Dies wird nicht für jeden Menschen so sein, ebenso wie es nicht in jedem Moment eine gute Idee ist, über Gefühle zu sprechen. Die Entscheidung darüber liegt bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser.
Was Sie in diesem Buch finden, ist eine Sammlung von bewährten Tools für die Gruppenarbeit, für das Selbstmanagement, die Einzelberatung und die Konfliktklärung.
Unsere Kommunikation ist komplex – und wir sind alle unterschiedlich. Erfahrungshintergründe bestimmen unser Handeln manchmal mehr, als uns lieb ist, und das, was wir erfahren, ist so unterschiedlich wie die Welt, in der wir aufgewachsen sind und leben.
Ärgerlich zu sein bewirkt den üblichen Tunnelblick, lässt uns gangbare Wege nicht sehen, trennt uns von Menschen, denen wir eigentlich wohl wollen oder mit denen zusammen wir an wichtigen Projekten arbeiten.
Als eine der ersten Ausbilderinnen für Mediation habe ich schnell gemerkt, dass keine noch so gute Technik uns einen Ablaufplan bietet, wie wir schwierige Situationen meistern. Neben all dem, was wir über Techniken und Kommunikation lernen können, sind wir immer auch gefordert, uns als Person mit dem, was uns ausmacht, einzubringen. Gleichzeitig kann uns eine gute Technik auf Ideen für konstruktive Strategien bringen, sodass wir Menschen und Gruppen auf der Basis unseres Wissens, unserer Einfühlung und Erfahrung auf ihrem Weg einen Schritt weiterbringen können.
Wie liest man dieses Buch?
Lassen Sie sich anregen, zunächst diejenigen Tools auszuprobieren, die Sie ansprechen. Die Praxisbeispiele zu Beginn jedes Tools zeigen, worum es in der folgenden Technik geht, und helfen, die weiteren Schritte zu verstehen. Alle Beispiele in diesem Buch sind aus meiner Arbeit und der meiner Kolleg/innen. Sie wurden so verändert, dass sie einerseits nicht auf die beteiligten Personen zurückzuführen sind und andererseits deutlich machen, wozu das folgende Tool dient. Alle Namen sind frei erfunden. Wenn bei Ihnen die Lust aufkommt, eine Technik auszuprobieren, ist das genau der richtige Einstieg.
Ich wünsche Ihnen gute Erfahrungen mit den Techniken aus diesem Buch – und viele Ideen für Ihre eigene Arbeit!
Leitlinien
Ein paar Worte zur Haltung, mit der wir die Gefühlsmonster®-Karten verwenden:
»Na, dann lassen Sie uns das mal analysieren!«, sagte ein Seminarteilnehmer in einer Beratung zu der Person, die Gefühlsmonster®-Karten für ihre aktuelle Situation ausgewählt hatte. Seine Worte inspirierten mich dazu, die folgenden Leitlinien zu formulieren, die sich im Laufe der Jahre in unserer Arbeit bewährt haben:
• Die Leitfrage ist: Was bedeutet diese Karte für dich, für Sie? So erhalten Sie offene Antworten und laden dazu ein, mehr zu der Karte zu sagen.
• Wer die Bilder anschaut, entscheidet, was sie oder er in den Bildern sieht.
• Eigene Worte zu den Karten sind hilfreicher als Zuschreibungen durch eine andere Person.
• Jede Figur kann und soll unterschiedlich verstanden werden. Rechnen Sie damit, überrascht zu sein, welcher Figur Ihr Gesprächspartner welche Bedeutung zuweist.
• Bei Bedarf können diese Beschreibungen durch ein Feedback der Begleiterin bzw. des Gesprächspartners ergänzt werden.
• Die Qualität der Begleitung bei der Arbeit mit den Gefühlsmonster®-Karten korrespondiert mit der Offenheit, Flexibilität und dem Einfühlungsvermögen der Begleitenden.
• Das Wort Monster oder Gefühlsmonster soll nur verwendet werden, wenn die/der Betrachtende versteht, dass es spielerisch gemeint ist.
• Im Businesskontext verwenden wir gerne zum Einstieg das Wort Gefühlskarten, um das zunächst Ungewohnte des Einsatzes von Comic-Abbildungen etwas abzumildern. Sobald Menschen die Karten im Einsatz erfahren haben, mögen sie den Namen Gefühlsmonster, weil er die Heftigkeit der erlebten Gefühle erfahrbar macht und mit Humor verbindet.
TEAM
Tool 1: Einstiegsrunde
Praxisbeispiel
Chantal Meunier macht einen Workshop mit ihren Teamleiter/innen, um die Effekte der Einführung eines neuen Prozesses zu diskutieren und ggf. nachzusondieren. Zum Start wählt sie die Einstiegsrunde mit den Gefühlsmonstern mit der Frage, wie es den Teamleiter/innen mit dem neuen Prozess geht.
Alle gehen herum, bleiben bei der Karte ihrer Wahl stehen und erläutern diese in einem Satz.
Folgendes Bild ergibt sich.
Sie weiß nun, dass die Mehrheit der Teamleiter/innen dem Prozess offen gegenüber steht und wer noch unsicher oder besorgt ist. So fühlt sie sich gut vorbereitet für das folgende Gespräch.
Anlass
• Bei Workshops, Fortbildungen, Klausurtagen.
• Wenn Sie die Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung aktivieren möchten.
• Wenn Sie mögliche Widerstände gleich zu Beginn der Veranstaltung herausfinden möchten.
Ziel
• Sie erhalten gleich zu Beginn ein Stimmungsbild.
• Sie bekommen in kurzer Zeit Informationen darüber, welche Teilnehmer/innen motiviert sind, wer Bedenken gegenüber der Veranstaltung hat oder wessen Aufmerksamkeitslevel wegen Müdigkeit oder privater/beruflicher Belastungen eingeschränkt ist.
• Sie steigern die Aufmerksamkeit für das anschließende Thema der Veranstaltung.
Zeit
30–60 min., je nach Teilnehmerzahl
Material
Gefühlsmonster®-Karten Mittel (oder Extragroß für die Variante)
So funktioniert es
Die Karten liegen in der Mitte im Kreis aus und alle Teilnehmer/innen äußern sich, wie es ihnen zum Start der Veranstaltung geht.
Überlegen Sie sich zuerst, was Sie fragen möchten. Mögliche Fragen sind:
a) Wie geht es Ihnen gerade allgemein?
b) Wie fühlen Sie sich heute hier bei der Veranstaltung?
c) Wie fühlen Sie sich in Bezug auf unser heutiges Thema?
Dann legen Sie einen Kreis aus den Karten in der Mitte des Raumes.
Kleine Einstiegsrede für diese Methode:
»Sie sehen hier 25 Karten mit Darstellungen von Gefühlen, genannt Gefühlsmonster. Gefühle stecken an. Wenn Sie beim Herumwandern aufmerksam hinsehen, werden Sie bei einigen Karten eine leichte Resonanz spüren. Diese Figuren können etwas damit zu tun haben, wie es Ihnen gerade jetzt im Moment geht. Genau das möchte ich Sie fragen: … (Hierstellen Sie die von Ihnen ausgewählte Frage a, b oder c.) Bei diesen Karten bleiben Sie stehen und denken kurz darüber nach, was die Karte für Sie bedeutet. Entscheiden