Die Form der Anrede
Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, verwenden wir im vorliegenden Buch bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen zwar nur die gewohnte männliche Sprachform, meinen aber gleichermaßen die weibliche.
Hinweis zum Urheberrecht
Zum Abschluss des Vorwortes noch ein Hinweis zum Urheberrecht: Sämtliche in diesem Buch abgedruckten Screenshots unterliegen dem Copyright der SAP SE. Alle Rechte an den Screenshots hält die SAP SE. Der Einfachheit halber haben wir im Rest des Buches darauf verzichtet, dies unter jedem Screenshot gesondert auszuweisen.
1 Schnittstellenplattformen
Dieses Kapitel vermittelt Ihnen die Bedeutung und den Nutzen sowie eine kurze Historie der Evolution von Schnittstellenplattformen bei der SAP, die mit SAP CPI als aktueller Technologie ihren vorläufigen Endpunkt findet.
Schnittstellen ermöglichen den elektronischen Datenaustausch zwischen (meist heterogenen) Anwendungen. IT-Landschaften in Unternehmen erfordern den Einsatz von Schnittstellenplattformen, sobald eine gewisse Komplexität erreicht ist. Meist ist dies bereits dann der Fall, wenn bestimmte Funktionen nicht mehr in einem Anwendungssystem allein betrieben werden (z.B. bei einer von der Auftragsverarbeitung getrennten Finanzbuchhaltung oder einer geteilten Verwaltung von Kundenstammdaten) oder ein elektronischer Austausch von Dokumenten mit Geschäftspartnern erfolgt (z.B. via EDIFACT).
Schnittstellenplattformen sind Systeme, die die standardisierte Entwicklung von Schnittstellen in IT-Landschaften gestatten und diese zudem verwalten, steuern sowie überwachen. Die dazugehörigen Konzepte basieren auf der Enterprise Application Integration (EAI) bzw. auf Serviceorientierter Architektur (SOA) und sorgen für die integrierte Abwicklung von Geschäftsprozessen in einer verteilten Landschaft von Anwendungen. Ziel ist die Vermeidung von Punkt-zu-Punkt-Architekturen, da diese u. a. schlecht zu verwalten und zu überwachen sind. Synonyme Begriffe für eine Schnittstellenplattform sind Enterprise Service Bus (ESB), Message Broker oder Message-oriented Middleware (MOM).
SAP-Schnittstellenplattformen existieren seit etwa 2004, und ihre Geschichte begann mit der SAP Exchange Infrastructure (XI). Davor existierte zwar bereits der SAP Business Connector (BC), ein von der Firma WebMethods zugekauftes Produkt, das ein SAP-R/3-System in die Lage versetzte, über Internetprotokolle (z.B. HTTP) mit Fremdsystemen zu kommunizieren. SAP XI war jedoch das erste echte SAP-Produkt zu den Themen »Integration« und »Connectivity« und ein wesentlicher Bestandteil der Integrationsplattform SAP NetWeaver. Später wurde das Produkt in SAP Process Integration (PI) umbenannt, unter dem es noch heute weitverbreitet ist. SAP PI basiert auf einem sogenannten Dual-Stack, d.h., es werden ein ABAP- sowie ein Java-Server verwendet.
Die letzte Stufe der Evolution (zumindest in der On-Premise-Welt) stellt das Produkt SAP Process Orchestration (PO) dar, das nur noch auf einem Java-Stack aufbaut und darüber hinaus die Komponenten SAP Business Process Management (BPM) sowie SAP Business Rules Management (BRM) beinhaltet, um primär zustandsbehaftete (stateful) Integrationen (z.B. das Aggregieren/Sammeln oder Korrelieren/Verknüpfen von Nachrichten) sowie die Verwaltung von Geschäftsregeln zu unterstützen.
SAP Cloud Platform Integration (SAP CPI), ehemals SAP HANA Cloud Integration (HCI), ist die aktuelle Cloud Middleware der SAP. Wesentliche Elemente von SAP PI/PO finden sich darin nicht wieder, so enthält es z.B. kein starr festgelegtes (geradezu dogmatisches) Vorgehensmodell für die Erstellung von Schnittstellen. Im Gegensatz zur proprietären und sehr SAP-eigenen Implementierung werden hier offene Standards wie z.B. Apache Camel als Laufzeitumgebung verwendet. Dennoch ist eine Abwärtskompatibilität für die bereits erstellten Message-Mappings gewährleistet, da diese SAP-spezifische Laufzeitumgebung ebenfalls implementiert wurde.
SAP CPI basiert auf einer gänzlich flexiblen Pipeline, einem grafisch dargestellten Block, in dem sich die Verarbeitungsschritte als grafische Elemente sehr individuell anordnen lassen. Dies ist Fluch und Segen zugleich, da eine diesbezügliche extreme Standardisierung zugunsten einer hohen Flexibilität auch ein Qualitätsrisiko bedeutet. Letzteres lässt sich jedoch durch die Etablierung guter Entwicklungsrichtlinien und eines Vorgehensmodells begrenzen, sowie ggf. durch den Einsatz zusätzlicher Tools, die eine möglichst hohe Transparenz sowie eine Schnittstellensteuerung ermöglichen.
2 SAP Cloud Platform
Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über die wesentlichen Funktionen von SAP Cloud Platform im Hinblick auf das Thema Integration. Zudem werden grundlegende Konzepte der Verwaltung sowie der Inbetriebnahme erläutert.
SAP Cloud Platform stellt die Platform as a Service (PaaS) von SAP dar. Unter diesem Begriff werden Cloud-Dienste zusammengefasst, die die Erstellung und den Betrieb von Webanwendungen ermöglichen. Entsprechend vielfältig sind die unterschiedlichen angebotenen Dienste (Services), die jeweils eine bestimmte Aufgabe übernehmen, so z.B. Datenbanken, Entwicklungsumgebungen, Dokumentenverwaltung, Benutzeroberflächen (UIs) sowie Integrationsfunktionen. Diejenigen Services, die der Integrationsfunktionalität einer Plattform zugerechnet werden, bezeichnet man als Integration Platform as a Service (iPaaS).
2.1 Integration Platform as a Service
Zur iPaaS von SAP gehören aktuell die folgenden Services:
API Management
Cloud Integration (CPI)
Connectivity
Integration Advisor
Internet of Things
OData Provisioning
Open Connectors
SAP Edge Services
SAP Leonardo ML Foundation
Smart Data Integration
Ausgewählte Services, für die ein kombinierter Einsatz mit SAP CPI sinnvoll ist, werden in Kapitel 8 erläutert.
Übersicht der SAP-Cloud-Platform-Services
Unter der URL https://cloudplatform.sap.com finden Sie die aktuell verfügbaren Services inkl. einer Möglichkeit, die Kosten für deren Einsatz zu kalkulieren.
Sie können aktuell zwei verschiedene Editionen erwerben, die Process Integration (PI) Edition und die (umfangreichere) Enterprise Edition. In der PI-Version sind pro Produktionsumgebung drei Verbindungen sowie zehn Gigabyte Bandbreite enthalten. Eine Verbindung stellt dabei eine Anwendung dar, also typischerweise eine IP-Adresse, über die Nachrichten ausgetauscht werden. Weitere Verbindungen können Sie zusätzlich (kostenpflichtig) lizenzieren. Die Enterprise Edition hingegen umfasst zusätzliche Services (z.B. B2B-Adapter, siehe Abschnitt 8.1, oder Enterprise Messaging, siehe Abschnitt 8.6) und ist hinsichtlich der Anzahl der Verbindungen nicht limitiert.
Seit 2019 bündelt die SAP diese eigentlich autarken Services unter dem Begriff SAP Cloud Platform Integration Suite (siehe Abbildung 2.1). Sie verfolgt damit das Ziel, deren Koexistenz und Interaktion zu verbessern und sie entsprechend einfacher zu vermarkten.
Die Lizenzierung der Integration Suite erfolgt aktuell über drei verschiedene Editionen, die eine unterschiedliche Anzahl an Umgebungen bereitstellen:
Basic: