Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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erkundigte sich Griffins mit mildem Spott. Er hatte Verständnis für seinen Beamten.

      „Nein, Sir.“ Der Mann riß sich von dem einmalig schönen Anblick los und konzentrierte sich auf Griffins. „Meldung von der Durchsuchung der Werft.“

      „Lassen Sie hören!“

      „Kein Waffenlager gefunden, Sir. Das Geheimversteck ist in Brand gesetzt worden und wird zur Zeit gelöscht. Von Hodner und den beiden Leibwächtern keine Spur.“

      „Wie ich’s vermutet habe.“ Agatha Simpson nickte grimmig. „Dieser saubere Herr hat sich abgesetzt. Hoffentlich flüchtet er nicht nach Irland.“

      „Wir kontrollieren sämtliche Fluchtwege, die nur möglich sind“, beruhigte Griffins die energische Dame. „Aber ich glaube nicht, daß er so einfach aufstecken wird. Er wird zumindest versuchen, sein Kapital in Sicherheit zu bringen.“

      „Kapital?“

      „Sein Waffenlager. Er muß hier an der Küste eins haben, wie hätten die fünf Rocker sonst schmuggeln können. Meiner Ansicht befindet es sich zwischen Blackpool und Lytham.“

      Er nickte seinem Beamten verabschiedend zu, doch der junge Mann konnte sich entweder von Kathy Porters Anblick nicht losreißen, oder er hatte noch etwas zu sagen.

      „Ist noch was?“ erkundigte sich Griffins.

      „Wir haben eine erste Übersicht, Sir, über die Unfälle in der Ribble-Mündung“, meldete der Beamte.

      „Unfälle?“ Lady Simpson wurde aufmerksam.

      „Im Zusammenhang mit Miß Porters Flucht kam es zu einigen Kollisionen auf dem Wasser“, erläuterte der Inspektor. „Sie dürfen nicht vergessen, Mylady, daß Miß Porter eine reizvolle Motorbootfahrerin gewesen ist.“

      „Sie waren wie die Fliegen hinter mir her“, erinnerte sich Kathy und lächelte.

      „Wer, Kindchen?“

      „Wassersportler“, sagte Kathy Porter. „Von der Werft fuhr ich quer über die Ribble-Mündung direkt hierher nach Lytham.“

      „Du lieber Himmel, mir schwant einiges.“ Agatha Simpson verdrehte die Augen und wandte sich an Griffins. „Hören wir uns an, was alles passiert ist.“

      „Also?“ Griffins nickte seinem Untergebenen auffordernd zu. Der junge Mann räusperte sich und bemühte dann seine Mundwinkel um den erforderlichen dienstlichen Ernst.

      „Drei Motorjachten rammten sich gegenseitig“, meldete er. „Es entstand nur reiner Sachschaden, wenngleich zu sagen ist, daß die Boote untergingen. In zwei Fällen kollidierten Segelboote, deren Insassen sich anschließend verprügelten. Eine kleine Fähre lief auf Grund, und etwa zwanzig Tretboote in Ufernähe bildeten ein Knäuel, das jetzt noch entwirrt wird. Menschenleben kamen nicht zu Schaden, Sir, allerdings befinden sich etwa zehn Schwimmer in ärztlicher Behandlung.“

      „Wieso das?“ Griffins lachte unverhohlen, Lady Simpson schmunzelte grimmig, Kathy schaute betreten zu Boden, und Parker sah ernst auf seine Schuhspitzen, um nicht vor Lachen herausplatzen zu müssen.

      „Die Männer versuchten, das Motorboot der Lady einzuholen und zu entern“, erläuterte der Beamte. „Dabei müssen sie sich körperlich etwas übernommen haben.“

      „Eine ganz nette Strecke, die sie da geschafft haben, Kindchen.“ Agatha Simpson nickte wohlwollend in Richtung Kathy Porter.

      „Dann liegen noch zwei Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses vor“, schloß der pflichteifrige Mann. „Das wäre im Moment alles.“

      „Ich möchte Ihnen für die Zukunft einen Vorschlag machen, Miß Porter“, sagte Griffins lächelnd. „Könnten Sie nicht einen Bikini als eine Art Notausrüstung mitnehmen?“

      „Miß Porter wird das nicht mehr brauchen“, entschied Lady Simpson kategorisch. „Ich werde sie nicht mehr aus den Augen lassen, sie bringt mir ja sonst noch das ganze Commonwealth durcheinander.“

      *

      „Von dieser Lockfahrt habe ich mir aber erheblich mehr vesprochen“, räsonierte Lady Simpson. Sie saß zusammen mit Kathy Porter im Fond von Parkers hochbeinigem Wagen und bedauerte es kaum, daß man Blackpool wieder den Rücken kehrte.

      Mylady hatte für die vielen Sehenswürdigkeiten dieses großen Badeortes an der Irischen See kaum ein Auge gehabt und sich auch die besondere Attraktion nicht angesehen, nämlich den berühmten Tower mit seiner Höhe von 158 Metern, der in etwa dem Eiffelturm nachgebildet ist. Nur mit Mühe hatte sie sich zu einem Spaziergang über die fast 11 Kilometer lange Seepromenade verführen lassen, diesen Ausflug aber schon nach knapp einem Kilometer wieder abgebrochen. Vom Stanley Park mit seinen weit über 30 000 Rosen hatte sie überhaupt nichts gehalten.

      Blackpool lag also bereits hinter ihnen, und plötzlich hatte Lady Simpsons Gesicht einen interessierten und fast frohen Ausdruck. Eine Gruppe von Rockern preschte auf schweren Motorrädern heran.

      „Das sind sie“, sagte sie angeregt. „Hodner meldet sich.“

      „Wie Mylady meinen.“ Parker schaute in den Rückspiegel und beobachtete nun auch die heranrasenden Fahrer, die dicht aufschlossen und am Heck seines hochbeinigen Wagens zu kleben schienen. Doch zu Myladys Leidwesen sahen diese Rocker nur Kathy Porter und riefen ihr Worte zu, die man wegen des Motorenlärms nicht verstand. Dann verloren sie jedes Interesse an den Insassen des hochbeinigen Wagens, überholten und jagten auf die nächste Kurve zu.

      „Ich hoffe, Sie bereiten sich auf eine harte Auseinandersetzung vor, Mister Parker“, ließ Agatha Simpson sich über die Sprechanlage des Wagens vernehmen. „Hinter der Kurve wird der Tanz beginnen.“

      Parker kam dem Wunsch seiner Herrin nach und warf einen kontrollierenden Blick auf die vielen Knöpfe und Hebel des seitlich angebrachten, zusätzlichen Armaturenbretts. Alles war in bester Ordnung. Sein Wagen konnte sich innerhalb weniger Sekunden in eine Art Panzer verwandeln, der mit vielen unangenehmen Überraschungen aufwartete.

      Vorsichtig näherte Parker sich der Kurve.

      Lady Simpson rutschte in gespannter Erwartung nach vorn auf die Kante des Sitzes und freute sich auf den kommenden Ärger.

      Sie erlebte eine äußerst herbe Enttäuschung, die nicht geeignet war, ihre Laune zu bessern. Von diesen Rockern war weit und breit nichts zu sehen! Die Straße hinter der Kurve war frei. Mochten es auch wirklich echte Rocker gewesen sein, von Hodner waren sie gewiß nicht auf die Straße geschickt worden.

      Dennoch mußte Butler Parker wenig später hart in die Bremse seines Wagens steigen.

      Aus einem Seitenweg, der von hohen Windhecken gesäumt wurde, schoß förmlich ein Lastwagen hervor, dessen Fahrer seinerseits bremste, die Gewalt über das Steuer verlor und mit seinem Gefährt im gegenüberliegenden Straßengraben landete. Es war deutlich zu erkennen, daß der Fahrer mit dem Oberkörper regungslos über dem Steuer hing.

      „So ein Trottel“, regte sich Lady Simpson auf, die auf den Wagenboden gerutscht war und sich jetzt wieder hochstemmte.

      „Wenn Mylady erlauben, werde ich mich sofort um den Fahrer kümmern“, sagte Parker und stieg aus. Er wußte, daß er an diesem Unglück nicht schuld war, wollte aber um jeden Preis helfen.

      Er lief über die Straße, riß die Tür des Lastwagens auf und sah dann zu seiner ehrlichen Überraschung in die Mündung einer Pistole, auf deren Lauf man einen Schalldämpfer geschraubt hatte.

      „Mein Kompliment“, sagte Parker, ohne die Ruhe zu verlieren. „Sie dürfen sich darauf etwas einbilden, einen Josuah Parker getäuscht zu haben, mein Herr.“

      Der rundliche Fahrer sah aus wie ein Rentner, hatte aber die Augen einer Giftschlange.

      *

      „Wir sind hier vollkommen unter uns.“ Lester Balton deutete durch das vergitterte Fenster hinaus auf das freie Land. Er lächelte seine Gäste verbindlich an und wirkte selbst in einfacher