Inzwischen hatte Herr Pfäffling ein Verhör mit seinen Söhnen angestellt, und Otto hatte gestanden, dass er bei Beginn des Schuljahrs die Grammatik geholt hatte. Er suchte sich zu rechtfertigen: »Ich hätte gerne die alte Ausgabe benützt,« sagte er, »aber als sie der Professor nur sah, war er schon ärgerlich und sagte: ›Die kenne ich, die habe ich schon bei deinem ältesten Bruder beanstandet, und er hat sie doch immer wieder gebracht, dann hat mich dein Bruder Wilhelm das ganze Schuljahr hindurch vertröstet, er bekomme bald eine neue Auflage, und es ist doch nie wahr geworden, aber zum dritten Mal lasse ich mich nicht anschwindeln. Die alte Auflage muss wohl noch von deinem Großvater stammen?‹ So hat der Professor zu mir gesprochen, was habe ich da machen können?«
»Mir hättest du das gleich sagen sollen, dann wäre sie bezahlt worden.«
»Du hast damals gar nichts davon hören wollen,« sagte Otto kläglich.
»Dann hättest du es der Mutter sagen sollen.«
»Die Mutter schickt uns immer zu dir.«
»Ach was,« entgegnet Herr Pfäffling ungeduldig, »du bist ein Streiter; wie du es hättest machen sollen, kann ich nicht sagen, jedenfalls nicht so. Denkt nur, wohin das führen würde, wenn ihr alle sieben auf Rechnung nehmen würdet. Wenn man so knapp daran ist wie wir, dann kann man durchaus keine Neujahrsrechnungen brauchen, die Mutter und ich bringen es immer zustande ohne solche, und ihr müsst es auch lernen. Darum zahle du nur selbst die vier Mark. Du hast ja an Weihnachten Geld geschickt bekommen?«
»Ich habe keine drei Mark mehr.«
»Dann helfen die Brüder. Ihr habt es doch wohl gewusst, dass Otto die Grammatik geholt hat? Also, dann könnt ihr auch zahlen helfen. Jeder eine Mark, oder meinetwegen eine halbe, und die vierte Mark will ich darauflegen. Aber springt nur gleich zum Buchhändler, zahlt und bringt mir die Quittung, und am nächsten Neujahr kommt keine Rechnung mehr, Kinder, nicht wahr?« Sie versprachen es, nahmen des Vaters Beitrag dankbar entgegen und waren froh, dass die Sache gnädig abgelaufen war. Das Geld wurde zusammengesucht, Otto wollte es gleich zum Buchhändler tragen. Als er hinunterkam, hielt eben vor der Haustüre eine Droschke, eine kleine Dame stieg aus, hinter Pelzwerk und Schleier hervor sah Fräulein Vernageldings Lockenköpfchen. Sie kam zur Stunde. »Armer Vater, auch das noch!« musste Otto denken. Aber das Fräulein sprach ihn freundlich an: »Es ist zu kalt heute, um zu Fuß zu gehen, wollen Sie nicht auch fahren? Da wäre eben eine Droschke frei!«
»Danke, nein, ich gehe zu Fuß,« entgegnete Otto, lief davon und lachte vor sich hin über den Einfall, dass er zum Buchhändler fahren sollte. Aber das Lachen verging ihm bald, es lacht niemand auf der Straße bei zwanzig Grad Kälte!
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