Wyatt Earp Staffel 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959790222
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willst du tun?« forschte Cunnings, immer noch mit einem leisen Unbehagen in der Stimme.

      »Wir bleiben hier!«

      Da brach ein wahrer Höllensturm los. Die Männer warfen die Arme in die Luft und brüllten los. Gläser flogen durch den Raum, zerbarsten klirrend an den Wänden, Stühle wurden zerschlagen, und Fensterscheiben wurden zerstrümmert.

      Nach einer Minute war der Spuk vorbei.

      Milt Rice hob den Arm. »Holt Whisky, Leute!«

      Der gerade erst erstorbene Lärm verdoppelte sich zum Orkan.

      Alles rief, schrie, grölte und brüllte wild durcheinander.

      Eine halbe Stunde später glich die Hotelhalle des eleganten und vornehmen Hotels einem Schlachtfeld, auf dem die Sioux gehaust hatten.

      In der Frontstreet zogen die Menschen hinter den Fenstern die Köpfe ein.

      Der greise Arzt Joe Gilbert stand hinter seiner Haustür und ballte die Fäuste in der Tasche zusammen. »Sie haben den Postmeister erschlagen! Die Telegraphenstation ist von ihnen besetzt. Der junge But Lanagton, der in Garden City Hilfe holen wollte, liegt im Arkansas. Jim Dupat liegt in seinem Hausflur mit eingeschlagenem Schädel. Gag Fallagan hängt draußen am Galgenbaum. Der Sheriff ist tot. Und Dodge City ist gestorben!«

      Die alte Frau des Arztes nahm ihren Mann beim Arm, spürte, daß er vor Grimm zitterte und zerrte ihn von der Tür weg. »Komm, Joe, komm ins Zimmer!«

      »Ich möchte meine alte Winchester vom Boden holen und dreinschießen, Frau – ja, zusammenschießen möchte ich diese Satansbrut!«

      »Komm, Joe, komm!« flehte die Frau.

      »Drüben bei Hopkins sitzen sieben hungrige Kinder. Der Mann war unten an der Fähre am Fluß; wer weiß, ob er noch lebt. Kein Mensch traut sich auf die Straße. Tub Leevery hat seinen Store dicht gemacht, dieser verdammte Feigling! Und kein Mensch rührt sich…«

      *

      Im Grand Hotel gab es am nächsten Morgen ein graues Erwachen.

      Milt Rice war der erste, der die Augen öffnete. Er sprang sofort hoch, taumelte aber, stürzte gegen den Rezeptionstisch; raffte sich wieder auf und hielt sich krampfhaft mit beiden Händen am Tresen fest. Endlich kam er zu sich.

      Wie ein Paukenschlag dröhnte es in seinem Schädel: Wyatt Earp!

      Masterson hatte nach Wichita telegraphiert! Die Nachricht konnte nicht mehr aufgehalten werden! Drüben in Wichita saß jetzt der Wolf und hatte den Notruf bekommen!

      Der Bandenchief wischte sich durch die Augen. Dann fingerte er seinem Colt aus dem Halfter und gab zwei Schüsse gegen die Decke ab.

      Die Männer sprangen taumelnd hoch. Aber sie kamen nicht auf die Beine. Es war ein skurriles Bild, wie die Banditen torkelnd umherschaukelten. Ihre whiskyrauchenden Schädel brummten und dröhnten.

      Und vor ihnen stand der eisenharte Milt Rice und schrie: »Los, steckt eure Köpfe ins Wasser! Der Arkansas ist zu dieser Stunde noch kalt. In zehn Minuten seid ihr wieder hier. Ihr wißt, daß wir auf ihn warten!«

      Bald darauf standen die Banditen wieder in der Halle um ihren Boß.

      Der hatte schon je einen Mann an die Stadteingänge geschickt, damit die Ankunft jedes Reiters und jedes Wagens frühzeitig gemeldet würde.

      Salt Cunnings hockte auf dem Tresen neben Milt. »Kann er denn heute überhaupt schon hier sein?«

      Rice nickte. »Doch, der kann.«

      »Dann hätte er einen Eilritt machen und mindestens zehnmal den Gaul wechseln müssen.«

      »Na und? Ich traue ihm alles zu.«

      »Was willst du tun?«

      »Bill Hutfielder und Jack Crawlins besetzen drüben die Stepwalks. Hanc Butler und Vinc Brown verbarrikadieren sich auf unserer Seite. Limp Owens und Hal Mathews halten das Arkansasufer im Süden im Auge und Tom Bliffdeale paßt oben am Nordrand auf. Jede Annäherung an die Stadt wird sofort hier gemeldet!«

      Das Rudel löste sich auf. Die Banditen machten sich auf die Posten.

      Ein düsterer, gewitterschwüler Tag kroch über die Stadt.

      Es geschah nichts.

      Die Menschen trauten sich nicht aus ihren Häusern, und am Abend, als eine ältere Frau zum Store hinüberwollte, schoß Salt Cunnings sie in den Arm.

      Es war die traurigste und bitterste Stunde der alten Treibherdenstadt.

      Doc Gilbert hatte mit zusammengebissenen Zähnen hinter dem Fenster gehockt, als die Frau auf der Straße umfiel. Dann sprang er auf und rannte zur Tür.

      Seine Frau hielt ihn fest. »Joe, bleib hier!«

      Aber der Arzt schüttelte sie ab und lief hinaus auf den Vorbau.

      Zwei Kugeln klatschten dicht neben ihm in einen Vorbaupfosten.

      Da brüllte Gilbert: »Ich will die Frau verbinden! Hört auf zu schießen, ihr Idioten. Wenn ihr Löcher in der Haut habt, braucht ihr auch einen Doktor!«

      Milt legte seinem Genossen Salt die Hand auf den Arm und blickte amüsiert zu dem greisen Mann hinüber, der hochaufgerichtet auf dem Vorbau stand. »Laß ihn, es ist ein Knochenflicker!«

      Salt warf den Kopf herum und sah den Boß aus engen Augen an. »Und? Was kümmert uns das? Wir brauchen keinen Doc! Oder… oder bist du anderer Ansicht?«

      Rices Gesicht war steinhart. »Wir warten auf Wyatt Earp«, sagte er dumpf.

      »Du hältst es also für möglich, daß er irgendeinen von uns verwunden kann?« fragte Cunnings nach einer Weile.

      »Möglich ist alles. Du weißt, daß er der schnellste Schütze sein soll, den es gibt.«

      Cunnings machte eine große, wegwischende Handbewegung. »Pah! Alles Legende! Er wird ein frecher Hund sein und natürlich mit dem Colt ganz gut umgehen können…«

      »Damit stoppt man keinen Mannes Clements und keinen Bill Hogeeter!« rief Rice laut. Dann fuhr er leiser fort: »Ben Thompson war ein eisenharter Bursche, und Jack Donegan war ein Stein. Wyatt Earp hat sie alle gebrochen.«

      Cunnings verzog den breiten Mund und fuhr sich mit der Linken unbehaglich durch den Hemdkragen. »Ich lasse ihm keine Chance«, sagte er dumpf. Plötzlich stand er wie von der Trantel gebissen auf. »He, Milt!«

      Der andere wandte langsam den Kopf. »Ja?«

      »Wozu haben wir eigentlich Cass Brisbane?«

      Über das Gesicht des Bandenchiefs zuckte ein Lächeln. »Yeah, du hast recht, Brother.« Er wandte sich zur Hotelfront und brüllte: »Brisbane!«

      Nach einer Weile ging oben eines der Fenster hoch, und der Oberkörper eines Mannes wurde sichtbar.

      Aber welch ein Gesicht kam da zum Vorschein!

      Es war grauweiß wie Gips, hatte kalte, stechende Augen, und unter der dünnen Nase zog sich der schmallippige Mund wie ein Strich dahin. Hart und eckig war dieses Gesicht, es hatte etwas Raubvogelartiges an sich. Der platte graue Hut mußte neu sein, das dünne schwarze Samtband hob sich scharf von dem Velourstoff ab.

      Der Mann trug ein blütenweißes Hemd mit einer dünnen grauen Schnürsenkelkrawatte. Statt einer Jacke trug er eine bestickte graue Weste, die fest zugeknöpft war. Links blickte die schmale Quaste einer Taschenuhr aus der Tasche. Die Hände des Mannes, die das Fenster hochhielten, steckten in dünnen schwarzen Lederhandschuhen. Um die Hüften trug er einen patronengespickten Kreuzgurt, in dessen Halftern zwei elfenbeinbesetzte Colts vom Kaliber Western 44 steckten.

      Dieser Mann war Cass Brisbane, der Revolvermann aus dem texanischen Panhandle. Milt Rice hatte in sich als Leibwächter angeworben.

      »He, Cass, komm runter! Ich habe mit dir zu sprechen!«

      Das