Damit es allerdings soweit kommt, müssen Bewerber und Unternehmen zueinander finden. Meist geschieht das über Stellenanzeigen – gut 66 Prozent der Bewerber suchen laut CHRIS-Studie so nach neuen Jobs. Das sind deutlich mehr als über andere Kanäle wie Unternehmens-Websites (37,9 Prozent) und Karriere-Netzwerke (36,5 Prozent). Doch je nach Zielgruppe gibt es erhebliche Unterschiede: Eine im April 2015 von Universum veröffentlichte Studie zeigt, dass 55 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler Stellenanzeigen bei der Jobsuche berücksichtigen – aber nur knapp 47 Prozent der Naturwissenschaftler. Dafür suchen über 62 Prozent der Informatik-Studierenden in Sozialen Netzwerken nach Jobs und für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaftler sind die Karriere-Websites von Unternehmen am wichtigsten.
Bitte genau informieren!
Unternehmen, die die passenden Bewerber erreichen wollen, tun also gut daran, sich zu informieren, wo und auch wie das am besten funktioniert. Denn neben der Wahl des richtigen Mediums kommt es auch auf die Formulierung an. Mit dem Wortlaut "Männer für gefährliche Reise gesucht" soll um 1900 Sir Ernest Henry Shackleton Teilnehmer für eine Südpol-Expedition geworben und obendrein geringe Bezahlung, Eiseskälte und Dunkelheit versprochen haben.
4.000 Bewerbungen erhielt er angeblich. Für Axel Haitzer, Personalmarketing-Spezialist und Autor des Buches "Bewerbermagnet" ist klar: "Hätte Shackleton seine Anzeige so verfasst, wie heute Unternehmen das oft tun, hätten sich zu viele unpassende Kandidaten gemeldet." Denn viele Jobangebote seien unverständlich und oft sogar unglaubwürdig, so Haitzer und erklärt: "Kandidaten lesen da Anglizismen, Phrasen und Worthülsen und können im besten Fall nur erahnen, was gemeint ist. Unternehmen müssen dann viele unpassende Bewerber aussortieren. Mehr Klarheit und Transparenz in Stellenanzeigen würde daher Bewerbern und Arbeitgebern helfen."
Ein realistisches Jobprofil
Auch für Mike Heyden, Abteilungsleiter Text und Konzept bei der Personalmarketing-Agentur Westpress, ist ein realistisches Jobprofil der wichtigste Aspekt beim Erstellen einer Stellenanzeige. Dazu gehören für ihn ein sich selbst erklärender Jobtitel sowie eine klare Aufgabenbeschreibung. "Es muss deutlich werden, wie die K.O.-Kriterien aussehen. Wie wichtig die richtige Wortwahl ist, ist vielen nicht klar", so der Anzeigen-Spezialist.
Dass Stellenanzeigen gerne verwässert und nichtssagend klingen, hat mehrere Gründe: Nicht selten hat eine Fachabteilung zwar genaue Vorstellungen und erstellt ein breites Anforderungsprofil an die Position. Bis zur Veröffentlichung der Stellenanzeige geht dieses allerdings durch mehrere Hände und wird auf eine Schlagwortliste reduziert, wodurch wichtige Punkte an Bedeutung verlieren oder ganz wegfallen. Doch auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das Bewerber vor Diskriminierung schützen soll, stellt Unternehmen vor Herausforderungen: "Mir verriet mir eine Personalleiterin, dass ihr im selbstverständlich klar sei, dass nur ein Mann oder eine Frau den jeweiligen Job machen könne. Aber öffentlich zugeben würde sie das nie", erklärt Journalist Florian Vollmers, Autor des "Jobinterviewknackerbuches". Die Angst vor rechtlichen Schritten führe in vielen Unternehmen zu regelrechten AGG-Notlügen. "Die Entscheidung fällt sie dann doch häufig nach Geschlecht oder dem Alter eines Bewerbers", so Vollmers.
K.O.-Kriterium Job-Profil
Schließlich ist vielen Unternehmen auch nicht bewusst, wie wichtig ein aussagekräftiger Jobtitel für den Erfolg ihrer Stellenanzeige ist. Bei Online-Ausschreibungen entscheidet der richtige Jobtitel sogar über den Erfolg. Denn wenn eine Jobangebot bei Suchanfragen über Google, Jobsuchmaschinen und Jobbörsen gar nicht oder sehr weit unten gelistet wird, fällt die Zahl der Bewerber entsprechend gering aus: "Die Auffindbarkeit korreliert direkt mit dem Bewerbungsrücklauf.
Der Jobtitel sollte daher so gewählt werden, dass er dem allgemeinen Sprachgebrauch der Bewerber in spe entspricht", erklärt Jan Kirchner, Geschäftsführer der Personalmarketing-Agentur Wollmilchsau und empfiehlt, den Titel vor der Veröffentlichung mit Hilfe von z.B. Google Keywordtools auf Gebräuchlichkeit und Verbreitung zu prüfen: "Viele Unternehmen haben noch kein Framework zur Personalmarketing-Analyse implementiert und investieren durch fehlerhafte Stellenanzeigen und die Schaltungen in ungeeigneten Medien jährlich viel Budget an der falschen Stelle. Hier ließe sich mit wenig Aufwand ein großes Effizienzpotenzial heben", so Kirchner.
3 Fragen an Mike Heyden, Agentur Westpress
Was sollte das Ziel einer Stellenanzeige sein?
Sie sollte beim Bewerber ehrliches Interesse wecken, ihn begeistern und dazu bringen, sich weiter zu informieren. Und es gilt Zielgruppen und ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Wortwahl, Ausdruck und Stil müssen passen – auch zum Medium und der Art, die Inhalte zu konsumieren.
Wie formuliert man Stellenanzeigen?
Unternehmen sollten sich von Konkurrenten abheben, Beliebigkeit vermeiden und vermitteln: Was macht das Unternehmen? Was genau bietet der Job? Und was hat der Bewerber davon, hier zu arbeiten? Die Aufgaben sollten verständlich und realistisch beschrieben sein, mit einem genauen Bild des zukünftigen Arbeitsplatzes. Es sollte klar werden, welches die K.O.-Kriterien und welche Anforderungen "nice to have" sind.
Warum findet man oft andere Beispiele?
Oft wird nicht auf die Wortwahl geachtet – ein Beispiel ist der Unterschied zwischen "wünschenswert" und "erwünscht". Oder es fehlt der Blick durch die Brille der Bewerber. Auch sollten Floskeln, die in fast jeder Anzeige vorkommen, vermieden werden. Welches Unternehmen behauptet nicht, innovationsstark zu sein und eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu bieten?
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