Ben und Lasse - Agenten als Piratenbeute. Harry Voß. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Harry Voß
Издательство: Bookwire
Серия: Ben und Lasse
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783955682972
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schlechte Laune scheint wie weggeblasen zu sein. Sie geht sofort los und unterhält sich lautstark mit Lasse über ein Piraten-Kinderbilderbuch, das sie zufällig beide besitzen. Sie lachen über die lustige Handlung vom kleinen Piraten Knuddelknox. Kathi rollt mit den Augen, schultert ihren Rucksack und schlurft mit zwei Metern Abstand hinter uns her.

      „Ihr schafft das!“, ruft Moni uns nach.

      Damit wir Kathi nicht verlieren, versuche ich, neben ihr her zu gehen. „Kennst du auch das Bilderbuch vom kleinen Piraten Knuddelknox?“, versuche ich ein Gespräch zu beginnen, auch wenn ich mir sehr albern dabei vorkomme, mit elf Jahren ein Gespräch über Bilderbücher zu führen.

      „Nein“, brummt sie miesepetrig. „Das ist ein Babybuch.“

      „Ja, das finde ich auch.“ Puh. Schwierig, mit jemandem zu reden, der offensichtlich beschlossen hat, für den Rest des Tages schlecht gelaunt zu sein.

      „Kaufen wir uns hier was zu essen, Ben?“ Lasse zeigt auf einen Verkaufsstand mit Popcorn.

      „Nein, Lasse! Wir gehen erst mal weiter!“

      „Manno!“ Lasse schmollt, geht weiter und vertieft sich wieder ins Gespräch mit Hanna.

      „Das war doof von Moni“, knurrt Kathi plötzlich.

      „Was denn?“

      „Mich zu zwingen, mit euch mitgehen zu müssen.“

      „Aber sie hat dich doch gar nicht gezwungen.“

      „Klar! Sie hat sogar noch gesagt, weil wir im Kindergottesdienst sind und dort von Gott hören, müssen wir andere nett finden, obwohl sie eigentlich total doof sind. Da bleibt mir ja nichts anderes übrig als mitzumachen. Sonst bin ich nicht nur böse zu Hanna, sondern auch zu Moni und sogar zu Gott.“

      Na ja, denke ich. So genau hat Moni das nicht gesagt. Aber ich hatte auch das Gefühl, dass Moni etwas dick aufgetragen hat, als sie gesagt hat, wir vom Kindergottesdienst sollten aufeinander zugehen. Als ob Leute, die nicht im Kindergottesdienst sind und nichts von Gott hören, eher die Erlaubnis hätten, einander anzuzicken.

      „Findest du es denn gut, dass ihr euch ständig so anmeckert?“, frage ich.

      „Nein. Aber Hanna nervt.“

      „Und was genau nervt an ihr?“

      „Alles.“

      „Aber du zickst doch genauso herum wie sie.“

      „Sie fängt aber immer an.“

      „Und wenn du dann, wenn sie anfängt, einfach nicht darauf antwortest? Dann ist der Streit doch sofort wieder zu Ende.“

      „Wenn sie mich anzickt, dann lass ich mir das doch nicht gefallen!“

      „Aber es wird doch nicht besser, wenn du zurückzickst!“

      „Nö. Aber ich lass mir von ihr nichts gefallen. Wenn sie mich blöd anmeckert, dann mecker ich zurück.“

      „Vorhin im Bus war es aber so, dass du sie zuerst angemeckert hast.“

      „Kann nicht sein.“

      „War aber so. Hanna hat zu Lasse gesagt, dass sie mit ihm Fips-Piratenfloh fahren will. Da hast du gesagt, dass sie sicher nicht in den Wagen passt, weil sie so dick ist.“

      Kathis Mund zieht sich zu einem versteckten Grinsen zusammen. „Stimmt ja auch.“

      „Aber damit hast du doch zuerst etwas Gemeines gesagt. Darüber hätte ich mich an Hannas Stelle auch geärgert.“

      Kathi stöhnt auf. „Bist du jetzt mein Lehrer geworden? Oder warum meckerst du so an mir rum?“

      „Tschuldigung.“

      Ich sage nichts mehr. Das wird ja ein ganz fantastischer Vormittag!

      Hanna hält den Lageplan eisern in der Hand, während sie vor uns hergeht wie eine Entenmama vor ihren Küken. „Hier lang!“, kommandiert sie. Und: „Da vorne kommt gleich eine Kurve!“ Lasse hat seine Trinkflasche aus dem Rucksack geholt und bereits zur Hälfte leer getrunken. Kathi schlurft hinter uns her. Ich habe beschlossen, sie grummeln zu lassen. Die Stimmung in mir ist schon schlecht genug, da muss ich mich von ihr nicht noch mehr runterziehen lassen.

      „Toll, wie du dich auskennst“, lobt Lasse.

      „Ich habe einen Plan“, erklärt Hanna stolz. „Und studieren geht über probieren.“

      „Was?“ Lasse kratzt sich am Kopf. „Wir studieren doch gar nicht.“

      Ich hab auch nicht kapiert, was Hanna damit sagen will, aber ich halte meine Klappe.

      Wir kommen an einen Stahlzaun. Der Weg geht nach rechts und links weiter. Hinter dem Zaun sind Palmen und andere Pflanzen so angelegt, dass es aussieht wie ein kleiner Urwald. Durch die Bäume ist der Piratensee zu erkennen, der auf dem Lageplan dick und fett als Mittelpunkt eingezeichnet ist. Ich staune. Der ist wirklich sehr groß. Bis wir zu Fuß einmal um den See herumgegangen sind, sind wir bestimmt eine Stunde unterwegs. Direkt vor uns am Zaun sind zwei Schilder angebracht. Ein großes und ein kleines.

      „Was steht da?“, fragt mich Lasse und zeigt auf die beiden Schilder. Ich lese ihm zuerst das größere vor: „Vorsicht, nicht über den Zaun klettern. Lebensgefahr!“

      Danach das kleinere Schild darunter: „Leistenkrokodil (Crocodylus porosus). Das größte heute lebende Krokodil und das einzige, das in Süß- und Salzwasser leben kann. Lebensraum: indischer Ozean, hauptsächlich aber in Sümpfen und Flussmündungen. Länge: 4-5 Meter. Ernährung: Fische, Wasserschildkröten, Vögel, Säugetiere.“

      „Wow“, staunt Lasse. „Sind da wirklich Krokodile in dem See?“

      „Sieht fast so aus“, sage ich.

      „Glaub ich nicht“, mault Kathi. „Das wäre doch viel zu gefährlich. Was ist, wenn die hier ausbrechen?“

      „Darum sind hier ja Zäune drum herum“, erkläre ich.

      „Kann man sich die Krokodile denn mal von Nahem anschauen?“, fragt Hanna.

      „Ja“, vermute ich. „Wenn man mit einem der Piratenschiffe über den See fährt.“

      „Oh ja“, ruft Hanna. „Sollen wir das machen? Ich find das aufregend!“

      „Ich auch!“, begeistert sich Lasse.

      Kathi brummt vor sich hin: „Ja, hoffentlich fressen dich …“

      Ich kann nicht anders als ihr einen strengen Blick zuzuwerfen. Als Kathi den sieht, unterbricht sie sich sofort und schaut zu Boden.

      „Was hast du gesagt?“, forscht Hanna. „Ich hab es genau gehört! Ja, hoffentlich fressen dich die Krokodile!“

      „Da, siehst du?“, blafft Kathi laut. „Ich hab nichts gesagt, aber sie beleidigt mich einfach! Sie fängt schon wieder an!“

      „Hört jetzt auf damit!“, schimpfe ich. „Das ist ja nicht zum Aushalten! Ihr nervt echt! Alle beide!“

      „Ich hab nix gemacht!“, verteidigt sich Hanna. „Ich hab uns die ganze Zeit durch den Park geführt. Ich hab Kathi gar nicht beachtet! Aber sie beleidigt mich ja wieder!“

      „Lasst uns weitergehen“, bestimme ich. „Wir gehen jetzt als erstes zu Fips Piratenfloh. Danach schauen wir mal, wie spät es ist. Dann sehen wir ja, ob wir noch Zeit haben, um eine Runde mit dem Piratenschiff zu fahren, oder ob wir direkt zur Seehunde-Show gehen müssen.“

      Wir halten uns links und gehen ab jetzt ständig am eingezäunten See entlang. Auf der linken Wegseite kommen wir an einem Riesenrad vorbei, an einem Autoscooter, danach an einem großen Springbrunnen, der aus mehreren Meerjungfrauen aus Stein besteht, die im hohen Bogen Wasser spucken. Lasse geht neben mir her. Er hat seine Flasche komplett leer getrunken. „Ich freu mich schon so auf