»Stimmt haargenau«, sagte der erste Beamte und grinste triumphierend. »So gerissen wie Sie, Parker, sind wir schon lange.«
»Ich möchte nicht versäumen, Ihnen mein Kompliment auszusprechen. Sie waren überaus überzeugend.«
Josuah Parker suchte nach einer Möglichkeit, die beiden Gangster in den Polizeiuniformen auszuschalten, doch im Moment war daran wohl nicht zu denken. Sie waren ungemein vorsichtig und gaben sich keine Blö-ße. Sie ließen ihre drei Gefangenen nicht aus den Augen, als sie sie zurück ins Haus drängten.
Parker dachte an die richtige Mandy Saxon.
Hoffentlich war sie so klug, sich nach oben ins Haus zu flüchten. Hoffentlich hatte sie bemerkt, was sich knapp vor der Haustür abgespielt hatte.
Agatha Simpson erhielt einen derben Stoß in den Rücken, als sie nach Ansicht der beiden falschen Uni-formierten nicht schnell genug ging. Daraufhin drehte sie sich ungeniert um und verabreichte dem Täter ei-nen noch derberen Knuff mit der Ellbogenspitze, worauf der Getroffene unter Luftschwierigkeiten litt.
»Keine Dummheiten«, warnte der zweite Mann sofort und nahm die Waffe hoch, die übrigens mit einem Schalldämpfer versehen war. »Wir haben Feuer frei für Streifschüsse. Merkt euch das!«
Parker hörte Schritte auf der Treppe, wandte sich ein wenig um und entdeckte Buckhurst, der soeben auf der Szene erschien. Buckhursts Haltung war ein einziger Triumph.
»Na also«, sagte er. »Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis … Jetzt bin ich an der Reihe!«
»Sie Monster!« rief Agatha Simpson ihm wütend zu. »Dafür werde ich Sie noch ohrfeigen.«
Buckhurst lachte nur laut. Was sollte ihm jetzt noch passieren?
*
»Alle Spuren verwischt«, sagte Buckhurst und wandte sich vom Erkerfenster ab. »Der Streifenwagen ist weg.«
»Das besorgte sicher einer Ihrer Mitarbeiter, nicht wahr?« Parker saß in einem Sessel. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken zusammengebunden.
»Genau, Parker. Der Junge, der das Haus beobachtet hat. Damit sinken Ihre Aussichten auf Null, oder?«
»Ich fürchte, ich muß Ihnen beipflichten.«
»Sie sind ein Rüpel«, stellte Agatha Simpson böse fest, denn auch sie saß gebunden in einem Sessel.
Kathy Porter in ihrer Rolle als Mandy Saxon stand neben dem Kamin. Sie wirkte sehr eingeschüchtert. Auch jetzt spielte sie ihre Rolle erstklassig, falls sie nicht wirklich Angst hatte. Die beiden Schläger in Poli-zeiuniform hatten sich vor ihr aufgebaut und warteten nur darauf, daß Buckhurst einen entsprechenden Be-fehl gab.
Buckhurst schlenderte genießerisch auf sie zu und – ohrfeigte sie. Kathy Porter als Monroe-Kopie nahm ängstlich die Arme hoch und schluchzte prompt auf.
»Das ist nur ’ne kleine Warnung«, stellte Buckhurst fest. »Also, wo ist der Sex-Report, Mandy? Red’ schnell, ich habe nicht viel Geduld!«
Kathy Porter hütete sich zu antworten. Wenn sie Mandy Saxon auch äußerlich ungemein glich, so war sie doch nicht in der Lage, die etwas piepsige Stimme der Monroe-Kopie zu imitieren.
»Ich glaube, wir verpassen ihr erst mal ’ne kleine Tracht Prügel«, schlug Buckhurst vor. »So was wird sie in Stimmung bringen. Und dann schreibt sie uns mal ’ne Liste der Personen auf, mit denen sie’s getrieben hat. Haben Sie mich verstanden, Mandy?«
Kathy Porter nickte und schluchzte weiter, um nicht antworten zu müssen.
Die beiden falschen Streifenbeamten ohrfeigten sie, wobei Kathys Perücke leider etwas verrutschte, wie Parker sah.
Er schloß die Augen. Jetzt mußte der ganze Schwindel herauskommen.
»Stop!« rief Buckhurst, der ebenfalls aufmerksam geworden war. »Was haben wir denn da?«
Er riß ihr die Perücke vom Kopf und demaskierte sie. Doch damit nicht genug. Buckhurst fetzte ihr die Kleidung vom Körper, wobei die Behelfspolster, die die üppigen Linien vorgetäuscht hatten, auf dem Boden landeten.
Innerhalb weniger Sekunden war Kathy Porter nur noch mit Slip und BH bekleidet, und sie sah darin ein-fach hinreißend schlank, jugendlich und sportlich aus.
»Besser als das Original«, sagte selbst Buckhurst verblüfft, »das haut einen doch glatt vom Schlitten!«
Kathy Porter empfand das wahrscheinlich als eine Aufforderung.
Sie schlug nämlich zu.
Und zwar mit ihrer linken Handkante.
Daß sie eine erstklassige Karatekämpferin war, zeigte sich innerhalb weniger Sekunden.
Buckhurst brüllte auf und ging in die Knie. Als er nach seiner Waffe greifen wollte, erhielt er einen Fuß-tritt und kollerte rücklings über den Teppich genau auf Mylady zu.
Mylady ließ sich diese günstige Gelegenheit nicht entgehen. Ihre Füße, die natürlich wieder in derben Schuhen steckten, traten hart zu. Die Schuhspitze erwischte den Gangsterchef am Kinn, der daraufhin weich und schlaff auf dem Teppich liegenblieb.
Die beiden Uniformierten hatten es mit einem Wirbelwind zu tun.
Kathy Porter, durch Kleidung nicht mehr beengt, revanchierte sich für die Ohrfeigen. Ihre Handkanten waren wie Baseballschläger. Sie trafen hart und plaziert. Die beiden Uniformierten wurden von ihr quer durch den Raum getrieben und schafften es noch nicht mal, in den Korridor zu kommen. Einige Meter vor der Tür blieben sie bewußtlos auf dem Boden liegen. Kathy Porters Handkante hatte sie in das Land der Träume geschickt.
»Sehr begabt, Kindchen«, stellte Agatha Simpson fest, als Kathy Porter auf sie zukam und sie dann los-band. »Ihre Veranlagungen sind gut.«
»In der Tat«, erklärte auch Parker zufrieden, als er frei war, »ich möchte nicht versäumen, mich bei Ihnen zu bedanken.«
»Aber Mister Parker«, wehrte Kathy verlegen ab. »Das ergab sich so.«
»Lenken Sie Mister Parker nicht unnötig ab«, ließ Agatha Simpson sich vernehmen. »Ziehen Sie sich et-was über, Kindchen.«
Kathy wurde prompt rot und verließ das Zimmer. Josuah Parker befaßte sich mit den drei Gangstern und benutzte die bereits gebrauchten Stricke, um jetzt sie zu binden. Er besorgte das innerhalb weniger Minuten.
»Polizei«, rief Agatha Simpson vom Erkerfenster her und deutete nach unten auf die Straße. »Na, mit dem Trick werden sie bei mir nicht mehr landen können. Diese Ganoven können sich auf was gefaßt machen.«
*
Es läutete energisch.
Parker und Mylady gingen zur Tür.
Der Butler hatte sich mit einer Beutewaffe ausgerüstet und öffnete höflich, wobei er den schallgedämpf-ten Revolver natürlich nicht sehen ließ.
»Sie wünschen, meine Herren?« erkundigte er sich.
»Alles in Ordnung?« fragte einer der beiden Uniformierten. »Wir sind alarmiert worden.«
Bevor Parker eine dementsprechende Frage stellen konnte, weil er nun doch etwas stutzig geworden war, langte Mylady bereits mit ihrem Pompadour zu.
Kurz, dafür aber sehr nachhaltig.
Der Fragesteller ging in die Knie und war sofort außer Form. Der zweite Beamte erhielt von Mylady eine derbe Ohrfeige. Er mußte sich daraufhin gegen die Hauswand lehnen, weil seine Knie zitterten.
»Einen Moment, bitte, Mylady.«
Parker hob besorgt die Arme. »Diese beiden Herren scheinen echt zu sein.«
»Papperlapapp«, schnitt Mylady ihm das Wort ab. »Noch mal falle ich auf solche Tricks nicht