Er nickte.
"Wird ein bisschen Arbeit machen", meinte er und ich wusste, was er meinte. Viele seiner Kollegen arbeiteten bereits mit elektronischen Kameras. Die Bilder wurden auf einen Chip aufgenommen und geladen im Laptop bearbeitet. Dann ging es per E-Mail an die Zeitung. Aber Jim arbeitete am liebsten immer noch mit einer ganz herkömmlichen Kamera. Die Bilder mussten dann erst entwickelt werden, bevor man sie schließlich ebenfalls auf elektronischem Wege abschicken konnte.
Das machte zwar mehr Arbeit und war für manche Bereiche – Sport zum Beispiel – auch viel zu langsam.
Aber Jim schwor darauf. Tief in seinem Herzen hatte er etwas Altmodisches an sich. Er trennte sich ungern von Dingen, die er mochte, was leider auch für seine Garderobe galt ...
Eigentlich hatte ja auch niemand damit rechnen können, dass unsere Arbeit auf Gilford Castle eine derart aktuelle Wendung bekommen würde ...
"Dieser Robert sucht dich übrigens überall verzweifelt", sagte er dann. "Keine Ahnung, was er von dir will ... Aber eigentlich müsstest du genau der richtige Jahrgang sein ..."
"Ha, ha, ha!"
"... um während seiner aktiven Zeit einmal in einem seiner Konzerte in Ohnmacht gefallen zu sein!"
"Sehr witzig!"
Er zwinkerte mir schelmisch zu.
"Ich werde mein Zimmer mal in ein provisorisches Labor umfunktionieren, Patti. Wäre nett, wenn du nicht hereinkommst, ohne vorher anzuklopfen!"
17
Ich fand Robert in der Eingangshalle.
Er lächelte mich an und nahm mich kurz in den Arm. Seine Nähe war angenehm.
"Hast du Lust etwas hinauszufahren? Bis zum Diner dauert es noch ein bisschen und die Gegend hier ist sehr schön ... Vor allem im Sonnenuntergang! Wenn wir uns allerdings nicht beeilen, ist sie ganz weg ..."
"Nun ..."
"Ich glaube, es würde es uns guttun, etwas frische Luft zu schnappen. Ein bisschen Ablenkung können wir alle gut vertragen, oder nicht?"
"Sicher."
"Sonst werden wir am Ende noch Opfer unserer düsteren Gedanken ..." Seine braunen Augen sahen mich an, und ich konnte diesen Blick beinahe körperlich fühlen. "Komm", sagte er und ich folgte ihm hinaus.
Vor dem Portal stand ein Mercedes Cabriolet.
"Warte einen Moment", sagte ich, als ich den kühlen Wind daherwehen fühlte. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf meinen Unterarmen. "Ich werde eben noch meine Jacke aus dem Wagen holen ..."
"Tu das!", erwiderte er.
Un seine Hand strich zärtlich über meine Wange.
Ich fühlte ein Prickeln und in meinem Bauch schien jemand einen Schwarm Schmetterlinge freigelassen zu haben.
Hast du dich verliebt?, hörte ich das Echo einer inneren Stimme in mir.
Vielleicht.
Bestimmt.
Ich beschloss, mir ein anderes Mal, eingehendere Gedanken dazu zu machen und diese Frage zu entscheiden ...
Ich löste mich von ihm und ging zu meinem roten Mercedes.
Einen Augenblick später war ich zurück. Robert öffnete mir die Tür des Cabriolets, und ich stieg ein.
"Ich wüsste einen Ort, an den ich gerne fahren würde!", sagte ich.
"Ach, ja? Du kennst dich in dieser Gegend aus?"
"Mornsley Castle ..."
Er blickte mich an. Seine Augenbrauen bildeten eine Schlangenlinie. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert.
Die Nennung dieses Namens schien etwas in ihm auszulösen.
Er schluckte.
"Ich weiß nicht", sagte er.
"Robert, ich bitte dich!"
Er überlegte einen Moment, dann nickte er.
"Gut", erklärte er. "Dein Wunsch sei mir Befehl!" Und damit ließ er den Motor aufbrausen und das Cabriolet herumdrehen, bevor es auf das Burgtor zuschoss. Die Sonne hing indessen blutrot am Horizont. Und aus den Wiesen stieg bereits etwas Dunst auf.
18
Wir fuhren die Straße entlang und ließen das Tor von Gilford Castle hinter uns.
Als Robert dann an der kleinen Abzweigung vorbeifuhr, die hinauf in Richtung Mornsley Castle führte, sah ich ihn erstaunt und ein wenig vorwurfsvoll an.
"Ich dachte ..."
"Auf dem Weg können wir nicht mit dem Wagen hinfahren", erklärte er mir. "Wir müssen einen kleinen Umweg nehmen."
"Du willst mich nicht zufällig ganz woandershin entführen!"
Er sah kurz zu mir hinüber und schenkte mir ein charmantes Lächeln.
"Du bringst mich da auf eine interessante Idee, Patricia ..."
"Ach, komm ..."
"Sag nur, dass das deiner weiblichen Eitelkeit nicht schmeichelt!"
Ich sah ihn angriffslustig an. "Ich will jetzt nichts sagen, was deiner männlichen Eitelkeit vielleicht einen Knacks geben könnte ..."
"Keine Sorge", erwiderte er lachend. "Die ist in den Jahren, als ich im Rampenlicht stand und jedes Jahr ein neues Album und eine neue Tour hatte, so reichlich befriedigt worden, dass ich für den Rest meines Lebens darauf verzichten kann!"
"Ich glaube, in dem Punkt sind wir doch alle unersättlich."
"Das habe ich früher auch gedacht ..."
Wir schwiegen eine Weile, während der Wagen uns durch die herrliche Landschaft trug. Der Wind fuhr mir durch das Haar.
Es wurde zunehmend kühl.
Wir fuhren einen großen Bogen und zweimal nahm Robert eine Abzweigung, sodass ich schließlich ziemlich die Orientierung verlor.
Dann kamen wir durch ein Waldstück. Die Straße führte eine Anhöhe hinauf, wurde schmal und schlecht und endete dann schließlich in einem Wendehammer.
Robert stellte den Wagen ab, und wir stiegen aus.
Wald