Snoop, bis zum Gürtel nackt, cremte sich mit einem Öl ein, daß seine Haut sofort dunkel werden ließ. Ne-ben ihm auf einem Stuhl lag eine kunstvoll geschnitzte Teufelsmaske und ein Umhang. Der Vollprofi machte sich bereit, später den Satan zu spielen. Herb half ihm beim Ankleiden und grinste.
»Das wird eine Supershow werden«, prophezeite er, »der Laden ist gerammelt voll, keiner hat sich ge-drückt.«
»Hawkins hat wirklich gute Vorarbeit geleistet«, stellte Snoop fest, »er wird uns hoffentlich nicht eines Tages fehlen.«
»Die Adressen von zahlungskräftigen Kunden bekommen wir auch ohne ihn«, meinte Herb abfällig. »Es gibt ja erfreulicherweise genug Dumme, die sich solche schwarzen Messen nur zu gern andrehen lassen.«
»Sind die Infra-Kameras in Ordnung?« vergewisserte sich Snoop. »Sobald die Massenorgie einsetzt, be-ginnt ihr mit den Aufnahmen.«
»Die Jungens wissen Bescheid.« Herb sah in Richtung der beiden Gangster, die Kathy inzwischen präpa-riert hatten.
»Dann wollen wir die Kleine mal in Hochstimmung bringen«, meinte Snoop. »Gib’ mir die Spritze, Herb! Malpert muß da einen tollen Stoff zusammengemixt haben. Er sagt, die Kleine würde danach schreien, um vernascht zu werden.«
Kathy schloß ergeben die Augen, denn eine Gegenwehr schien ausgeschlossen. Sie zuckte leicht zusam-men, als Snoop ihr die Spritze verabreichte. Sie wußte nicht, was sie enthielt, konnte sich aber leicht aus-rechnen, daß sie ein starkes Aphrodisiakum enthielt, das ihre Sinne aufpeitschte.
»Bis gleich, Süße«, sagte Snoop zu ihr und tätschelte ihre nackte Hüfte. »In ein paar Minuten sehen wir uns wieder. Streng’ dich an, damit die Gäste auf ihre Kosten kommen!«
Herb und die beiden jungen Gangster verließen den kleinen Raum unter dem Altar. Kathy hatte mitbe-kommen, welche Aufgaben Sie übernommen hatten. Das Stichwort Infra-Kameras hatte ihr bereits genügt. Während der Massenorgie sollten von den Gästen Aufnahmen gemacht werden. Mit diesen eindeutigen Bildern sollten die Leute dann später erpreßt werden. Einfacher war an das große Geld nicht zu kommen.
Kathy horchte in sich hinein und wartete auf die Wirkung der Spritze. Sie spürte deutlich ein aufsteigen-des Wärmegefühl in ihren Adern und sah Snoop groß an, der sich jetzt dicht über sie beugte, sehr dicht so-gar.
Kathy handelte impulsiv.
Sie war derart wütend und angewidert, daß sie blitzschnell ihre Stirn hochschnellen ließ.
Snoop brüllte auf und fuhr zurück.
Sie hatte genau seine Nase getroffen. Blut stürzte hervor, Snoop stöhnte und wimmerte, ballte die Fäuste und wollte auf Kathy einschlagen.
»Später«, sagte er, sich dann aber doch zurückhaltend, »dafür wirst du mir noch büßen, verdammtes Stück, dafür zerreiße ich dich in der Luft!«
»Sie Schwein!« fauchte Kathy.
»Hast du ein Glück, daß ich jetzt raus muß«, sagte Snoop, sich die blutende Nase haltend. »Dafür reiche ich dich oben an jeden weiter, der dich haben will.«
Er nahm ein Tuch, wischte sich die Nase, befingerte sie vorsichtig und stülpte dann die Maske über. In Sekundenbruchteilen verwandelte er sich.
Er wurde zu jenem Satan, den Kathy bereits gesehen hatte. Diese Verwandlung war fast vollkommen. Bei richtiger Beleuchtung wirkte Snoop wie eine Erscheinung aus der tiefsten Hölle.
Es dauerte nicht lange, bis der kleine Lift sich in Bewegung setzte. Kathy schwebte, auf dem Sarg lie-gend, nach oben, sah, wie der Altar sich öffnete, hörte eine unheimliche Musik, die nur aus einem Synthesi-zer stammen konnte, und schloß dann geblendet die Augen, als das Licht eines starken Scheinwerfers sie traf.
Satans Opfer lag auf dem Altar …
*
Andächtiges Raunen war zu vernehmen.
Etwa zwanzig geladene Gäste standen ganz unter dem Eindruck dessen, was sich ihren erstaunten Augen bot. Die Frauen und Männer waren vorher bereits durch berauschende Getränke angeheizt worden. Für sie war es Wirklichkeit, was sich dort oben auf dem Altar abspielte.
Unter diesen Gästen befanden sich auch Lady Simpson, die vorn auf einem Sitzpolster Platz genommen hatte und in Trance zu sein schien. Wie übrigens auch ihr Butler, der die Hände hochhob und Satan grüßte.
Kathy Porter lag regungslos auf dem Sarg, hatte die Augen weit geöffnet und vermochte sich nicht zu wehren, als der Satan an sie herantrat und mit einer weitausholenden Bewegung den blutroten Mantel von ihrem schweißnassen Körper zog. Nackt und hilflos lag sie vor der Menge und schien darauf zu warten, sich mit dem Satan vermählen zu können.
»Lassen Sie diesen verdammten Unsinn«, war plötzlich Myladys Stimme zu hören, grollend und verärgert. »Was soll dieser Mummenschanz?«
Snoop fuhr blitzartig herum und geriet offensichtlich aus der Fassung, denn er hatte mit dieser Entwick-lung bestimmt nicht gerechnet. Gleichzeitig aber zuckte er zusammen, denn Josuah Parker hatte einen seiner Spezial-Kugelschreiber auf ihn abgeschossen.
Ein winziger Pfeil, der in der Größe an eine Nadel erinnerte, war aus der Spitze des Kugelschreibers her-vorgezischt und hatte sich in die Brust des Satans gebohrt.
Dieser Miniaturpfeil hatte es natürlich in sich, wie man sich denken kann. Die Nadelspitze war präpariert und enthielt ein leichtes Lähmungsgift nach Art der Amazonas-Indianer. Es war nicht tödlich, aber es wirk-te. Vielleicht noch schneller und nachhaltiger als Curare.
Bevor Snoop sich diesen lästigen und giftigen Pfeil aus der Brust zerren konnte, betätigte Mylady sich bereits sportlich. Sie schmetterte ihm ihr Sitzkissen auf die Maske, die dadurch leicht ins Rutschen kam und Snoop die Sicht nahm. Als er sie endlich wieder hatte, stand Parker neben dem Vollprofi und rammte ihm seine Krawattennadel tief ins Gesäß.
Worauf Satan aufschrie, die restliche Fassung verlor und fluchtartig den Altar verließ. Doch er kam nicht weit, denn das Lähmungsgift tat bereits seine Wirkung. Zu Füßen der geladenen Gäste sackte Snoop zu-sammen und streckte sich auf den Teppichen geruhsam aus. Er verlor dabei seine furchterregende Teufels-maske und sah eigentlich nur noch jämmerlich aus.
Satan war demaskiert worden!
»Ich darf um Ruhe bitten, die Herrschaften«, ließ Parker sich mit tragender, gemessener Stimme verneh-men. »Sie wurden gerade Zeugen eines albernen Mummenschanzes, der den Zweck hatte, Sie später zu er-pressen.
Auf welche Art und Weise das geschehen sollte, werde ich Ihnen jetzt zeigen.«
Tödliche Stille!
Vielleicht begriffen die Gäste in diesem Augenblick, auf was sie sich in ihrer Einfalt oder Sensationslust eingelassen hatten. Parker winkte nach hinten zur Tür, die sich jetzt öffnete. Die beiden jungen Gangster samt Herb erschienen auf der Bildfläche und gingen staksig und mechanisch wie Roboter. Jeder von ihnen trug eine Handkamera, die mit einem Infrarot-Zusatzgerät versehen war.
Sie kamen nach vorn zum Altar und legten hier ihre Kameras gehorsam ab. Dann setzten sie sich um ihren Satan und senkten ergeben die Köpfe.
»Vielen Dank, Mister Malpert«, wandte sich Parker an den alten Mann, der einen weißen Kittel trug und auf der Szene erschien. Malpert wirkte bestürzt und unsicher, als er sich den vielen Menschen gegenübersah.
»Diesem Mann gebührt Dank«, erklärte der Butler, »nur mittels, seiner genialen Fähigkeiten konnte diese Straftat vermieden werden.«
Beifall klang natürlich nicht auf.
Die geladenen Gäste waren ohne Ausnahme tief beschämt und völlig verunsichert, sie wußten nicht, was sie tun sollten.
»Sie können jetzt gehen«, rief Parker ihnen zu. »Beeilen Sie sich, denn die Polizei wird in der nächsten halben Stunde hier erscheinen, um einige Mordtaten aufzuklären! Vielleicht meiden Sie in Zukunft Satans-messen, die ich nur als