Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745213249
Скачать книгу
Leute wie sie und ich und die armen Schweine, die hier verblutet sind, haben die Suppe auszulöffeln.«

      Der Captain spuckte zur Seite aus. Er war ein Mann, der mit beiden Beinen auf der Erde stand, ein Mann mit Verstand, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machte. In Offizierskreisen wurden solche Leute gemieden. Bei den Unteroffizieren und Mannschaftsdienstgraden jedoch waren sie beliebt. Es waren Männer, die weder nach oben buckelten noch nach unten traten, die das Kind beim Namen nannten und Dummheit anprangerten. Das war sicher auch der Grund, weshalb man John Curtis trotz seines fortgeschrittenen Alters noch nicht zum Major befördert hatte.

      Whitlock verabschiedete sich. Curtis wandte sich ab, um den Treck wieder auf den Weg zu bringen. Jane Randall sagte: »Ich hoffe, wir begegnen uns in Tularosa wieder, Lieutenant. Ich werde meinem Vater von ihrem heldenhaften Einsatz hier berichten. Ich denke, Sie sind ein Mann ganz nach dem Geschmack Dads.«

      »Kann schon sein«, erwiderte Whitlock lächelnd. »Unsere Ansichten zumindest sind sich ziemlich ähnlich. Auch ich würde mich freuen, wenn wir uns in Tularosa wieder begegnen würden, Ma'am.«

      »Viel Glück, Lieutenant. Geben Sie auf sich Acht.«

      Whitlocks Herz schlug höher. Zwischen ihm und ihr war etwas, eine geheimnisvolle Allianz, ein Strom aus stummer Zuneigung und Verständnis, etwas, das nicht zu merken, wohl aber zu spüren war. Ihre Gesichtszüge wirkten in diesen Minuten besonders weich und gelöst, ein erregender Hauch von Fraulichkeit strahlte von ihr aus. Sie reichte Whitlock die Hand. Ein Strahlen entstand auf dem Grund ihrer Augen. »Ich freue mich auf Sie, Lieutenant.«

      »Wir sehen uns wieder, Miss...«

      »Sagen Sie Jane zu mir.«

      »Wir sehen uns wieder, Jane.« Er löste seine Hand aus der ihren, schwang sich aufs Pferd, nahm die Zügel auf, winkte ihr noch einmal zu, dann zog er das Pferd herum und trieb es an.

      Jane Randall blickte ihm nach, bis er über einer Bodenwelle aus ihrem Blickfeld verschwunden war.

      *

      Sie warteten zwischen den Felsen und Hügeln auf Tyler Whitlock. Von zwei Seiten fielen sie über ihn her. Die vier Krieger waren voll Hass und wollten ihn massakrieren. Eine schnelle Kugel schien ihnen zu gnädig für den verhassten Reitersoldaten.

      Whitlock gab seinem Pferd unerbittlich die Sporen. Das Pferd, das er an der Longe führte, wurde mitgerissen. Er zog das Gewehr aus dem Sattelholster und schlug einen der Krieger vom Pferderücken. Der Bursche überschlug sich am Boden und rührte sich nicht mehr. Dann war der Lieutenant durch. Er stob zwischen die Felsen, saß ab und band die Pferde an den Ast eines Strauches. Das Gewehr hielt er mit beiden Händen. Er vernahm Hufschläge.

      Whitlock verbarg sich. Das Hufepochen nahm an Lautstärke zu. Ein Pferd schnaubte prustend. Vorsichtig hebelte Whitlock eine Patrone in den Gewehrlauf. Unvermittelt trat Stille ein. Wieder wehte das scharfe Prusten eines Pferdes heran. Ein dumpfer Laut, als das Tier noch einmal mit dem Huf aufstampfte...

      Ein Geröllhang verbarg den Reiter vor Whitlocks Blick. Von den beiden anderen Kriegern war nichts zu hören. Wahrscheinlich pirschten sie wie jagende Pumas durch die Schluchten und Einschnitte.

      Whitlock war kalt wie ein Stück Eis.

      Und dann sah er den Apachen. Der Krieger schob sich um einen Felsblock herum, blieb geduckt im Schatten stehen und sicherte nach vorn und zur Seite. In seinen Händen lag das Gewehr.

      Whitlock trat er aus seiner Deckung. Im selben Sekundenbruchteil nahm ihn der Krieger wahr. Er riss das Gewehr hoch und schlug die Waffe auf Whitlock an. Dieser kniete gedankenschnell links ab und schoss gleichzeitig mit dem Apachen. Dessen Geschoss ging fehl, Whitlocks Blei hingegen riss den Krieger von den Beinen.

      Die Schüsse klangen wie einer und dröhnten durch die Bergwelt, die Wände und Hänge schienen die Detonationen festzuhalten und immer wieder aufs Neue zum Leben zu erwecken. Schließlich verhallte das letzte Echo.

      Whitlock hetzte zwischen die Felsen. Die anderen Apachen konnten nicht weit sein. Das Röcheln des Kriegers, dem er sein Blei verpasst hatte, erreichte sein Gehör, als er kurz verhielt, um hinter sich zu lauschen. Er vernahm schleichende Schritte. Ein Stein klackerte. An einer anderen Stelle über Whitlock löste sich ein faustgroßer Stein unter einem Tritt und polterte in die Tiefe. Einer der Krieger befand sich also über ihm auf dem Felsen, der die Höhe eines Hauses hatte. Whitlock presste sich eng an die raue Wand und zog sich zurück.

      Ein Apache schlich um einen Felsen herum und sah seinen lang gestreckt daliegenden und leise wimmernden Gefährten. Er drückte sich in einen Spalt und sicherte um sich. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Aber in seinen Augen glomm der Funke einer ungezügelten Wildheit.

      Auf dem Kamm eines Geröllhanges erschien ein Krieger. Mehr auf den Fersen seiner Mokassins schlitternd als laufend und verzweifelt mit den Armen rudernd, um das Gleichgewicht zu bewahren, kam er den Abhang herunter. Loser Untergrund kam unter ihm ins Rutschen, Steine sprangen vor ihm her in die Tiefe, und er musste alle Geschicklichkeit aufbieten, um nicht zu stürzen und von einer Gerölllawine mitgerissen zu werden.

      Keuchend kam er unten an. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und aus den Augenhöhlen. Gehetzt schaute er sich um.

      Er konnte Whitlock nirgends entdecken. Dieser war im Gewirr aus Fels und Dornengestrüpp verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.

      Sein Gefährte pirschte um einen Fels. Der Krieger erschrak und richtete das Gewehr auf ihn. Im letzten Moment erkannte er seinen Verbündeten. Er bedeutete ihm, sich nach rechts zwischen die Felsen zu schlagen und verschwand nach links. Geduckt glitt er, jeden Schutz ausnutzend und unablässig um sich sichernd, im Schattenfeld eines der steinernen Riesen dahin. Es gab Spalten und Risse, an die er sich vorsichtig heranschob, in denen aber keine Gefahr für ihn lauerte.

      Ein Schuss brüllte auf. Der Krieger blieb wie angenagelt stehen und drehte das Ohr in die Richtung, aus der er erklungen war. Die Echos antworteten, und in sie hinein peitschte hell eine Winchester.

      Während der Apache sich wieder bewegte und an der rauen Wand entlangpirschte, kauerte Whitlock tief geduckt und flach atmend in einem klaffenden Riss.

      Leise, huschende Schritte kamen näher. Whitlock sah den Gegner nicht, aber er wusste, aus welcher Richtung er heranpirschte. Der Lieutenant hielt das Gewehr fest gepackt. Vorsichtig spähte er über den Rand des Spalts, in dem er sich verkrochen hatte. Schweiß rann ihm in die Augen. Staub verklebte seine Poren. Seine Beinmuskulatur begann sich zu verspannen. Mit aller Macht spürte er die Erschöpfung nach den Strapazen der vergangenen Tage.

      Als er den Krieger auftauchen sah, wartete er ab. Er wusste nicht, ob der andere in der Nähe steckte und er sich mit einem Schuss auf den Burschen, den er vor sich hatte, verriet. Whitlock entging nicht das Zögern des Apachen. Der Bursche war sich nicht sicher, ob er noch einen Schritt wagen konnte. Zwischen ihm und der Deckung eines wie von Riesenhand hingelegten Findlings auf der Sohle zwischen den Steilhängen betrug die Entfernung gut fünfzehn Schritte.

      Whitlock verlor schließlich die Geduld. Er nahm einen Stein und schleuderte ihn über den Rand des Risses zwischen die Felsen. Der Indianer fiel prompt auf den plumpen Trick herein und reagierte ansatzlos. Er schnellte halb herum, duckte sich, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten, und feuerte. Und jetzt ließ auch Whitlock seine Winchester sprechen. Er sah den Krieger hochtaumeln, registrierte sein Aufbrüllen, und kroch schnell in dem Spalt davon. Er hatte dem Apachen die Schulter zerschossen.

      Atemlos erreichte einer der Krieger sein Pferd. Er leinte es los und warf sich in den Sattel. Plötzlich hatte er es höllisch eilig. Sein unsteter Blick sprang hin und her. Er war bereit, auf alles zu feuern, was sich bewegte. Wild hämmerte er dem Tier die Fersen in die Seiten. Das Pferd sprang mit einem harten Ruck an. Als es die Bodenbeschaffenheit zuließ, ließ der Krieger die Zügel schießen.

      Der Hufschlag war weithin vernehmbar. Der Apache mit der zerschossenen Schulter tastete sich an einem Felsen