10 Urlaubskrimis Juli 2020 - Thriller Hochspannung. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745212785
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wandte sich an Clive. „Versuchen Sie, Camerone dazu zu bewegen auszusagen. Machen Sie ihm klar, dass er sonst wie D’Andrea endet! Der Killer wird nicht einfach so aufgeben.“

      Clive beugte sich etwas vor. „Eine juristische Möglichkeit, ihn festzuhalten, sehen Sie aber nicht zufällig, oder? Das würde die Sache nämlich erheblich leichter machen.“

      „Nein, aber ich werde noch über Rund-um-die-Uhr-Überwachung beantragen.“

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      Milo und ich gingen zusammen mit Max Carter an den Computer und stellten alles zusammen, was es an verfügbaren Informationen über Gary Simone gab.

      „Er ist jetzt 53 Jahre alt“, sagte Max. „Also könnte es sein, dass seine Haare entweder ausgegangen oder ergraut sind. Das letzte Foto, das wir von ihm haben, ist 13 Jahre alt, aber ich kann eine künstlich gealterte Version herstellen, damit er leichter erkannt wird.“

      „Dafür wäre ich dir sehr dankbar.“

      Auf der Vergrößerung waren weitere interessante Details zu sehen. So trug er ein Goldkreuz um den Hals, was mit der Beschreibung übereinstimmte, die uns der Barkeeper in Catherine’s Bar gegeben hatte. In seiner Army-Zeit, in der es bis zum Scharfschützen brachte, hatte er angefangen unter Kameraden mit Drogen zu dealen und war daraufhin unehrenhaft entlassen und zum ersten Mal verurteilt worden. Anschließend hatte er sich mit verschiedenen Jobs über Wasser gehalten. Unter anderem war er DJ in einem auf Country Musik spezialisierten Sender gewesen, der ein Jahr später von Big Tony Damiani aufgekauft wurde, um als Geldwaschanlage zu dienen. Dort hatten sich Damiani und Simone offenbar kennen gelernt.

      „Als ehemaliger Scharfschütze brachte er alle Voraussetzungen zum Profi-Killer mit“, meinte Milo.

      „Man hat ihm allerdings nie einen Mord nachweisen können“, stellte Max klar. „Einmal wäre er beinahe dran gewesen, als er einen kleinen Drogendealer so zusammenschlug, dass er aus dem Koma nicht mehr erwachte.“

      „Vielleicht sollten wir uns den Fall noch einmal genauer ansehen“, schlug ich vor.

      Das taten wir. Zumindest die wichtigsten Daten dazu waren über NYSIS abrufbar. Im Urteil wurde Notwehrexzess erkannt, weil Ava Damiani für ihn ausgesagt hatte. Sie war in seiner Begleitung gewesen und der Dealer hätte sie angegriffen.

      „Da gab es also auf jeden Fall schon mal eine entfernte Verbindung zwischen Simone und Mrs Damiani“, stellte ich fest.

      „Fragt sich, wie eng die Verbindung war, Jesse“, lautete Milos Kommentar. „Ich meine, ist es denn ausgeschlossen, dass die beiden Big Tony gemeinsam aus dem Weg geschafft haben, während alle anderen dachten, er sei schon in Marokko?“

      „Das werden wir herausbekommen“, murmelte ich.

      Mir fiel noch ein weiteres interessantes Detail auf. Simones Verteidiger hieß Reddick. „Vielleicht sollten wir seiner Kanzlei noch einen Besuch abstatten“, schlug ich vor.

      Von Ava Damiani gab es nur wenige Fotos. Meistens stammten sie von Observationen, wenn Mrs Damiani zufällig mit aufs Bild geraten war. Als vermisst hatte sie ja nie gegolten. Max vergrößerte eines dieser Bilder und gab uns sowohl die Originalversion als auch eine Fassung mit künstlicher Alterung mit.

      Anschließend fuhren wir zu Catherine’s Bar, wo Mark Manetta ermordet worden war. Dort wir die Bilder überall herum, in der Hoffnung, dass sich zumindest an Gary Simone jemand erinnerte. Schuh- und Körpergröße stimmten jedenfalls mit dem überein, was die Auswertung der Spuren an den Tatorten bisher ergeben hatte. Simone war 1,95 groß.

      „Das war der Typ, den ich Ihnen beschrieben hab“, bestätigte uns der Barkeeper. „Ich bin mir hundertprozentig sicher.“

      „Trotz der Spiegelbrille?“, hakte ich nach.

      „Ja, kein Zweifel.“

      „Dann wissen wir mit ziemlich großer Sicherheit, wer Mark Manetta und die anderen getötet hat“, stellte Milo klar. „Und es würde ich nicht wundern, wenn Ben Camerone der Nächste auf Simones Liste wäre!“

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      Unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina fuhren nach Staten Island, wo Ben Camerones Adresse lag. Er bewohnte dort einen Bungalow mit Swimmingpool und einem Garten von zweitausend Quadratmetern.

      Clive und Orry betraten das Grundstück. Im Postkasten befand sich die Zeitung vom Morgen.

      „Entweder Mister Camerone hat einen tiefen Schlaf oder er hat es vorgezogen unterzutauchen“, meinte Orry.

      Er klingelte. Es erfolgte keine Reaktion.

      „Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät“, meinte Clive.

      „Er hätte auf uns hören sollen!“, gab Orry zurück.

      Sie umrundeten den Bungalow. Der Rasen war erst vor kurzem geschnitten worden. Sie erreichten die Terrasse.

      Die Tür stand einen Spalt offen. Man hatte sie aufgebrochen.

      Beinahe gleichzeitig griffen Clive und Orry zu ihren Dienstwaffen. Clive verständigte außerdem sofort das Field Office, um Verstärkung anzufordern. Unsere Kollegen mussten von einem Einbruch ausgehen.

      Mit der SIG Sauer p226 in beiden Händen ging Orry voran, stieß die Terrassentür leicht an und betrat anschließend vorsichtig ein sehr großzügig angelegtes Wohnzimmer. Es war sicherlich mehr als hundert Quadratmeter groß.

      An den Wänden hingen ein paar moderne Gemälde. Die Einrichtung war insgesamt sehr modern, aber karg. Ein vollkommen durchsichtiger Glastisch bildete zusammen mit einer Sitzgruppe aus Metallsessel das Zentrum.

      Fernseher und Computer waren in die Wand eingelassen.

      Ein Windstoß fegte durch das Haus. Die Balkontür wurde zugeschlagen. Irgendwo musste sich noch eine Öffnung befinden, die diesen Durchzug ausgelöst hatte. Vielleicht ein offen stehendes Fenster oder dergleichen.

      Der Reihe nach durchsuchten Clive und Orry ein Zimmer nach dem anderen. Es war niemand dort. Der Kleiderschrank im Schlafzimmer stand offen. So als hätte jemand sehr eilig ein paar Stücke zusammengepackt, um zu verreisen.

      Im Badezimmer gab es keine Zahnbürste – auch das ein Indiz dafür, dass Camerone das Weite gesucht hatte. Immerhin sprachen diese Anzeichen nicht dafür, dass man ihn entführt hatte. Im Gegenteil.

      „Ich wette, einer wie Camerone hat noch irgendwo ein paar andere Immobilien, wo er untergekrochen sein könnte.“

      Ein Geräusch ließ sie beide herumfahren.

      Jemand war an der Terrassentür.

      Vorsichtig schlichen Orry und Clive zurück