Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745213249
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Rothäute dagegen auflehnen, dann wenden wir Gewalt an. Die Umsiedlung hat auf jeden Fall zu erfolgen.« Es klang abschließend und endgültig.

      »Das kann einen neuen Krieg geben«, verlieh dennoch ein Mann in Wildlederkleidung seiner Befürchtung Ausdruck. An seinem Gürtel hing rechts ein Holster mit einem schweren Armee-Revolver, an seiner linken Hüfte steckte ein schweres Messer in einer mit Nieten und Stickereien verzierten Scheide. Er hatte die Delegation der Weißen zum Frenchs Arroyo geführt. Seine Worte klangen wie eine düstere Prophezeiung ...

      *

      Fort Wingate, September 1878.

      Der Herbst nahte. Man nannte diese Jahreszeit den Indianersommer. Die Tage waren nicht mehr so heiß, und in den Nächten war es schon ziemlich kühl. Zwei Dutzend Reiter waren angetreten. Die Männer hielten ihre Pferde an den Zaumzeugen fest. Die Tiere prusteten, peitschten mit den Schweifen und stampften mit den Hufen. Hin und wieder war helles Wiehern zu vernehmen. Gebissketten klirrten.

      Colonel McIntosh trat vor die Gruppe hin. Major Martin Garretson legte die Hand an den Hut und sagte: »Patrouille angetreten, Sir. Wir sind zum Abmarsch bereit.«

      Der Colonel erwiderte den Gruß, dann rief er: »Gott sei mit Ihnen, Männer. Jeder von Ihnen weiß, um was es geht. Es gilt, eine Bande aufrührerischer Apachen zu finden, sie festzunehmen und zu veranlassen, nach San Carlos zu gehen. Es kann gefährlich werden, Männer. Aber Sie sind gut ausgebildet. Jeder von Ihnen hat genügend Erfahrung mit den Apachen. Ich wünsche jedem von Ihnen, dass er gesund und heil nach Fort Wingate zurückkehrt.«

      »Danke, Sir!«, riefen die Kavalleristen wie aus einem Mund.

      »Sie können fortfahren, Major«, sagte der Colonel.

      »Lassen Sie aufsitzen, Lieutenant!«, befahl Garretson.

      »Jawohl, Sir!« Lieutenant Tyler Whitlock salutierte, dann ließ er seine Stimme erklingen: »Mount up!«

      Die Kavalleristen schwangen sich in die Sättel. Die Pferde tänzelten. Mit eisernen Fäusten bändigten sie die Soldaten.

      »Auf Wiedersehen, Sir«, sagte der Major. »Wir werden in spätestens einem Monat zurückkehren. Hoffen wir, dass uns Erfolg beschieden ist.«

      »Auf Wiedersehen, Major. Hals- und Beinbruch.« Der Colonel reichte dem Major die Rechte, dieser schüttelte sie, dann ging er zu seinem Pferd und stieg auf.

      Lieutenant Whitlock war inzwischen aufgesessen. Als der Major sich im Sattel zurechtgerückt hatte, rief er: »Rechts um!«

      Die Pferde wurden herumgezogen. Die Kavalleristen bildeten Dreierreihen.

      »Fall in!«, ertönte Whitlocks Stimme.

      Die Truppe setzte sich in Bewegung. Voraus ritten drei indianische Scouts. Ihnen folgten der Lieutenant und ein Sergeant, dann kamen die Trooper. Der Major ritt an der Seite des kleinen Zuges.

      Im klirrenden Trab verließen sie das Fort. Kameraden winkten ihnen hinterher. Niemand beneidete diese Männer. Auf sie wartete das Fegefeuer, vielleicht sogar die Hölle. Sie zogen nach Süden. Um sie herum war nur totes Land, Felswüste, Staub und dorniges Gestrüpp; Comas und Mesquitesträucher. Das Gebiet war trocken und zerklüftet wie eine Mondlandschaft. Weit im Süden ragten die Zinnen und Grate der Zuni Mountains in ein Meer aus weißen Wolken hinein.

      Es war früh am Morgen. Die Sonne stand noch weit im Osten. Gleißendes Licht lag auf den Flanken der Hügel und den Ostwänden der Felsen. Die Pferdehufe wirbelten Staub auf. Staub kroch unter die Uniformen, scheuerte auf der Haut und knirschte bald zwischen den Zähnen der Reiter, puderte ihre blauen Uniformen und verklebte ihre Poren.

      Victorio war mit einer großen Gruppe von Kriegern aus Ojo Caliente geflohen. Man vermutete, dass sich die Apachen in den Mimbres Mountains verkrochen hatten. Der Befehl lautete, Victorio und die Unterhäuptlinge festzunehmen und die Apachen zu zwingen, ins Reservat bei Fort Wingate zurückzukehren, von wo aus sie den Marsch ins Arizona-Territorium nach San Carlos antreten sollten.

      Die Agentur, die sich am Zusammenfluss des San Carlo River und Gila River befand, war sogar bei den Offizieren der Armee verhasst. Einer von ihnen beschrieb sie als einen kiesbedeckten Landstrich, der sich etwa zehn Meter über dem Flussbett hinzog ... >Darauf standen da und dort die graubraunen Ziegelbauten der Agentur. Dürre, vertrocknete, fast blattlose Baumwollsträucher säumten die Flüsse. Regen war so selten, dass er einem, wenn er einmal fiel, fast wie ein Naturwunder erschien. Fast ständig fegten trockene, heiße, Staub aufwirbelnde Winde über die Ebene und entblößten sie jeglicher Vegetation. Im Sommer empfand man eine Temperatur von über 40 Grad im Schatten als kühl. Zu allen anderen Jahreszeiten schwärmten Millionen von Fliegen, Mücken und unbekannten Käfern umher ...<

      Das war San Carlos. Zwei Armeeposten, Fort Apache und Fort Thomas, wachten über den Frieden in dem Reservat.

      Meile um Meile ging es nach Süden. Die Scouts ritten voraus und erkundeten den besten Weg. Eine Straße gab es nicht. Es ging durch Schluchten, vorbei an übereinander getürmten Felsblöcken, über windige Plateaus, zwischen Felsen und Geröllhängen hindurch. Es war ein Land, in dem man aus den Lektionen, die es einem erteilte, entweder schnell lernte, oder in einem namenlosen Grab verschwand.

      Am Mittag lagerten die Soldaten. Sie befanden sich am Rio Pescado. Die Kavalleristen tränkten ihre Pferde, dann wuschen sie sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern. Schließlich aßen sie Pemmikan, den sie in den Satteltaschen mit sich führten. Major Garretson hatte darauf verzichtet, einen Küchenwagen mitzunehmen. In diesem Irrgarten aus Felsen, Schluchten, Arroyos und sandigen Hügeln wären sie mit einem schwer manövrierbaren Fuhrwerk nur schlecht vorwärts gekommen und hätten weite Umwege in Kauf nehmen müssen. Also waren sie auf das angewiesen, was sie in den Satteltaschen mit sich führten und was ihnen die Natur bot.

      Der Major hatte eine Karte am Boden ausgebreitet. Er, Lieutenant Whitlock und Sergeant Burmester waren darüber gebeugt. Es gab zwischen Fort Wingate und den Mimbres Mountains keine Ortschaft, sondern nur Wüste. Sie rechneten damit, dass sie fünf Tage benötigten, um in die Berge zu gelangen, in denen sie Victorio und seine Anhänger vermuteten. Dies, nachdem Kunde nach Fort Wingate gelangt war, wonach die Apachen auf ihrem Weg nach Süden Farmen und Ranches überfallen hatten. Und im Süden lagen die Mimbres Mountains, ein unwegsames, menschenfeindliches Gebiet.

      »Morgen Abend sind wir am Frenchs Arroyo«, meinte der Major. »Übermorgen erreichen wir die Mangas Mountains. Am Abend des vierten Tages kommen wir am Beaver Creek an, und vierundzwanzig Stunden später werden wir in den nördlichen Ausläufern der Mimbres Mountains sein.«

      Whitlock nickte. »Und dann beginnt unsere eigentliche Aufgabe. Es gibt in den Mimbres Mountains tausend Verstecke, in denen sich die Apachen verkriechen können. Ihre Späher werden uns ausmachen.«

      Der Lieutenant war ein großer, geschmeidiger und dunkelhaariger Mann, der Ruhe ausstrahlte, der Sicherheit verlieh und zu dem man sofort Vertrauen fassen konnte. Sein Gesicht war hohlwangig und wurde von einem blauen Augenpaar beherrscht. Seine Lippen waren schmal, ohne brutal zu wirken, sein Kinn war eckig, was Härte und Energie verriet, seine Haltung war aufrecht, in seinen Zügen lag Kampfgeist. Er war gewiss ein energischer, willensstarker Mann, der sich durchzusetzen vermochte.

      »Victorio wird uns sicherlich angreifen«, sagte der Major im Brustton der Überzeugung. Doch ihm entging nicht Whitlocks zweifelnder Blick, und er fragte: »Oder sind Sie der Meinung, dass er sich zurückhält und vielleicht sogar flieht?«

      Der Major schaute den Lieutenant fragend an.

      »Ich denke nicht, dass er flieht«, meinte an Stelle des Lieutenants der Sergeant. »Seine Gruppe Krieger ist dreimal so stark wie wir. Ich schätze, dass er uns angreift, sobald er uns ausmacht.«

      »Dessen bin ich mir nicht so sicher«, wandte Whitlock ein. Er sprach abgehackt. »Die Apachen sind schlecht bewaffnet. Man hat ihnen so ziemlich alles an Waffen abgenommen, nachdem sie vor über einem Jahr