Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962425
Скачать книгу
der noch unter den Bäumen stand, jetzt aber von den Banditen mühelos hätte gesehen werden können, was er bereits nicht mehr scheute, hatte den Revolver immer noch in der Hand.

      Reglos stand der Anführer vor dem Podest und starrte aus einer Entfernung von sechs Yard zu dem Gefangenen hinauf. Dann hob er die linke Hand.

      Verdutzt blickte der Bandit, der neben Wyatt stand, nahm dem Gefangenen den Strick vom Hals und trat zurück.

      Da gab der Anführer wieder einen Wink, und der Desperado befreite den Missourier von dem Knebel.

      Auf einem weiteren Wink hin wurde Wyatt von dem neben ihm stehenden Outlaw gefragt:

      »Wer bist du?«

      Wyatt, der die Situation sofort erkannt hatte, blickte hinunter auf seine gefesselten Beine.

      »Es ist ja nicht üblich bei uns, darüber zu sprechen…«

      Da nickte der Anführer.

      »Well«, entgegnete Wyatt. »Mein Name ist Callaghan.«

      »Callaghan!« entfuhr es jetzt selbst auch dem Anführer.

      Wyatt hatte versucht, den Ton dieser Stimme zu erkennen, aber es gelang ihm nicht, da noch eine Reihe der anderen verblüfft den Namen ausgerufen hatten.

      Der Anführer erteilte dem Kapuzenmann neben dem Marshal einen eindeutigen Wink, woraufhin Wyatt sofort von seinen Fesseln befreit wurde.

      Der Mann, der neben ihm stand, fragte:

      »Wo hast du deine Kapuze?«

      »Ich habe sie auf dem Ritt verloren.«

      »Das sollte nicht passieren«, entgegnete der Mann.

      »Ich weiß, aber es ist passiert. Wichtig erschien mir, daß ich hier bin.«

      Doc Holliday hatte sich unbemerkt neben die anderen gestellt, ja, er stand jetzt in ihrem Halbkreis am Feuer.

      Es herrschte eine unheimliche Disziplin unter den Verbrechern.

      Eine Disziplin, die nur in der Organisation des Ku-Klux-Klan zu finden gewesen war.

      Niemand tat irgend etwas, was der Boß nicht angeordnet hatte.

      Der Anführer trat einige Schritte vor und legte den Ring auf das Podest.

      Jetzt sah Wyatt, daß die Rechte, mit der er das tat, mit einem gelben Wapitilederhandschuh überzogen war. Auch die Linke war mit einem solchen Handschuh bedeckt. Wyatt war es bis jetzt nicht aufgefallen.

      Mit welcher Vorsicht gingen diese Menschen zu Werke.

      Da trat einer der Kapuzenmänner vor und legte eine graue Kappe vor den Marshal hin.

      Wyatt, der jetzt seiner Fesseln ledig war, stülpte sich die Kapuze über. Er hatte Doc Holliday schon beim erstenmal bemerkt, als er da hinten durch die Bäume herangekommen war.

      Hoffentlich fiel es niemandem auf, daß der Georgier ein Gewehr bei sich hatte.

      Genau in dem Augenblick, in dem der Marshal dies befürchtet hatte, fiel es einem Mann auf:

      Dem Anführer. Unverwandt starrte er den Georgier an, dann gab er dem anderen, der hier als Sprecher zu fungieren schien, ein ungeduldiges Zeichen.

      Der fragte den Spieler: »Was willst du mit dem Gewehr?«

      »Ich habe immer ein Gewehr bei mir«, entgegnete Holliday kühl und hob die Linke, in der er die Waffe hatte, nach vorn, und der silberne Ring blitzte im Schein des Feuers auf.

      Es gab sicher niemanden in der Runde, der den Ring jetzt nicht bemerkt hätte.

      Der Anführer nickte. Dann deutete er auf das Feuer.

      Mehrere Männer löschten es.

      Jetzt standen die Graugesichter im Dunkel und blickten in das verglimmende Campfeuer.

      Nach und nach war es mit Erde völlig zugeworfen.

      Es war jetzt so dunkel auf der Waldlichtung, daß die beiden Dodger nicht mehr zu befürchten hatten, von irgend jemandem entdeckt zu werden.

      Was bisher der große Vorteil der Galgenmänner war, nämlich das Geheimnisvolle, das Schweigsame, das Vermeiden der Namensnennungen, all dies kam jetzt den beiden Dodgern zugute. Niemand schien Callaghan zu kennen, jedenfalls nicht persönlich. Denn hätte ihn auch nur einer von diesen Männern gekannt, so wäre es um den Missourier geschehen gewesen. Aber er schien diesem Kreis von Angesicht unbekannt zu sein.

      Die Vermutung, die der Marshal schon eine ganze Weile hegte, bestätigte sich mehr und mehr: es handelte sich hier nicht um eine blind zusammengewürfelte Schar von Männern, sondern um eine Einberufung ihrer Anführer.

      Aber da sie alle Handschuhe trugen, wie der Marshal nun bemerkte, war es nicht möglich, festzustellen, ob sie auch alle Ringe trugen – und vor allem: welchen Ring trug der Anführer?

      Trugen sie überhaupt Ringe?

      Fragen über Fragen.

      Die Bedeutung der Ringe war also immer noch ein Geheimnis.

      Jedenfalls war der Marshal aus einer mörderischen Situation gerettet worden. Er war davon überzeugt, daß Doc Holliday Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, um ihn herauszuhauen. Die beiden tauschten rasch einen Blick miteinander und waren sich darüber einig, daß nun alles auf eine Karte zu setzen war.

      Die Galgenmänner betrachteten sie als ihresgleichen. Und daraus mußte ein Nutzen gezogen werden können.

      Es war ganz klar, daß sie hier gegen diese vierundzwanzig Männer, Wyatt hatte sie inzwischen gezählt – wenig ausrichten konnten. Diese Crew etwa zerschlagen zu wollen, wäre Wahnsinn gewesen. Die Männer waren alle, jeder für sich allein, gefährlich und schwer bewaffnet. Sie hatten weder Strapazen hinter sich, noch waren es Feiglinge. Der Missourier war sogar überzeugt, daß er es hier mit einer ausgesuchten Mannschaft zu tun hatte, die ganz sicher zu kämpfen verstand.

      Es wäre auch dumm gewesen, hier einen Kampf entfachen zu wollen, nicht nur, weil er mit dem sicheren Untergang der beiden Freunde geendet hätte, sondern weil jetzt mit List und Schläue bedeutend mehr erreicht werden konnte.

      Ja, es war sogar eine ganz einmalige Gelegenheit, mehr über die Galgenmänner zu erfahren, tiefer in das Geheimnis ihres Bundes einzudringen.

      Jedenfalls hoffte der Marshal das.

      Stumm standen sie im Kreis und blickten auf den Anführer, der jetzt aus dem Kreis herausschritt und auf das Ufer zuhielt.

      Ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben, formierten sich die Kapuzenmänner zu einem Halbkreis und blickten auf den See hinaus.

      Der Anführer stand vor ihnen und kehrte ihnen den Rücken zu.

      Was hätte der Marshal darum gegeben, wenn er sein Gesicht hätte sehen können!

      Jetzt verwünschte er sich, daß es ihm vorhin nicht gelungen war, die Stimme dieses Mannes besser herauszuhören.

      Wenn er ihn jetzt so ansah, wie er da vor ihnen stand, groß, breitschultrig, sehr aufrecht, selbstbewußt wirkend, so drängte sich ihm wieder der Gedanke an jenen Mann auf, den er von der ersten Stunde an für den Anführer der Galgenmänner gehalten hatte: Isaak Joseph Clanton.

      Aber er konnte es ja nicht sein. Ike Clanton hätte ihn erkannt und doch wohl längst in die Hölle geschickt. Er hätte sich ein Vergnügen daraus gemacht, seinen Erzfeind endlich auszulöschen. Und niemand hätte jemals behaupten können, daß es Ike Clanton gewesen war, der den Marshal Earp hatte töten lassen. Diese Gelegenheit hätte sich der Tombstoner Bandenführer sicher nicht entgehen lassen.

      So ganz war Wyatt Earp allerdings nicht von dieser Überlegung überzeugt. Fest stand doch nur, daß Ike Clanton den Marshal erkannt hätte. Aber vielleicht gab es für ihn einen Grund, das nicht zu zeigen? Oder sollte er wirklich glauben, daß er, der Marshal, sich zu den Galgenmännern geschlagen habe? Daß er zu ihnen hinübergetreten und jetzt ein prominentes