Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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verdammter Idiot!« schrie Griffith mit sich überschlagender Stimme.

      Mit gesenktem Kopf murmelte der Sträfling:

      »Der Idiot bist du. Er ist Wyatt Earp.«

      Doc Holliday kam herein und beugte sich über den Sheriff.

      »He, Mr. Owen. Machen Sie die Augen auf. Der kleine Tanz ist vorbei. Statt eines Gefangenen haben Sie jetzt zwei zu bewachen.«

      Wyatt schob Hardac in die Nebenzelle.

      Der Georgier zog seine Uhr und warf einen prüfenden Blick darauf.

      »Vielleicht sollten wir besser hierbleiben. Schließlich ist es nicht ausgeschlossen, daß unser Schützling hier noch weitere Freunde hat. Scheint mir, daß wir wieder einmal die richtige Stadt erwischt haben.«

      *

      Genau einundvierzig Tage nach seiner Flucht wurde der Mörder Jack Hardac wieder in Fort Worth eingeliefert.

      Der Kommandant bedankte sich bei Wyatt Earp, reichte auch dem Georgier die Hand und schickte dann einen kleinen ausgemergelten Burschen nach dem Neger Samuel Mitchell.

      Als der hünenhafte Schwarze hereinkam, zuckte Hardac zusammen.

      Der riesige Wächter hatte die furchtbaren Hiebe, die der Sträfling ihm versetzt hatte, überwunden und verrichtete bereits wieder seinen Dienst im Lager.

      Der Captain befahl im schroffen Ton:

      »Mitchell, Sie werden von nun an ständig einen entsicherten Revolver in der Hand tragen und den Sträfling Nummer siebenundsiebzig bewachen bis zur Verhandlung und dann bis zu dem Augenblick, da er gehängt wird.«

      Der Schwarze nickte stumm. Er zog seinen alten Armee-Revolver und nahm den Hahn mit dem Daumen knackend zurück.

      Jack Hardac war völlig in sich zusammengesunken. Plötzlich war er wieder der schwer magenkranke Mann, der er vor seiner Flucht gewesen war. Es war ganz offensichtlich, daß ihn nur die Flucht und die Freiheit aufgerichtet hatte.

      Mit gesenktem Kopf schritt der todgeweihte Sträfling vor seinem Bewacher her.

      Der Lagerkommandeur nickte zufrieden.

      »Es gibt sicher keinen besseren Bewacher für ihn«, meinte er zu Wyatt Earp, »als den Schwarzen. Hardac hatte ihm damals bei seiner Flucht fast die Schädeldecke zertrümmert.«

      Der Dodger Marshal verließ mit seinem Begleiter das Fort und ritt nach Norden davon.

      *

      Der schwarze Sam Mitchell führte Hardac in den breiten Barackenhof zum steinernen Südcamp hinüber.

      Im großen Korridor des Lagers der Lebenslänglichen wurde gerade ein anderer Gefangener vorübergeführt: James Brock, der einstige Sheriff von Santa Fé.

      Als Brock Hardac erkannte, blieb er stehen.

      Hardac war ebenfalls stehengeblieben. Obgleich er den Schwarzen mit der entsicherten Waffe hinter sich wußte, sagte er mit gepreßter Stim-me:

      »Sie haben mir damals die beiden Ledersäcke vom Pferd geschossen, Brock, und ich wüßte nur noch gern, ehe ich sterben muß, wer das Gold an sich genommen hat.«

      Das Gesicht des einstigen Gesetzesmannes hatte sich versteinert. Mit einem Ruck wandte er sich ab und ging weiter.

      Hardac wurde in seine Zelle geführt. Mit taumelnden Schritten ging er auf die harte Pritsche zu.

      Plötzlich wallten Nebel vor seinen Augen. Er griff nach dem Pfosten der Pritsche, bekam ihn jedoch nicht zu fassen und sackte wie leblos in sich zusammen.

      Die Rückführung in sein Elendsquartier hatte den Verbrecher völlig niedergeschmettert. Sein kaum verheiltes schweres Magengeschwür brach wieder aus, und in den folgenden Tagen schleppte sich der Sträfling Nummer 77, von dem jeder wußte, daß er in Kürze gehängt werden würde, wie ein Skelett durch die Korridore, wenn er zu seinem viertelstündigen Rundgang geführt wurde.

      Wie ein Schatten folgte ihm ständig in drei Yards Abstand der schwarze Wächter.

      Fünf Tage war Hardac wieder in der Anstalt, als er morgens erfuhr, daß Richter Jeffries gekommen sei und am frühen Nachmittag die Verhandlung, deren Urteil ja bereits feststand, gegen ihn führen würde.

      Hardac hörte die Worte des neuen weißen Chief Sergeanten wie aus weiter Ferne.

      Als er wieder auf seiner Pritsche kauerte, brach ihm plötzlich der Schweiß aus allen Poren.

      »Er verurteilt mich zum Tode. Und dann werden Sie mich hinten auf dem Hof hängen…«

      Plötzlich sprang er auf und rannte wie ein wildes Tier auf und ab.

      Den Napf mit dem Essen rührte er nicht an.

      Um zehn nach zwölf holte Mitchell ihn zum Rundgang ab.

      Was hätte der todgeweihte Sträfling 77 wohl geantwortet, wenn ihm jetzt, in diesen hoffnungslosen Minuten, jemand gesagt hätte, daß er in genau zwölf Minuten das Rad seines Geschickes noch einmal herumwerfen könnte und würde? Daß er all dies, was er vor sechsundvierzig Tagen schon einmal getan hatte, noch einmal tun würde…

      Sam Mitchell war nicht der Mann, der den vom Kommandanten vermuteten tödlichen Haß auf den Sträfling Nummer 77 hatte.

      Das Herz des schwarzen Mannes war nach wie vor voll von Mitleid mit dem unseligen weißen Mann.

      Er führte ihn durch den Hof, blieb hinter ihm, und als sie beim dritten Rundgang die hintere Hofecke erreichten, die von keinem Fenster eingesehen werden konnte, glaubte der Gefangene plötzlich nicht recht zu hören.

      »Geh langsam. Da links neben dem grauen Stein liegt ein Stück Brot!« raunte es hinter ihm.

      Hardac hielt auf den Stein zu, bückte sich und nahm das Brot an sich.

      Damned, er hatte gar keinen Hunger!

      Als er sich umwandte, sah er in das breite grinsende Gesicht des Negers.

      Blitzartig zuckte ein höllischer Gedanke durch den Schädel des Verbrechers.

      Und schon setzte er ihn in die Tat um.

      Er riß den Fuß hoch – und der große Armee-Revolver flog dem Wächter aus der Hand.

      Hardac warf sich auf die Waffe, fuhr zur Seite – und hätte die Eile gar nicht nötig gehabt, denn der langsam denkende schwarze Mann stand ganz steif da und starrte ihn nur aus großen, nicht begreifenden Augen an.

      Hardac stieß den Colt vor.

      »Vorwärts, Nigger, jetzt wirst du hinter mir her gehen. Und zwar genau drei Yards, wie immer. Du wirst die rechte Hand etwas nach vorn halten, daß es aussieht, als ob du den Colt bereithieltest. Du führst mich zum Außenhof! Und hör genau zu, Wollschädel. Ich halte den Revolver hier links unter meiner Jacke auf dich gerichtet. Bei der geringsten verdächtigen Geste jage ich dir sechs glühende Bleistücke in den Bauch! Hast du begriffen?«

      Mitchell schluckte. Er hatte begriffen, yeah, das hatte er begriffen.

      Hardac ging vorwärts. Mit leicht gesenktem Kopf wie immer.

      Und der Schwarze folgte ihm.

      Das erste Tor zum Steinbau wurde von Mitchell geöffnet.

      Hardac hatte sich etwas zur Seite gestellt. Dann ging er voran. Immer so, daß er die Hand mit dem Revolver auf den Neger gerichtet hielt.

      So kamen sie durch zwei Korridore bis zum Tor des weiten Außenhofes.

      »Vorwärts!« knurrte Hardac. »Schließ auf!«

      Der Schwarze stammelte: »Ich kann nicht. Kommandant mich bestrafen werden. Einsperren, erschießen…«

      »Erschossen wirst du von mir, Blackboy, und zwar sofort, wenn du nicht gleich aufschließt!«

      Mitchell gehorchte und öffnete das Tor mit zitternden Händen.