Claudia Rossbacher
Steirertanz
Sandra Mohrs elfter Fall
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© 2021 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © alamy und Hannes Rossbacher – www.hannes-rossbacher.com
ISBN 978-3-8392-6802-5
Vorbemerkung
Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Zugunsten der Verständlichkeit und Lesbarkeit wurde auf Ausseer Dialekt im Buch weitestgehend verzichtet. Ein Glossar der steirischen beziehungsweise österreichischen Ausdrücke und Abkürzungen befindet sich am Ende.
Zitat
»Gib deinen Lesern, was sie erwarten,
aber überrasche sie dabei.«
© Claudia Rossbacher
Vorwort der Autorin
Liebe Leserinnen und Leser!
Jedes Jahr aufs Neue versuche ich, dem nebenstehenden Leitspruch mit meinen Steirerkrimis gerecht zu werden, und hoffe, dass mir das auch im vorliegenden elften Fall gelingt. Diesmal wurde ich beim Schreiben des Buches selbst überrascht. Plötzlich war alles anders. Sie ahnen den Grund: Corona.
Ursprünglich hätte Steirertanz am Abend des 8. Jänner 2021 erscheinen sollen – beim elften Steirerball in der Wiener Hofburg. So weit der Plan, den der Verein der Steirer in Wien als Veranstalter, der Gmeiner-Verlag und ich bereits vor Jahren geschmiedet hatten.
Als im März 2020 dann der erste Lockdown kam, waren die ersten 50 Seiten des Buches geschrieben. Doch nichts war mehr so, wie es hätte sein sollen. Nichts von der Handlung, die ich im Jänner 2021 angesetzt hatte – damals noch in der Zukunft –, stimmte mehr. Um eine plausible Geschichte zu erzählen, musste die Pandemie auch in den Köpfen meiner Figuren stattgefunden haben. Als gnadenlose Optimistin habe ich im späten Frühjahr noch gehofft, der Steirerball könnte wie geplant im folgenden Winter abgehalten werden, und erst einmal die vorhandenen Seiten »post Corona« umgeschrieben. Mit dem Blick in die Glaskugel habe ich von da an weitergeschrieben und, stets der Realität folgend, etliche Male wieder umgeschrieben.
Spätestens mit den neuerlich steigenden Covid-19-Fallzahlen im Herbst 2020 war klar, dass der Steirerball 2021 nicht wie geplant stattfinden würde. Also habe ich die Handlung kurzerhand in eine fernere Zukunft verlegt. Die Zukunft nach Corona, wenn wir uns alle wieder nahe sein und uneingeschränkt miteinander feiern dürfen. Ob alles so eintreffen wird wie in der Fiktion, darf bezweifelt werden, soll Ihren Lesegenuss aber keinesfalls schmälern.
So lade ich Sie nun herzlich ein, mit den LKA-Ermittlern Sandra Mohr und Sascha Bergmann ins Ausseerland zu reisen, das seit der Entdeckung der Sommerfrische Mitte des 19. Jahrhunderts als besonderer Anziehungspunkt vor allem, aber schon lange nicht mehr nur, für Wiener gilt. Die Ermittlungen führen vom Steirischen Salzkammergut zum Showdown am Steirerball in die Hofburg, auf den ich mich schon jetzt freue. Wann auch immer er stattfinden wird können.
Passen Sie gut auf sich und andere auf und bleiben Sie gesund!
Herzlich
Ihre Claudia Rossbacher
PS.: Über Ihre Rezensionen im Internet oder persönlichen Zuschriften an [email protected] freue ich mich. Sollten Sie Fehler im Buch entdecken, können Sie mir diese gerne per E-Mail melden, damit sie in den nächsten Auflagen nicht wieder auftauchen. Vielen Dank!
Reinischkogel, im November 2020
Prolog
Freitag, 8. Jänner
Wien
Kaum hatte das Taxi das Burgtor passiert, geriet der Verkehr ins Stocken. Und wieder addierte das Taxameter 20 Cent zum Fahrpreis hinzu. Angespannt blickte sie auf ihr Handy. Der VIP-Empfang am Steirerball in der Hofburg würde ohne sie beginnen müssen. Für den Einzug der Ehrengäste war sie allemal früh genug dran.
Aus dem Radio schmetterte Falco Vienna Calling. Wie lange war es eigentlich her, dass das Idol ihrer Mutter tödlich verunglückt war? Beinahe ein Vierteljahrhundert, rechnete sie zurück. Zum Zeitpunkt seines Verkehrsunfalls in der Dominikanischen Republik war sie keine zehn Jahre alt gewesen. Nichtsdestotrotz erinnerte sie sich noch sehr gut an die Todesnachricht. Denn von da an war nichts mehr wie zuvor gewesen.
Ihre Mutter weinte tagelang, als wäre ein guter Freund von ihr gegangen, und konnte sich kaum beruhigen. Seither fuhr sie nur mehr ungern mit dem Auto, litt auf Überlandstrecken unter Panikattacken. Nach und nach kamen immer weitere Phobien hinzu. Psychopharmaka, Suizidversuche, psychiatrische Klinik.
Der Vater ignorierte den labilen Zustand seiner Ehefrau, die er einfach nicht verstehen konnte. Oder wollte. Lieber genoss er sein Leben, vergnügte sich mit anderen Frauen, während sich die eigene fast zu Tode fürchtete, bis sie schließlich gemeinsam ums Leben kamen. Ausgerechnet bei einem Verkehrsunfall wie zehn Jahre zuvor der große österreichische Popstar.
Auf der Fahrt von Wien ins Steirische Salzkammergut geriet der Vater im Tanzenbergtunnel auf die Gegenfahrbahn, krachte frontal in einen Lkw. Sekundenschlaf, nahmen die Sachverständigen an. Wegen Sanierungsarbeiten war nur eine Tunnelröhre befahrbar gewesen. Der Lkw-Fahrer kam mit einem Schock davon. Die beiden Pkw-Insassen verstarben noch an der Unfallstelle. An jenem verregneten Juliabend warteten die 20-jährigen Töchter vergeblich auf ihre Eltern.
Und jetzt war eine von ihnen gestorben. Sie konnte es nicht fassen, dass ihre Schwester tot war.
Der finstere Blick des jungen Taxifahrers begegnete ihr im Rückspiegel. Dunkle, funkelnde Augen. Schwarze buschige Brauen. Große, krumme arabische Nase. Dichter Vollbart. Ob er einer dieser radikalen Islamisten war, die nur darauf warteten, im Namen Allahs unschuldige Menschen zu ermorden? Je mehr, desto besser? Wie jener Attentäter, der am Abend vor dem zweiten Corona-Lockdown wahllos in der Wiener Innenstadt um sich geschossen und dabei mehrere Personen verletzt und getötet hatte. Beim Anblick des Taxlers drohte die Fantasie mit ihr durchzugehen. Sie wandte sich ab, sang im Geist den Refrain mit Falco mit. »Oh-oh,