Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962425
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unterhielt sich über alltägliche Dinge, über das rasche Aufwachsen der Stadt und über den neuen Gouverneur.

      »Übrigens täuscht das mit dem raschen Wachstum der Stadt«, meinte die Gastgeberin. »Tombstone ist das alte, verhältnismäßig kleine, staubige Nest geblieben. Und gewachsen ist die Stadt nur hier hinter meinem Anwesen. Oben im Norden und auch im Westen und Osten ist die Stadt kaum um eine Häuserzeile größer geworden.«

      Mittlerweile war draußen die Dämmerung niedergesunken, und fast übergangslos, wie es in diesen Breiten geschah, senkte die Nacht ihre schwarzen Schatten über die Stadt.

      Die beiden Männer bedankten sich für das ausgezeichnete Mahl und verließen das Haus noch zu einem Abendspaziergang – wie sie sagten.

      Aber sie waren ja nicht hierhergekommen, um dem alten, gefährlichen Tombstone einen Besuch abzustatten.

      Sie suchten einen Sheriffsmörder – und den entführten Steuereinnehmer von Tucson.

      Weshalb hätten sie die Frau damit beschweren sollen?

      Sie schlenderten wieder zur Allenstreet hinauf, und Doc Holliday blickte kurz bei den Quartors rein, seinen alten Quartiersleuten. Er fand nur noch den weißhaarigen Jonny Quartor vor. Seine Frau war vor Jahresfrist gestorben, an einer unbekannten Krankheit, einer Wucherung…

      Holliday kam rasch wieder auf die Straße zurück.

      Sie gingen weiter.

      »Ich möchte in den Oriental Saloon bei Harry Conrads hineinsehen«, sagte der Marshal.

      Der Spieler nickte.

      Sie gingen die Straße hinunter, und Wyatt betrat die große saubere Bar, die der alte Conrads damals mit Geld, das er von Doc Holliday geliehen hatte, ganz mit rotem Samt hatte ausschlagen lassen. Die beiden goldenen Säulen hatten ein wenig von ihrem Glanz verloren. Aber immer noch gehörte der Oriental Saloon – neben dem Crystal Palace, der erheblich größer war – zu den besten Restaurants der Stadt.

      Die Menschen wichen erschrocken zurück, als sie den Mann erkannten, der da den Schankraum betrat.

      Wyatt hielt direkt auf die Theke zu.

      Sofort streckte ihm der schnauzbärtige Wirt freudig die Hand entgegen.

      »Wyatt!« Er rieb sich mit der Linken unablässig über den kahlen Schädel. »Ich habe gewußt, daß Sie kommen würden. Es wurde auch Zeit.«

      Da traten mehrere Männer von den Spieltischen heran, und auch sie hielten es plötzlich für richtig, dem berühmten Marshal die Hand zu schütteln.

      Damned, hatte er sie doch damals von einem großen Alpdruck befreit, als er die überhandnehmenden Schikanen der Clanton Gang abstellte. Damals hatte man innerlich aufgeatmet – wenn man auch bei den vielen Clanton-Freunden und – Verwandten nicht gewagt hatte, ihm öffentlich zu danken.

      Aber heute konnte man es sich doch wohl erlauben.

      Konnte man das wirklich? Einige blieben zögernd auf halbem Weg zur Theke stehen und dachten an das, was sich seit einiger Zeit in der Stadt wieder rührte. An die Gesichter, die man totgeglaubt hatte. An das kalte, harte, arrogante Gesicht jenes schwarzhaarigen Mannes aus dem San Pedro Valley beispielsweise. Oder an das rote Gesicht von James Curly Bill, an das fahle Antlitz Cass Claibornes!

      Und an eine ganze Reihe anderer Gesichter, die einen schon sehr beunruhigen konnten.

      Da war also der Marshal Earp wieder in die Stadt gekommen.

      Vielleicht nicht zu spät – aber warum überhaupt?

      Gut, er hatte damals mit den Banditen aufgeräumt, die das ganze Land unsicher machten. Mit eisernen Besen hatte er gefegt. Aber die Stadt hatte Blut und Wasser bei seinem Fight geschwitzt. Und nun war er wieder da – wo es auch die Clantons wieder gab.

      Manche Bürger waren schon wieder soweit, daß sie sich damit abgefunden hatten, in einer Banditenstadt zu leben. Daß es ihnen kaum noch auffiel, wie die Schar der ›grauen‹ Gesichter immer größer wurde. Wie man mehr und mehr spürte, daß Tombstone erneut das Zentrum einer großen Bande wurde, die anderwärts bereits zugeschlagen hatte.

      Schließlich hatte man von den Dingen in Kom Vo und Costa Rica gehört.

      Aber man wollte nicht wahrhaben, was man längst wußte: daß es wieder die Stadt Tombstone war, wo sich der Kern jener Geisterbande, die nicht zu fassen war und die es doch gab, aufhielt.«

      Weshalb eigentlich immer Tombstone?

      Well, das fragte man sich zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Und man sagte sich dann auch, daß ein rauher, eisenharter Marshal jetzt vielleicht noch aufräumen könnte. Und daß das sogar geschehen müßte! Aber das dachte man nur in der Dunkelheit, wenn einen die Angst beschlich, wenn man die lauten Stimmen der Nachbarn hörte.

      Aber am Tage, wenn dann die gleißende Arizonasonne wieder über der Stadt brannte, hatte man alles vergessen und fand, daß es doch halb so schlimm war. Was tat es schließlich, wenn man in der Nähe von Millers Bar diese Gesichter sah? Wenn man sie um den Occidental Saloon herumschwirren sah, und hin und wieder sogar vor dem eleganten, prunkvollen Eingang des Crystal Palace bemerkte?

      Sollten sie doch! Es waren schließlich die Menschen, die hier auch früher schon gelebt hatten.

      Die Clantons und…, damned! Was heißt: die Clantons? Man nannte sie einfach alle so. Obgleich von der Familie Clanton selbst kaum einmal jemand in der Stadt gesehen wurde.

      Ike zum Beispiel, wann hatte man ihn zum letztenmal gesehen? War das nicht ewig lange her?

      Well, sein Bruder Phin ritt zuweilen durch die Allenstreet und zeigte den Leuten einen neuen Anzug oder einen neuen Gaul.

      Ach, ja, und manchmal stand Ike auch oben auf dem Graveyard vor dem Grab seines Bruders Billy.

      Aber sollte das ein Anlaß zu Befürchtungen sein?

      Well, seit Virgil Earp den Stern hier abgegeben hatte, ging es wilder zu als früher. Und wenn man einmal irgendwie in der Klemme saß, dann gab es niemanden, der einen daraus befreit hätte.

      Denn überall, wo man sich nach Hilfe umsah, mußte man ja damit rechnen, auf die ›anderen‹ zu stoßen, die man früher einfach die Clantons genannt hatte.

      Und nun war Wyatt Earp zurückgekommen, mit Doc Holliday!

      Wenn das nur gut ablief. Denn mit den beiden war nicht zu spaßen. Wenn sich bloß keiner der Neu-Clantons, wie sie auch genannt wurden, an sie heranmachte.

      Und dann war da das vorm Crystal Palace geschehen! Sie hatten es bis hinauf zu Harbours Butchershop gehört, was der dünne Dawson da mit heiserer Kehle gebrüllt hatte.

      Die Bürger hatten weiter beobachtet, wie Doc Holliday zurückgeritten war. Den Alten hatten sie angehalten, als er im Eingang des Crystal Palaces verschwunden war.

      Aber es war nichts geschehen. Nicht ein einziger Schuß war gefallen.

      Weshalb hatte eigentlich der alte Ben Myers John Clum aufgehalten, als der auf Wyatt Earp zulief?«

      Niemand wußte es. Gesehen hatten es viele.

      Da trat Clum plötzlich auf die Tür des Oriental Saloons zu, blieb vor Holliday stehen und drückte ihm stumm die Hand. Dann ging er in die Bar hinein.

      Er war sehr gealtert in den beiden Jahren, fand der Marshal.

      »Wyatt!«

      »John!«

      Die beiden begrüßten sich und blickten einander stumm in die Augen.

      Der damalige Mayor von Tombstone hatte alle Zeit auf Seiten der Gesetzesmänner Earp gestanden und mußte dafür viele Unannehmlichkeiten von der clantonfreundlichen Bevölkerung einstecken, als die Earps weggezogen waren. Sogar seinen Job als Bürgermeister hatte er verloren, obgleich er doch so viel für Tombstone getan hatte. Seine Zeitung jedoch hatte er behalten. Und nach wie vor sagte er darin schwarz auf weiß und in geharnischten Worten, was er