Jetzt ging dem Bobby allerdings ein Licht auf, und er reagierte dementsprechend. Er setzte sich in Trab und leitete die Verfolgung des Zeugen ein, der übrigens deutlich sichtbar humpelte. Seine Zehen schienen die Belastung durch Mylady noch nicht ganz verdaut zu haben.
*
»Sie sehen ja schon wieder recht manierlich aus«, stellte Lady Simpson fest, als Mandy Saxon aus dem Badezimmer kam. Sie hatte sich ausgiebig erfrischt, dennoch waren ihr die Spuren der harten Befragung noch deutlich anzusehen.
Kathy Porter hatte ihr ein Kleid geliehen, das sich über die üppigen Formen der Monroe-Kopie spannte.
»Ein Schluck wird Ihnen guttun, Kindchen«, behauptete Agatha Simpson und winkte Parker herbei, der bereits für die entsprechenden Erfrischungen gesorgt hatte. Mandy Saxon ließ sich nicht lange nötigen und trank das Sherryglas leer. Dann nahm sie etwas schüchtern in einem Sessel Platz.
»Genug der Höflichkeiten«, sagte Mylady jetzt energisch. »Kommen wir zur Sache!«
»Was meinen Sie damit, Mylady?« Mandy Saxon war von Lady Simpson sehr beeindruckt.
»Wieso behaupteten Sie, der Sex-Report sei Ihnen von mir und meinem Butler gestohlen worden?«
»Aus Angst, Lady Simpson«, räumte Mandy Saxon ein. »Was sollte ich denn sonst tun? Sie ahnen ja nicht, wie brutal und sadistisch die beiden Gangster waren.«
»Wäre es nicht besser gewesen, das Manuskript herauszugeben?« schaltete der Butler sich ein. »Oder darf ich von der Tatsache ausgehen, daß dieses Manuskript überhaupt nicht existiert?«
Mandy Saxon ließ sich Zeit mit der Antwort.
Sie sah zuerst verlegen zu Boden, studierte ausgiebig das Muster des Teppichs, interessierte sich dann für die Kassettendecke und druckste ein wenig herum.
»Verplempern Sie nur nicht meine Zeit«, erklärte Agatha Simpson grimmig. »Heraus mit der Sprache, Kindchen!«
»Ich – ich habe es noch nicht geschrieben«, gestand Mandy Saxon ein wenig verlegen und verschämt, »aber ich werde es bald tippen, mein Wort darauf!«
»Auch nach diesem Ärger?« wollte Agatha Simpson weiterhin wissen.
»Doch, ja. – Vielleicht.«
»Haben Sie überhaupt schon einen Verleger?«
»Noch nicht, aber einige Angebote.« Die Antwort kam etwas zu schnell. Mandy Saxon schien zu schwin-deln.
»Worauf lief das alles wirklich hinaus?« stellte die Detektivin die Kernfrage. »Wollen Sie sich nicht dafür bezahlen lassen, dieses Manuskript eben nicht zu schreiben?«
Der Teppich war wieder an der Reihe, dann die Kassettendecke. Und zur Abwechslung und Ausweitung befaßten Mandy Saxons Augen sich jetzt zusätzlich noch mit einem wunderschön gearbeiteten, alten Maha-goni-Sekretär.
»Die Antwort«, verlangte die resolute Dame ein wenig laut.
»Ich weiß es selbst nicht«, redete Mandy Saxon sich heraus. »Paul war der Ansicht …«
»Paul Hamlin?« unterbrach Kathy Porter.
»Paul Hamlin«, bestätigte die Monroe-Kopie. »Er war der Ansicht, daß man sich bei den Personen, die ich erwähnen will, zuerst mal die Erlaubnis einholen sollte, ob man auch deren Namen nennen dürfte.«
»Ein geschicktes Verfahren«, lobte Lady Simpson abfällig.
»Aber keine Erpressung. Über Schweigegeld wurde nie geredet«, sagte Mandy Saxon hastig. »Mein Eh-renwort, Mylady. Das hätte ich niemals zugelassen.«
»Ich möchte Zahlen hören«, forderte die Detektivin in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Wie viele Personen wurden angeschrieben?«
»Paul besorgte das per Telefon. Das überließ, ich immer ihm. Ich genierte mich, wenn Sie mich verstehen.«
»Wie viele Namen?«
»Über ein Dutzend, Mylady.« Mandy senkte den Kopf und schämte sich wieder ein wenig.
»Und alle Herren waren der Ansicht, daß ihre Namen nicht genannt werden müßten, oder?«
»Alle!« Mandy Saxon nickte.
»Und was bot man Ihnen im Schnitt?«
»Da Sie dabei sind, reinen Tisch zu machen, sollten Sie auch das nicht verschweigen«, warf der Butler ein. »Ihre Ehrlichkeit wird Myladys Bereitschaft fördern, Sie zu beschützen.«
»Im Schnitt vielleicht 5000 Pfund.« Jetzt genierte sie sich tatsächlich.
»Recht beachtlich«, stellte Agatha Simpson fest. »War Mister Buckhurst ebenfalls einer Ihrer früheren Begleiter?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Er will also mit Ihrem Sex-Report nur erpressen, nicht wahr?«
»Bestimmt!« pflichtete die Monroe-Kopie der Lady bei. »Ich kenne diesen Buckhurst überhaupt nicht.«
»Bleibt noch ein kleines, aber wichtiges Detail«, sagte der Butler gemessen. »Auch die Antwort darauf sollten Sie Mylady nicht schuldig bleiben, Miß Saxon.«
»Ich will reinen Tisch machen.«. Sie sah ihn unsicher an.
»Wer schoß auf Sie, als Sie vor der Staffelei standen?«
»Paul Hamlin.« Sie schämte sich und war verlegen.
»Und warum?«
»Um Pressemeldungen zu lancieren«, lautete ihre Antwort. »Einige Interessenten an meinem Manuskript zögerten die Zahlungen hinaus oder wollten von ihrem Angebot plötzlich nichts mehr wissen.«
»Wer der Bogenschütze ist, ahnen Sie?«
»Nein. Eben nicht! Paul und ich waren völlig entgeistert. Seitdem wußten wir, daß wir den Bogen viel-leicht etwas überspannt hatten.«
»Ein treffender Vergleich«, stellte Mylady fest. »Reden wir nicht mehr von Ihrer Absicht. Oder von der dieses Hamlin. Ist er übrigens Ihr Freund?«
»Wir wollen eines Tages heiraten«, sagte sie hoffnungsfroh.
»Es geht nichts über einen gesunden Optimismus«, reagierte die Detektivin trocken. »Wann lernten Sie ihn kennen?«
»Vor einigen Monaten, als ich in einem Nachtclub arbeitete. Ich bin nämlich Sängerin, müssen Sie wis-sen.«
»Dann ging die Idee, diesen Sex-Report zu schreiben, also von Hamlin aus?«
»Er überredete mich dazu, Mylady. – Mein Ehrenwort!«
»Schon gut, schon gut, überstrapazieren Sie Ihre Ehre nicht zu sehr, Kindchen. Sie mieteten den Landsitz von Sir Robert Panham?«
»Er stellte ihn mir zur Verfügung.«
»Einer Ihrer früheren Bekannten also?«
»Nur für einige Wochen, dann trennten wir uns wieder.«
»Ich wäre Ihnen für eine vollständige Liste der Personen dankbar, die Sie in Ihrem Report nicht erwähnen wollen«, schaltete der Butler sich wieder diskret ein.
»Werden Sie mir auch wirklich helfen?« erkundigte sich Mandy bei Lady Simpson, um dann auch Parker mit einem hilfeflehenden Blick anzusehen.
»Dies hat Mylady Ihnen ja bereits zugesichert«, erwiderte der Butler.
»Ich will mit dem ganzen Sex-Report nichts mehr zu tun haben«, erklärte die Monroe-Kopie. »Ich weiß jetzt, auf was ich mich da eingelassen habe.«
»Eine löbliche Absicht«, stellte der Butler fest. »Ihre früheren Bekannten werden das sicher zu schätzen wissen.«
»Ich werde der Presse mitteilen, daß ich den Report nicht schreiben werde«, steigerte Mandy Saxon ihren Entschluß.
»Dazu