Köder Null. Джек Марс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Ein Agent Null Spionage-Thriller
Жанр произведения: Современные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781094305011
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hatten sie alle schon Geschichten über moderne Piraten gehört, besonders über jene aus Somalia. Doch die waren sehr territorial und ihre Opfer segelten durch Golf von Aden, im Arabischen Meer. Ganz bestimmt nicht im Nordpazifik. Sie waren tausende von Kilometern von ihrem Jagdrevier entfernt.

      Dann sprang der Deutsche auf und starrte mit einem Adlerblick über den Bug. Er öffnete das Nylonhalfter an seiner Hüfte und zog die matt schwarze Pistole in einer solch flüssigen Bewegung heraus, dass es schien, als ob sie einfach in seiner Hand erschienen wäre.

      Doch Sun sprach als nächstes.

      „Wenden Sie die Waffe auf sie.“

      Dr. Kim wandte sich um und sah ihn mit einem Blick voller Unglauben an. „Sind Sie verrückt? Sie wollen, dass wir die einfach umbringen?“

      „Die haben Waffen“, murmelte der Deutsche. „Sturmgewehre.“

      „Die haben sie gesehen“, beharrte Sun. „Die haben gesehen, wie wir die Waffe abgefeuert haben und jetzt wollen sie sie. Ganz zweifellos. Zielen Sie auf sie.”

      In Eun-hos Magen formte sich ein Knoten aus Panik. Während der ganzen Zeit und Forschung hatte er nicht einmal daran gedacht, dass diese meisterhafte Waffe dazu verwendet werden könnte, Leben zu enden. Das war schon seltsam. Er war daran beteiligt. Er selbst hatte die Projektile geschaffen. Hier waren sie nun, standen einer ernsthaften Bedrohung gegenüber und hatten kaum die Wahl.

      „Sie haben etwa fünfzehn Sekunden Zeit, um sich zu entscheiden“, kündigte der Deutsche mit seinem harten Akzent an. Seine Worte waren lauter, als Eun-ho ihn je hatte sprechen hören.

      „Nein“, sagte Kim standhaft. „Wir können sie leicht abhängen. Werft die Motoren an!“

      „Wir müssen zuerst die Waffe herunterfahren…“ stotterte der Mann an der Konsole.

      „Dann los!“ schrie Kim. „Jetzt, schnell!“

      „Aber sie haben es gesehen!“ beharrte Sun erneut.

      „Zehn Sekunden“, unterbrach der Deutsche.

      Eine Salve Maschinengewehrfeuer zerriss die Luft. Man vernahm sie so laut und krachend über das Wasser, dass Eun-ho sich instinktiv die Hände auf die Ohren legte. Er spürte das Summen des hydraulischen Aufzugs, der das Plasma-Schienengewehr zurück in den Rumpf der Glimmer fuhr. Er hörte die Schreie - zuerst die panischen Streitereien seiner Kollegen, doch dann auch andere, die kehlig, zornig und für ihn unverständlich waren. Sie sprachen weder Koreanisch noch Englisch noch Mandarin, das Eun-ho ebenfalls fließend konnte. Aber sie klangen wütend, fordernd und gleichzeitig tödlich.

      Als er es wagte wieder aufzublicken, war das Piratenboot - zu diesem Zeitpunkt hatte er sich selbst davon überzeugt, dass sie tatsächlich Piraten waren - näher herangefahren und verlangsamte seine Fahrt vor dem Bug der Glimmer, sodass es unmöglich war, nach vorne zu fahren.

      „Volle Fahrt zurück, jetzt!“ schrie Kim, während sich die Türen über dem Schienengewehr schlossen.

      Der Mann an dem Schaltpult legte seine Hand über den Gashebel und gleichzeitig ließ ein einziger, scharfer Knall Eun-ho zusammenzucken. Der Kopf des Piloten wurde nach rechts gerissen, während eine Wolke roten Dunstes auf das Meer hinter ihm hinausfegte.

      Der Deutsche nahm seine Pistole herunter. Die Stille und Unfassbarkeit des folgenden Momentes war erdrückend. Der Mann am Schaltpult rutschte zu Boden. Die Piraten beobachteten das. Eun-hos Kollegen wurden ganz still. Seine Beine fühlten sich an wie aus Stein, sie wurzelten ihn an das Deck des Schiffes fest.

      Und in diesem stillen Moment drehte sich der Deutsche um und feuerte kaltblütig einen zweiten Schuss in Dr. Kims Stirn.

      Das beendete ihre Starre. Mehrere schrien. Zwei stürmten nach vorn, Sun und ein weiterer Mann - Bong, falls Eun-ho sich richtig erinnerte. Sie griffen nach dem Deutschen, doch der drehte einfach seinen Körper weg. Statt seine Pistole zu verwenden, schlug er mit seinem Ellenbogen aus. Er traf mit einem widerwärtigen Krachen auf Suns Nase. Blut spritzte nach hinten, als er seinen Kopf drehte, und verspritzte über Eun-hos Parka. Mit derselben fließenden Bewegung, mit der er seine Pistole gezogen hatte, drehte der Deutsche sie jetzt in seiner Hand um und holte damit gleichzeitig aus. Der Griff traf Bong direkt hinter dem Kiefer.

      Eun-hos Beine begannen nun zu zittern und seine Knie gaben nach. Schmerz fuhr ihm durch die Beine, als sie zu Boden fielen. Zwei weitere Schüsse erklangen, pop-pop, schnell hintereinander. Obwohl er seine Augen geschlossen hielt, erkannte er das typische Geräusch von zwei Körpern, die zu Boden fielen.

      Anschließend hörte man zwei Platscher - es waren Kollegen, deren Reflexe sie zur Flucht animierten. Obwohl Eun-ho voll Panik war, verstand er, dass sie letztendlich in der Kälte des Ozeans erfrieren würden. Im eisigen Nordpazifik im Februar wären sie in weniger als einer Minute tot.

      Pop.

      Pop-pop.

      Das waren nicht mehr die reißenden Maschinengewehrsalven, es waren einzelne Schüsse aus der matt schwarzen Pistole. Er bemerkte, dass die Piraten nicht feuerten, sondern warteten. Sie warteten darauf, dass er fertig würde, damit sie das Schienengewehr stehlen könnten. Der Deutsche hatte sie betrogen. Der Mann, der für ihre Sicherheit verantwortlich war, wurde zu ihrem Verderben.

      Als Eun-ho schließlich den Mut aufbrachte, seine Augen wieder zu öffnen, waren Teile des Decks der Glimmer voll von Blut, aber andere noch strahlend weiß. Vier der afrikanischen Piraten waren an Bord gekommen. Zu zweit warfen sie die Leichen seiner Kollegen über die Reling.

      Der Deutsche stand neben ihm, hielt die Pistole lässig in seiner linken Hand, als wäre sie nur ein einfaches Accessoire.

      „Warum?“ fragte Eun-ho, oder versuchte es zumindest. Aus seiner Kehle entfloh jedoch nur ein heiseres Zischen.

      „Nur ein junger Mann“, murmelte der Deutsche wieder mit seiner leisen Stimme. Jetzt hatte er wieder den gleichen Tonfall wie zu dem Zeitpunkt, als Eun-ho fälschlich gedacht hatte, dass er ein Holländer wäre. „Doch es sind oft junge Männer, die bei dieser Art von Angelegenheiten am meisten leiden.“

      Eun-ho zuckte unwillkürlich ein wenig zusammen, als der Lauf der Pistole gegen seine Schläfe gelegt wurde. Er schloss wieder seine Augen. Die Brise war kalt, doch die Morgensonne fühlte sich angenehm auf seinem Gesicht an.

      KAPITEL EINS

      Null lag im auf seinem Bauch, während der Schnee um ihn wehte. Er hoffte, dass er tief genug am Boden und weit genug entfernt von der Hütte war, um versteckt zu bleiben, während die Sonne über der Prärie unterging. Er rügte sich selbst dafür, dass er nicht daran gedacht hatte, weiße Kleidung zu tragen. Die synthetische Jacke mit Fleece-Fütterung war beige. Theoretisch recht nah an weiß, doch zweifellos stach sie im reinen Weiß des Schnees stark hervor. Die Balaclava-Kopfmaske war schwarz - nun ja, es war schwer sie in einer anderen Farbe zu bekommen, insbesondere, weil er so kurzfristig aufgebrochen war.

      Er hielt sich das Fernglas wieder an die Augen und beobachtete die Hütte in der Ferne. Immer noch keine Bewegung. Er war sich jedoch sicher, dass dies der richtige Ort war. Es stellte sich nur die Frage, ob sein Zielobjekt sich gerade darin befand.

      Null wünschte, er hätte eine bessere Ausstattung. Er war nur wage darüber informiert, was ihn möglicherweise erwarten würde. Nichts Gutes. Er hatte die Kleidung für kaltes Wetter, die er trug. Er hatte das Fernglas. Er hatte eine Waffe, eine kleine, silberne Walther PPK mit einem drei Komma drei Zoll Lauf und sechs Schuss Kapazität. Viele glaubten, dass das PP für „Pocket Pistol” stand, da man sie so einfach verstecken konnte. Doch es stand eigentlich für Polizeipistole. Das war noch amüsanter, da sie gerade in seiner rechten Jackentasche versteckt war.

      Null hatte kein Funkgerät, keinen Bewegungssensor, keine Abhörgeräte, nicht einmal ein Telefon. Die CIA könnte ihn durch ein Telefon orten… oder vielleicht noch schlimmer, seine Tochter Maya könnte ihn durch ein Telefon orten. Sie hatte keine Sekunde geglaubt, dass er einen Termin bei einem Nervenspezialisten in Kalifornien hatte, um die Traumaverletzung seiner Hand, die er sich ein paar Jahre zuvor zugezogen hatte,