Was nach Jobs kommt
Ausführlich beschreibt Lashinsky in seinem Buch auch die Nach-Jobs-Ära mit Tim Cook an der Spitze, den er als tabellenverliebten Pedanten outet, „bar jeglichen Humors“.
Und schließt die Prognose an, dass Apple auch nach Jobs erfolgreiche Produkte veröffentlichen wird, den ungeheuren Erwartungsdruck als Innovator der gesamten IT-Welt aber nicht mehr erfüllen kann.
Abgesang auf Appel?
Klingt wie ein Abgesang, ist aber die logische Konsequenz einer fortlaufenden Entwicklung, die Lashinsky eindrucksvoll erzählt.
Fazit: „Inside Apple“ ist ein sehr kritischer Blick in die wichtigsten Köpfe und hinter die Kulissen des Computer-Konzerns. Das Buch wird polarisieren, nicht nur wegen des schonungslos offenen Erzählstils. Wer verstehen möchte, was Apple so erfolgreich gemacht hat, muss es lesen.
Millionär und Unternehmer Skulli Mogensen: „Der Dot-Com-Crash war eine meiner schlimmsten Erfahrungen“
// Von Simone Janson
Skulli Mogensen, Gründer der Billig-Flug-Linie WOW air, gilt als einer der reichsten Männer Islands. Er berichtet im Interview von der Dot-Com-Krise und dem Banken-Crash in Island - und wie er danach weitermachte.
Skulli Mogensen studierte Philosophie und gründete 1990 das Telekommunikationsunternehmen OZ Communications, dessen Vorstandsvorsitzender er bis 2007 war. Außerdem war er an der Gründung zahlreicher weiterer Unternehmen wie Arctic Ventures, telco Islandissimi oder Og Vodafone beteiligt. 2009 übernahm er zeitweise die bankrotte MP-Bank, die heute in privater Hand ist. 2012 gründete er die Fluggesellschaft WOW air.
Mr. Mogensen, Sie kommen aus der Telekommunikationsbranche. Warum betreiben Sie heute eine Airline?
Ach, das ist eine lange Geschichte. Angefangen habe 1990 mit OZ Communications. Mein Partner war der Technologie-Freak – und ich war für Geschäft zuständig.
Ich hatte schon immer ein Talent fürs Geschäft. Ich habe nie einen richtigen Job gehabt, sondern war immer selbständig. Ich wollte das, was ich tue, mit Leidenschaft tun.
Wie passt das zu Ihrem Philosophie-Studium?
Das habe ich vor allem aus Spaß gemacht. Ich habe mich immer schon für Philosophie und Architektur interessiert.
Sie kommen aus einer Manager-Familie?
Nein, meine Familie ist eher akademisch. Meine Mutter war allerdings Buchhalterin und Geschäftsfrau.
Was genau hat OZ Communications gemacht?
Wir haben eine Messaging-Software entwickelt, die eMails und Messaging-Software wie gmail oder hotmail auf Mobile-Telefonen verband. Das klingt heute wie ein alter Hut, aber damals war das etwas ganz Neues. 2008 habe ich das Unternehmen an Nokia verkauft – just in der Woche des Bankencrashs.
Haben Sie den Bankencrash in Island kommen sehen?
Der Crash ist eine zeitlang graduell verlaufen und dann sehr plötzlich. Es war klar, dass der isländische Börsenmarkt überhitzt war. Aber keiner hat erwartet, dass er komplett kollabieren würde. Der Dot-Com-Crash war aber damals für mich weit schlimmer, das war sozusagen „Mein Crash“.
Warum?
Weil wir damals das Unternehmen radikal von 250 Mitarbeitern auf 9 verkleinern mussten. Das war eine der schlimmsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe.
Beim Bankencrash 2008 hatte ich hingegen keine Investments in Island. Ich lebte zu dem Zeitpunkt in Montreal und habe das ganze aus der Ferne beobachtet.
Was ist beim Dot-Com-Crash passiert?
Es gab zu viele Möglichkeiten, zu viele Firmen, in die zu schnell zu viel Geld gepumpt wurde und die dann die Erwartungen nicht erfüllen konnten.
Was denken Sie über Hype um Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram heute?
Ich hatte viele Meetings mit Facebook als die noch klein waren. Facebook hat eine unglaubliche Entwicklung hingelegt, es ist heute praktisch das einwohnerstärkste Land der Welt.
Aber Unternehmen und Telefongesellschaften dürfen die Freiheit und Kreativität der Nutzer nicht einschränken und die Privatsphäre vorsichtig behandeln. Sonst sind die Nutzer irgendwann weg.
Warum gingen Sie damals nach Montreal?
Ich musste nach dem Dot-Com-Crash einige Entscheidungen fällen. Montreal hatte damals ein starkes Support Programm und außerdem eine hervorragende Universität. Zudem reizte mich der nordamerikanische Markt.
Also ging ich 2002 nach Montreal und blieb bis 2009. Dort habe ich OZ Communications wieder aufgebaut und dann verkauft.
Warum sind Sie nach Island zurückgekehrt?
Uns ging es gut in Montreal, die Familie war glücklich – aber dann kam der Kollaps in Island und ich fühlte: „Ich muss etwas für dieses Land tun!“
Sie sind aus Heimatverbundenheit zurückgekehrt?
Nun ja, schauen Sie, ich habe meine Wurzeln hier. Das Land war quasi bankrott, das Ansehen ruiniert, in der internationalen Community dachte man, wir hätten hier nichts zu essen.
Aber natürlich sah ich auch, dass sich hier großartige Möglichkeiten boten – gerade in der Fischerei-Industrie und im Tourismus. Denn schließlich ist Island mit seiner geothermischen Energie, der sauberen Natur und dem sauberen Wasser das Öko-Land schlechthin.
Was haben Sie gemacht, nachdem Sie 2009 nach Island zurückgekehrt waren?
Zunächst habe ich eine Bank wiederbelebt. Danach habe ich versucht, in Rente zu gehen, weil ich eigentlich nicht mehr arbeiten musste. Aber darin war ich ganz schlecht: Ich brauchte eine neue Herausforderung...
Und da haben Sie eine Fluglinie gegründet?
Richtig. Ich suchte nach einer neuen Branche. Consumer Business hatte mich immer interessiert. Und der Tourismus wuchs schnell. Aber vor allem im isländischen Flugverkehr gab es keinen Wettbewerb: Iceland air war praktisch Monopolist.
Und es gab definitiv einen Markt für eine Low Cost Airline. Also bin ich auf den Zug, pardon das Flugzeug, aufgesprungen. Die Leute dachten, ich bin verrückt – erst die Bank, dann die Fluggesellschaft.
Hatten die Leute recht?
Nun, heute sind 87 Prozent unserer Flüge ausgebucht. Wir fliegen 14 Destinationen in Europa an. Wir haben 2012 den Billig-Flieger Iceland-Express übernommen. Und wir sind die pünktlichste Airline in Island.
Das kann ich so nicht unterschreiben: Gestern startet der Flieger in Berlin einfach 90 Minuten später. Offenbar wurde einfach der Flugplan geändert, ohne dass den Passagieren vorher bescheid gesagt wurde.
Das tut mir leid, aber davon habe ich keine Ahnung, da muss ich gleich eine Notiz machen. Gut, dass Sie mir das sagen.
Wie sieht