dich?«

      Ich seufzte. »Gut. Denke ich.« Ich hob den Blick und sah sie an. »Ich habe keine Angst, obwohl ich sie haben sollte.«

      Diesmal seufzte die Madame. »Sie wird wiederkommen, wenn mein Zauber verfliegt. Aber bis dahin bist du hoffentlich stark genug, um dich nicht zu fürchten.«

      »Wieso haben Sie einen Zauber über mich gelegt?«

      »Weil du sonst nicht in der Lage wärst, zu lernen. Ich habe deine Angst gefühlt, Oriana. Sie hätte dich zerstört.«

      Ich nickte. »Dann … danke.«

      »Ich habe den Schutz verstärkt«, erklärte die Madame. »Du bist ab jetzt sicher.«

      Wieder nickte ich und überreichte ihr den Beutel mit dem Zimt.

      »Vielen Dank für deinen Einkauf.«

      »Keine Ursache«, murmelte ich und hielt den Blick gesenkt.

      »Ich werde den Verkauf heute alleine machen«, verkündete die Madame. »Ruh du dich bitte aus.«

      »Aber …«

      »Kein Aber, Oriana. Morgen kannst du mir helfen.«

      »Danke«, hauchte ich erneut und schlich durch die Küche, vorbei an den herrlichen Düften, in mein Zimmer.

      Maron sprang von meiner Schulter auf das Bett. »Ich bin ja auch hier. Ich passe auf.«

      »Das weiß ich zu schätzen«, erwiderte ich und setzte mich ans Fenster.

      Gestern war ich voller Hoffnung gewesen und jetzt wusste ich nicht, ob ich mich wirklich auf all das, was mich hier erwartete, einlassen konnte. Den Start in mein neues Leben hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt.

      Es war noch finster in meinem Zimmer, als mich ein heftiges Klopfen weckte. Benommen tastete ich nach Maron, der schnarchend neben mir auf dem Kissen lag. Ihn würde wohl wirklich nichts aus dem Schlaf reißen.

      Erneut klopfte es, noch stärker als beim ersten Mal. »Ich komme ja gleich, Viola«, murmelte ich und schwang die Beine aus dem Bett.

      Gähnend schlüpfte ich in meine Arbeitskleidung, als es wieder klopfte. Verwirrt starrte ich zur Tür und dann zum Fenster. Das Geräusch war eindeutig von den Fensterläden gekommen. Ich schluckte und fuhr zusammen, als jemand an der Holzverkleidung rüttelte.

      »Maron?«, wisperte ich, aber das Eichhörnchen reagierte natürlich nicht.

      Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich langsam zum Fenster schlich.

      »Vielleicht ist es nur der Wind«, machte ich mir selbst Mut und überlegte, womit ich mich für den Fall der Fälle bewaffnen konnte.

      Ich griff nach einem schwer aussehenden Kerzenhalter und umfasste ihn mit einer Hand, legte die andere an die Verriegelung des Fensterladens. Hatte ich den Verstand verloren, das Ding zu öffnen? Offensichtlich, aber ich musste mich vergewissern, dass nicht doch jemand versuchte, in mein Zimmer einzudringen.

      Zitternd schob ich die Verriegelung weg und riss die hölzerne Verkleidung auf. Still lag die Stadt, über die ich von meinem Fenster aus blicken konnte, vor mir. Nichts deutete darauf hin, dass jemand versucht haben könnte, bei mir einzusteigen.

      Trotzdem streckte ich den Kopf aus dem Fenster und bereute es sofort. Eisige Hände legten sich an meine Wangen und etwas, das wie eine Geistergestalt aus schwarzem Nebel aussah, starrte mir mit tiefroten Augen ins Gesicht.

      Kreischend ließ ich den Kerzenhalter fallen und umklammerte den Fenstersims, als das schauderhafte Wesen an mir zu zerren begann.

      »Lass mich los!«, brüllte ich es an, aber es hielt in seiner Bewegung nicht inne.

      Erst da bemerkte ich, dass der Himmel, den ich für wolkenverhangen gehalten hatte, von diesen Kreaturen verfinstert wurde. Sie trieben in einem Strudel unendlich vieler körperloser Gestalten über der Stadt, bis sich eines der Wesen löste und wie ein Pfeil herabschoss. Wie Blitze ging so Wesen um Wesen nieder, jedes zielte auf ein Haus und drang in ein Fenster ein, aus dem sofort Schreie zu hören waren.

      Aber nirgendwo kämpfte ein Geistergeschöpf mit einem Menschen, nur ich wurde von diesem Wesen gefangen gehalten.

      »Was willst du?«, schluchzte ich und kreischte, als es wieder an mir riss.

      Lange würde ich mich nicht mehr festhalten können und dann zu Boden stürzen. Vermutlich würde ich den Sturz überleben, aber ich wusste nicht, was dann mit mir geschah. Ob dieses Geistergeschöpf mich töten würde?

      Mir war, als würde das Wesen grinsen, während es noch fester an mir riss. Meine Füße verloren den Halt zum Zimmerboden und ich schrie angsterfüllt, weil auch meine Hände sich zu lösen begannen.

      Gedanklich schloss ich mit meinem Leben ab und erwartete den Sturz, aber er kam nicht. Denn ein weiteres Geisterwesen war vom Himmel herabgeschossen und legte seine unförmigen Hände an den Hals jener Kreatur, die mich gepackt hatte.

      Kreischend fuhr mein Angreifer herum und ließ mich los. Es hob seine klauenförmigen Hände und begann, mit dem anderen Geschöpf zu kämpfen. Einen Moment beobachtete ich den seltsamen Kampf und bemerkte, dass jenes Wesen, das sich auf meinen Angreifer gestürzt hatte, ein funkelndes Armband trug.

      Ich blinzelte und versuchte, mich wieder in das Zimmer zu schieben. Mein Körper zitterte heftig vor Angst und Anstrengung. Ich hing nur noch mit den Unterschenkeln im Zimmer und ruderte mit den Armen, um nicht abzustürzen.

      »Oriana!«, keuchte Maron, sprang auf meine Beine und zog verzweifelt daran, um mich zu halten. »Ich schaffe es nicht!«

      »War doch klar«, brummte Viola und ich hörte ihr Flügelschlagen.

      Hände umfassten meine Hüften, ich wurde wieder in das Zimmer gezogen. Die Eule fegte mit ihren Schwingen die Fensterläden zu und Maron kletterte hinauf, um sie zu verriegeln.

      »Dem Sonnenlicht sei Dank, dass dir nichts geschehen ist«, stieß die Madame, die mich hineingezogen hatte, aus und ließ mich los. Ihr Gesicht war kreidebleich, und Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn. »Ich fürchte, ich habe die Situation falsch eingeschätzt.«

      »Was war das?«, hauchte ich und blickte die Madame an.

      Ihre grauen Haare fielen ihr unordentlich in die Stirn und sie rang immer noch um Atem.

      »Das, Oriana, ist der Fluch Sarabors«, antwortete Viola statt Madame Cremant.

      »Still, sie ist noch nicht so weit«, zischte die Madame.

      Ich konnte bereits fühlen, wie ihre Magie über meine Haut kroch und ich ruhiger wurde. »Nein!«, sagte ich flehentlich. »Bitte, ich will nicht einfach schlafen und nichts empfinden. Ich möchte, dass Sie es mir erklären!«

      »Oriana, hier sind Mächte am Werk, die du noch nicht verstehst. Und im Moment …«

      »Wie soll ich nicht ständig in Angst leben, wenn Sie mir nicht sagen, was hier vor sich geht?«, schluchzte ich. »Bitte, ich will nicht wieder durch Magie ruhiggestellt werden. Sagen Sie mir, was hier passiert ist!«

      Die Madame musterte mich, dann seufzte sie. »In Ordnung, ich erzähle dir alles, was ich über den Fluch Sarabors weiß. Aber nicht hier.« Sie stand auf und schwankte leicht. »Komm, wir gehen in den Laden.«

      Ich schüttelte den Kopf. »Diese Wesen werden uns im Garten angreifen!«

      »Nein, das werden sie nicht«, widersprach die Madame. »Der Schutz hält sie fern. Er hat auch verhindert, dass sie in dein Zimmer vordringen konnten,