Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery. Robert E. Howard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert E. Howard
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745204797
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George schlug ihm die Hand beiseite und zog sein Rapier, aber Jack sah diese Bewegung nicht. Er schüttelte Kanes Hand ab, richtete sich auf und sprang hinab. Bei seinem Anblick schrien die Piraten im Boot auf, glaubten sich offenbar von einer größeren Gruppe angegriffen, legten sich in die Riemen und ließen Steuermann und Patron am Ufer zurück.

      Hollinster landete mit den Füßen voran im weichen Sand. Der Aufprall ließ ihn in die Knie gehen, aber er federte sofort wieder hoch und griff die beiden Männer an, die erstaunt vor ihm standen. Allardine brach mit gespaltenem Schädel zusammen, ehe er noch seine Waffe zu heben vermochte, und dann parierte Sir George Jacks zweiten wilden Hieb.

      Ein Säbel ist unhandlich und für die Finessen des Fechtens ungeeignet. Jack hatte seine Überlegenheit über Banway mit der geraden, leichten Klinge bewiesen, aber er war die schwere, gekrümmte Waffe nicht gewohnt und außerdem müde und geschwächt. Banway war bei frischen Kräften. Dennoch drängte Jack den Adeligen einige Sekunden lang durch die schiere Wut seines Angriffs in die Verteidigung. Dann aber gewann trotz Haß und Entschlossenheit die Schwäche die Oberhand. Mit einem kalten Lächeln auf dem dunklen Gesicht berührte Banway ihn wieder und wieder auf Wange, Brust und Beinen. Es waren keine tiefen Wunden, aber brennende, und das Blut, das daraus tropfte, schwächte ihn noch mehr.

      Sir George machte eine Finte und setzte zum entscheidenden Ausfall an. Dabei rutschte sein Fuß im schlüpfrigen Sand aus. Er verlor das Gleichgewicht, hieb wild um sich und gab sich eine Blöße. Jack, der dies erkannte, sammelte alle ihm noch verbliebenen Kräfte zu einer letzten, verzweifelten Anstrengung. Er sprang vor und führte einen seitlichen Hieb. Die scharfe Schneide traf Sir Georges Körper mitten zwischen der Hüfte und der Armhöhle und hätte die Rippen bis zu den Lungen spalten müssen. Statt dessen zerbrach die Klinge wie Glas. Jack taumelte betäubt zurück, und der nutzlose Griff entfiel seiner kraftlosen Hand. Sir George erlangte sein Gleichgewicht und stieß mit einem Triumphschrei zu. Doch als sich der Degen geradewegs auf Jacks schutzlose Brust zubewegte, fiel ein großer Schatten zwischen die beiden. Banways Klinge wurde mit unglaublicher Leichtigkeit beiseite geschoben.

      Hollinster, der zur Seite kroch, sah Solomon Kane wie eine schwarze Wolke über Sir George Banway, während das lange Rapier des Puritaners den verzweifelt fechtenden Adeligen unerbittlich zurücktrieb. Im Licht des Mondes, das die langen, flinken Klingen bleich schimmern ließ, beobachtete Hollinster den Kampf. Gleichzeitig beugte er sich über das bewußtlose Mädchen und versuchte mit unbeholfenen Fingern ihre Fesseln zu lösen. Er hatte von Kanes hervorragender Fechtkunst vernommen. Nun hatte er die Gelegenheit, sie mit eigenen Augen zu sehen, und als geborener Fechter wünschte er, Kane hätte einen würdigeren Feind gegen sich.

      Denn obgleich Sir George ein guter Fechter war und sich in der Gegend einen Namen als tödlicher Duellgegner gemacht hatte, spielte Kane nur mit ihm. Außer den Vorteilen der Größe, des Gewichtes, der Stärke und der Reichweite besaß Kane noch zwei weitere – Geschick und Gewandtheit. Trotz seiner Größe war er rascher als Banway. Und was das Können betraf, so war der Adelige im Vergleich zu ihm ein Anfänger. Kane focht mit sparsamen Bewegungen und mit einer Teilnahmslosigkeit, die dem Kampf einiges von der Eleganz nahm. Er machte keine weitausholenden, spektakulären Paraden oder überweite Ausfälle. Aber jede seiner Bewegungen war genau die richtige, er war niemals im Nachteil, niemals erregt – eine Kombination von Eis und Stahl. In England und auf dem Kontinent hatte Hollinster eindrucksvollere und brillantere Fechter gesehen aber nie einen, der so technisch perfekt, so sicher und tödlich war wie der Puritaner.

      Es erschien ihm, als hätte Kane seinen Gegner bereits mit der ersten Attacke durchbohren können, aber das lag nicht in der Absicht des Puritaners. Er hielt sich dicht am Feind, seine Spitze bedrohte andauernd das Gesicht des anderen, und als er den jungen Adeligen ununterbrochen in der Defensive hielt, sprach er mit ruhiger Stimme, so als gehörten Zunge und Arm nicht zum gleichen Körper.

      »Nein, junger Herr; Ihr braucht Euch auf der Brust keine Blöße zu geben. Ich sah, wie Jacks Klinge zersplitterte und möchte nicht meinen Stahl riskieren, so stark und elastisch er auch ist. Schon gut, Sir, macht Euch nichts draus! Auch ich habe manchmal einen Panzer unter meinem Hemd getragen, jedoch kaum einen so starken, der eine aus größter Nähe abgefeuerte Kugel aufzuhalten vermag. Jedoch hat Gott in seiner unendlichen Weisheit und Gnade den Menschen so geschaffen, daß sich nicht alle lebenswichtigen Teile im Brustkorb befinden. Ich wünschte, Ihr könntet besser mit der Waffe umgehen, Sir George; Euch zu töten ist eine Schande für mich, aber wenn ein Mann seinen Fuß auf eine Natter setzt, fragt er nicht nach deren Größe.«

      Diese Worte wurden in ernstem und ruhigem Tonfall gesprochen und keineswegs im Spott. Jack wußte, daß Kane sie nicht höhnisch meinte. Sir Georges bleiches Gesicht wurde aschfahl im Mondlicht. Sein Arm schmerzte vor Müdigkeit und war schwer wie Blei, und der schwarze Teufel trieb ihn immer noch zurück und parierte seine verzweifeltsten Anstrengungen mit unmenschlicher Leichtigkeit.

      Plötzlich verfinsterte sich Kanes Stirn, als hätte er eine unangenehme Pflicht zu erledigen und wollte sie rasch hinter sich bringen.

      »Genug!« rief er mit tiefer, vibrierender Stimme, die seinen Zuhörern einen Schauder über den Rücken jagte.

      »Das ist eine üble Tat – möge sie rasch geschehen!«

      Das Folgende ging mit solcher Geschwindigkeit vor sich, daß das Auge nicht zu folgen vermochte. Hollinster zweifelte nie wieder daran, daß Kanes Fechtkunst brillant sein konnte, falls er es wünschte. Jack bemerkte eine blitzende Finte gegen den Oberschenkel, glänzender Stahl flirrte – und Sir George Banway lag tot Solomon Kane zu Füßen. Aus dem linken Auge sickerte ein wenig Blut.

      »Durch das Auge ins Gehirn«, stellte Kane fest und reinigte die Spitze seiner Waffe. »Er wußte nicht, was auf ihn zukam, und starb ohne Schmerzen. Möge Gott uns allen einen solch leichten Tod gewähren. Aber das Herz ist mir schwer in der Brust, denn er war kaum dem Jünglingsalter entwachsen und mir mit der Waffe nicht ebenbürtig. Nun, Gott wird am Tage des Jüngsten Gerichtes zwischen uns beiden richten.«

      Mary wimmerte in Jacks Armen und erlangte wieder das Bewußtsein. Ein sonderbarer Schein breitete sich über der Gegend aus, und Hollinster vernahm ein eigenartiges Knistern.

      »Seht! Das Haus brennt!«

      Flammen schlugen aus dem schwarzen Dach des Herrenhauses der Banways. Die fliehenden Piraten hatten es in Brand gesteckt, und nun loderten die Flammen hoch empor. Das Meer leuchtete rot in der purpurnen Glut, und das Piratenschiff, das der offenen See zustrebte, schien in einem Meer von Blut zu schwimmen. Auch die Segel warfen den roten Schein zurück.

      »Es segelt in einem Ozean von Blut!« rief Kane, in dem der schlummernde Aberglaube und schlummernde Poesie zum Ausbruch kamen.

      »Es segelt in Blut, und seine Segel sind blutig! Tod und Vernichtung folgen ihm, und dahinter folgt die Hölle! Rot sei sein Verderben und schwarz sein Untergang!«

      Mit einem plötzlichen Wechsel der Gefühle beugte sich der Fanatiker über Jack und das Mädchen.

      »Ich würde deine Wunden verbinden, Junge«, sagte er sanft, »aber ich halte sie nicht für ernsthaft, und ich höre das Geklapper vieler Hufe über das Moor. Deine Freunde werden bald hier sein. Aus der Not erwächst Stärke, Friede und Glück, und vielleicht verläuft euer Lebensweg nach dieser Nacht des Schreckens gerader.«

      »Aber wer seid Ihr?« rief das Mädchen und klammerte sich an ihn. »Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll ...«

      »Du hast mir genug gedankt, kleines Mädchen«, antwortete der seltsame Mann sanft. »Mir genügt es, dich wohlbehalten und außer Gefahr zu sehen. Mögest du blühen und heiraten und starke Söhne und liebliche Töchter zur Welt bringen.«

      »Aber wer seid Ihr? Woher kommt Ihr? Was sucht Ihr?

      Wohin geht Ihr?«

      »Ich habe keine Heimat.« Ein fast mystischer Ausdruck trat in seine Augen. »Ich komme aus dem Sonnenuntergang und gehe in den Sonnenaufgang, wohin der Herr meine Schritte lenkt. Ich suche – vielleicht mein Seelenheil. Ich kam, indem ich dem Pfad der Rache folgte. Jetzt muß ich euch verlassen. Die Morgendämmerung ist nicht mehr