Sie glaubten viel mehr auch, dass es dadurch zu einer gerechten Verteilung von Kapital und Ressourcen in einer Gesellschaft käme. Ronald Reagan war ein Verfechter des Neo Markt-Liberalismus, geistig unterstützt durch den Nobelpreisträger Milton Friedman mit seinem Laissez-Fair-Prinzip.
Mangelnde Regulation der Kapitalmärkte
Wie horrend falsch diese Annahme war und zu welchen katastrophalen Folgen sie führte, stellte sich erst viel später heraus. Ohne es zu wissen, löste die Reagan Ära vor so langer Zeit damit ein Seebeben aus, dessen Wellen heute die bestehende Finanzwelt aus ihren Angeln zu kippen droht und das uns noch immer mit seiner vollen zerstörerischen Kraft in Atem hält.
Alan Greenspan gestand übrigens bei einer Anhörung im Ausschuss des U-Parlaments 2010 es sei ein Fehler gewesen, die Kapitalmärkte nicht stärker zu regulieren! Eine späte Einsicht, aus der hoffentlich für die Zukunft gelernt wurde.
Denn mein Tsunami Modell besagt, dass ein vielleicht unbemerktes Ereignis oft erst Jahre später eine Finanzkrise über mehreren Ländern oder gar Kontinenten verursachen kann, ähnlich wie ein Tsunami von einem Erdbeben im Meer ausgelöst wird. Und wie geht es weiter?
Wie kommt es zur Schlagkraft der Welle?
In meinem ersten Beitrag haben wir als ursprünglichen Auslöser den neo-liberalen Wirtschaftskurs der Reagan- Ära und den damit fest verbundenen Glauben an die selbstheilenden Kräfte des Marktes identifiziert.
Wie kommt es nun vom Moment der Auslösung zu dieser gewaltigen, schlagkräftigen Welle, wie breitet sie sich aus? Wie erreicht Sie Ihre ganze zerstörerische Kraft? Es gibt im Wesentlichen diese vier Elemente, die zur Entwicklung dieser tsunamihaften Finanzkrise beitragen:
Zu hohe Geschwindigkeit durch Globale Vernetzung
Anfang der 60er Jahre entwickelte Stanley Milgram eine Theorie. Er stellte die Hypothese auf, dass jeder auf dieser Welt mit jedem über sechs Kontakte verbunden ist. Die Theorie ging als das “Kleine-welt-Phänomen” in die Sozialforschung ein. In einer Welt, wo jeder mit jedem bereits über ein soziales Netzwerk verbunden ist, gilt dieses Phänomen für die Finanzwelt noch stärker.
Statt Menschen betreiben Maschinen dort miteinander Handel und sind rund um die Uhr vernetzt – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Dies hat zur Folge, dass sich durch die starke Vernetzung die Innovationen im Finanzbereich sehr viele schneller ausbreiten können, als die regulativen Kräfte je die Möglichkeit haben, einzuschreiten. Diese Tatsache führt sehr rasch zu katastrophalen Fehlentwicklungen führen.
Riskante Finanzinnovationen
Innovationen sind eng mit dem Finanzwesen verknüpft. Durch die Entwicklung von Optionen konnten zum Beispiel Risiken besser abgesichert werden. Durch die Entwicklung von Credit Default Swaps konnten Banklimits erweitert werden.
Die Kehrseite all dieser innovativen Entwicklungen war: sie öffnete Tür und Tor für Spekulanten. Ähnlich einem Pyramidenspiel wurden dadurch einige wenige sehr reich und viele Investoren sehr arm. Nicht um sonst bezeichnete Warren Buffet diese Instrumente als Massenvernichtungswaffen. Diese Finanzinnovationen fanden schlussendlich Einzug in das Finanzwesen und richteten dort enormen Schaden an.
Die Gier ist ein Laster
Hier kommt eine treibende Kraft zum Ausdruck, die nur allzu menschlich ist. Das unermessliche Streben nach Reichtum und Macht. In meinem Buch beschreibe ich, wie sich Genialität (die menschliche Seite der Innovation) gepaart mit Gier zu einer ungeheuren zerstörerischen Kraft entfalten konnten.
Ich hatte dazu die Gelegenheit in persönlichen Interviews, mit Menschen wie zum Beispiel John Meriwether oder Andy Krieger – von beiden wird später noch die Rede sein – diese dunkle Seite des Finanzwesens zu beleuchten.
Der Schmetterlingseffekt
Dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können, entdeckte Edward. N. Lorenz bei seiner Modellierung der Zustände in der Erdatmosphäre zum Zwecke von Langzeitwetterprognosen. Dieser Effekt, auch Schmetterlingseffekt genannt, spielt in unseren heutigen Finanzsystemen eine große Rolle und erklärt unter anderem, warum sich Blasen über Jahre durch positive Rückkoppelung rasch vergrößern können.
Ein neues innovatives Geschäftsmodell oder Produkt kann sich durch permanente Adaption und positive Rückkoppelung schnell ausbreiten. Die Risiken und Implikationen, die dem Geschäftsmodell zu Grunde liegen, werden am Anfang meistens übersehen. Im Laufe der Zeit kommen sie aber klar zum Vorschein und vergrößern sich, bis sie schließlich kaum mehr in den Griff zu bekommen sind. Es ist also die initiale Unterschätzung der Folgen einer Finanzinnovation, die später zu einem Problem wird.
Die Baumeister der Finanzkrise
Wie sich bei meinen Recherchen herausgestellt hat, spielen alle vier Elemente eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines Tsunamis und sind damit die Baumeister der heutigen Finanzkrise. Voraussetzung dafür sind die globale Vernetzung der Handelssysteme, sowie die untaugliche Praxis, in der Finanzwelt ganze Mannschaften abzuwerben und damit erfolgreiche Produkte und Geschäftsmodelle einfach zu kopieren, ohne Rücksicht auf die damit einhergehenden Risiken.
Durch Finanzinnovationen ist man noch dazu dem bestehenden Regelwerk meistens einen Schritt voraus und kann so risikoreiche Finanzprodukte unter das Volk bringen. Zusätzlich spielt noch die menschliche Schwäche der Selbstüberschätzung, gepaart mit dem Streben nach noch mehr Reichtum, eine entscheidende Rolle. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass die Welle immer mehr Fahrt aufnimmt.
Ökonomie und Psychologie: Warum wir bei Hunger mehr arbeiten
// Von Professor Dr. Hanno Beck
E4 mag Tom Collins, Felsameisen und den Immobilienmarkt. E4 ist eine Ratte. Und sie zeigt uns, warum wir alle ein bisschen Ökonomen sind.
Einmal Shopping Queen
Nina heißt sie, die Glückliche. Nina kommt aus Hamburg. Sie hat sich für ein rotes Abendkleid, High Heels und eine Handtasche entschieden. Ihre Tätowierungen – Arme, Hände, Hals – arbeiten sich wunderbar in ihren Look ein, wie Guido erklärt.
Guido – das ist Guido Maria Kretschmer, ein deutscher Modedesigner, Moderator und Schiedsrichter der Fernsehshow “Shopping Queen”. Nina hat es geschafft: Mit ihrem Look wird sie zur Shopping Queen 2013 gewählt, gewinnt eine Krone, eine Reise für zwei Personen in die Mode-Metropole New York, 1000 Euro Shopping-Geld und Tickets für die New York Fashion Week.
More bang for the buck
Das Fernseh-Format “Shopping Queen” ist einfach und unterhaltsam: Jede Woche treten fünf Frauen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen gegeneinander an. Ihre Aufgabe: Sich, mit einem vorgegebenem Geldbetrag ausgestattet, möglichst geschmackvoll und elegant nach einem vorgegebenem Motto zu kleiden und zu stylen. Anschließend wird jedes Outfit von allen Teilnehmerinnen und von Guido bewertet, die Dame mit der höchsten Punktzahl wird Shopping-Queen.
Bevor man dieses als “Reality-TV” belächelte Format als Unterschichtenfernsehen abkanzelt, ein Blick auf die Spielregeln: Man bekommt einen festen Betrag X und muss damit haushalten – also das wenige Geld so ausgeben, dass man einen möglichst großen Effekt erzielt. More bang for the buck, wie die Angelsachsen sagen – mehr Wumms für die sauer verdiente Kohle.
Ökonomie begleitet uns durchs Leben
Kennen Sie das? Natürlich, jeder kennt das, das fängt schon an mit dem Taschengeld: Man steht im Supermarkt und überlegt, wie man die zehn Euro Taschengeld sinnvoll ausgibt – Eis oder Schokolade?