Rocket Science. K.M. Neuhold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K.M. Neuhold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238312
Скачать книгу
zucke die Schultern, in der Hoffnung, dass die Bewegung seine Hand vertreibt, aber sie bleibt fest an Ort und Stelle. »Er lacht mich nie aus und sagt mir immer, wie er wirklich über Dinge denkt, sodass ich nie raten muss. Er ist immer für mich eingestanden, wenn mich die anderen in der Middleschool und Highschool gemobbt haben.«

      »Wow, er klingt wie ein echter Traumprinz«, bemerkt Alex in einen Tonfall, den ich nicht ganz verstehe.

      »Er ist einfach Theo.«

      »Aha.«

      »Ich weiß nicht, was das bedeutet«, murre ich irritiert. Das ist genau das, was ich meine: Die Menschen ergeben keinen Sinn und das ist frustrierend.

      »Es soll gar nichts bedeuten. Ich habe nur über das nachgedacht, was du gesagt hast«, erklärt er einfach. »Wenn du mich fragst, ich finde, du solltest gehen.«

      Ich werfe ihm einen neugierigen Blick zu und er unterdrückt etwas, das nach einem weiteren Lachen klingt.

      »Heute Abend. Du solltest dich mit dem heißen Kerl treffen. Selbst wenn du in Theo verliebt bist, heißt das nicht, dass du dich nicht mit anderen Kerlen treffen kannst, bis ihr zwei zueinander findet.«

      »Was?«, stottere ich und meine Augenbrauen springen in die Höhe, während ich versuche, seine Worte zu verstehen. »Wenn ich in Theo verliebt bin?«

      »Na ja, ja. Es klingt irgendwie so, als…«

      »Nein«, unterbreche ich ihn, schüttele meinen Kopf und lächle aufgrund der schieren Absurdität. »Theo ist mein Freund. Das ist alles.«

      »Was ist dann das Problem mit dem heißen Typen?«

      »Da gibt es kein Problem. Ich hasse es einfach, soziale Kontakte zu pflegen, und es war eine lange Woche. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Kraft für einen Abend habe, an dem ich mich durchgehend darum sorge, etwas Dummes zu sagen oder zu tun.« Das Geständnis überrascht mich. Es ist genau so etwas, das ich normalerweise nur Theo anvertrauen würde, aber Alex hat meine Abwehrmechanismen mit seiner lächerlichen Theorie durchbrochen.

      »Weißt du, was ich mache, wenn ich befürchte, etwas Dummes zu sagen?«

      »Was?«, will ich wissen.

      »Ich sage absichtlich etwas wirklich Dummes, um es hinter mich zu bringen. Wenn er darüber lacht, weiß ich, dass wir ein schönes Date haben können, und ich kann mich entspannen. Wenn er komisch reagiert, denke ich mir eine Entschuldigung aus und sehe zu, dass ichwegkomme.«

      Mein Mund öffnet sich, als ich die schiere Unverfrorenheit dieser Taktik in Betracht ziehe. Ich rücke die Brille auf meiner Nase nach oben, als sie herunterzurutschen droht. Er sagt absichtlich etwas Dummes in dem Wissen, dass jemand anderes es hört?

      »Das ist… wow, wenn ich mir nicht sicher wäre, vor Scham in Flammen aufzugehen, würde ich das sowas von probieren.«

      »Heiße die Scham willkommen«, rät er mir. »Es hat noch nie jemanden umgebracht.«

      »Du meinst, nicht, dass du weißt«, stelle ich klar. »Trotzdem danke für den Tipp.«

      »Kein Problem.« Endlich lässt er meine Schulter los und ich seufze erleichtert.

      Pax

      Ich lehne mich gegen die raue Backsteinfassade der Spielhalle, während ich auf Elijah warte. Ich scrolle durch mein Handy, schaue mir die Chatgespräche der vergangenen Woche an und lächle. Stück für Stück ist er aus sich herausgekommen und ich bin gespannt zu sehen, wie er heute Abend drauf sein wird. Wird er ohne Alkohol und ohne ein Display als Puffer wieder der schüchterne, errötende Elijah sein oder der Elijah, der mich als Idiot betitelt, wenn wir diskutieren?

      Ich erhasche einen Blick auf ihn. Mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen läuft er die Straße entlang, seine Schultern hochgezogen, als versuche er, sich klein zu machen, damit niemand anderes auf der Straße ihn bemerkt. Und es scheint zu funktionieren, denn die Leute drängen sich an ihm vorbei, ohne einen zweiten Blick an ihn zu verlieren. Wie irgendjemand ihn übersehen kann, verstehe ich einfach nicht.

      Er sieht nicht großartig anders aus als letzte Woche und trägt einen anderen modischen Blazer über einem einfachen Shirt, dazu eine Jeans. Sein Haar ist gekämmt, anders als an dem Morgen, als ich ihm Frühstück vorbeigebracht habe, und ich stelle fest, dass ich vermisse, wie wild seine Locken waren, als er offensichtlich gerade erst aus dem Bett gefallen ist. Ich wette, nach einem harten Fick sieht er unglaublich aus. Der Gedanke trifft mich wie ein Schlag in den Magen und raubt mir für ein paar Sekunden den Atem, ehe Elijahs Augen meine finden und ich mich dazu zwinge, ihn anzulächeln und vorzugeben, dass sich keine Vorfreude zwischen meinen Beinen einstellt.

      »Hey«, grüßt er mich nervös.

      »Hey, Einstein, schön, dich zu sehen.«

      Er blinzelt mich mit einem Hauch Verwunderung in den Augen an, als könnte er nicht glauben, dass es wirklich schön ist, ihn zu sehen. Es bricht mein Herz, dass er sich so fühlt, und ich verstehe plötzlich, wieso mein Bruder seinen Freund so umsorgt. Elijah hat etwas an sich, das dafür sorgt, dass man ihn vor der großen, bösen Welt beschützen will.

      »Wie war dein Flug?«, fragt er, als ich ihn in die Spielhalle scheuche.

      »Meh.« Ich zucke die Schultern. Normalerweise fliege ich zwei Mal die Woche, also fällt mir da meist nichts Besonderes auf, wenn es keine großartigen Probleme gibt. »Da war ein heißer Flugbegleiter, der fast den ganzen Flug über mit mir geflirtet hat.«

      »Sowas passiert auch nur dir«, murmelt er und schüttelt den Kopf, während ich lache.

      »Aww, bist du eifersüchtig, kleiner Nerd? Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, dass es eine Frau war und ich nicht mal ansatzweise interessiert war?«

      »Ich bin nicht eifersüchtig«, behauptet er, doch die Anspannung weicht aus seinen Schultern. Aber ich entscheide mich, nicht weiter darauf einzugehen.

      »Bist du bereit, in Pac-Man besiegt zu werden?«, erkundige ich mich und nicke in Richtung des nächstgelegenen Spielautomaten.

      »Du träumst wohl«, entgegnet er und flitzt zu dem Spielautomaten.

      Tatsächlich besiegt Elijah mich bei Pac-Man, dafür schlage ich ihn bei Space Invaders, also ist das in Ordnung für mich.

      »Also, kein fester Freund. Was hat es damit auf sich? Bist du zu beschäftigt damit, ein Genie zu sein, oder was?«, frage ich, um ein Gespräch aufzubauen, als wir eine Pause vom Spielen machen und uns hinsetzen, um fettiges Bar-Essen zu bestellen.

      Die Röte, die in Elijahs Wangen kriecht, ist die Frage definitiv zu hundert Prozent wert.

      »Ich habe nicht… ähm…« Er nestelt an den Knöpfen seines Blazers und schaut überall hin, nur nicht zu mir.

      »Bin ich in ein Fettnäpfchen getreten? Theo hat mir gesagt, dass du schwul bist. Hat er mir nicht alles erzählt? Bist du asexuell und ich gerade schwer von Begriff oder so?«

      Schließlich schaut er mich an und schüttelt heftig den Kopf. »Nein, ich bin nicht asexuell oder aromantisch oder so. Ich date einfach nicht.«

      »Warum nicht?«

      Elijah stößt ein humorloses Lachen aus. »Weil die Menschen einfach keinen Sinn ergeben. Da sind so viele Dinge, die man sagen oder tun soll, um jemandem zu zeigen, dass man interessiert ist, aber niemand hat mir je gesagt, was das für Dinge sind. Und die Menschen lügen, nicht nur mit ihren Worten, auch mit ihrem Lächeln oder ihren Augen. Sie geben vor, dich zu mögen, nur damit sie hinter deinem Rücken über dich lachen oder deine Hausaufgaben abschreiben können.«

      Mein Herz bricht für ihn und seine Worte treffen mich auf einer persönlicheren Ebene, als ich mir eingestehen möchte.

      »Also hast du nie… äh… jemanden gedatet?«, frage ich so vorsichtig, wie ich kann. Ich bin mir sicher, dass es mich nichts angeht, aber ich bin trotzdem neugierig.

      »Ich habe gerade gesagt, dass ich das nicht gemacht