Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Glenn Stirling
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783745203141
Скачать книгу

      Aus der Zeit, wo sie selbst OP-Schwester gewesen war, hatte sie gelernt, gute und schlechte Chirurgen voneinander zu unterscheiden. Dr. Sanders war ein hervorragender Chirurg.

      Aber auch Harald machte seine Sache großartig und dass auch für ihn der Augenblick der Bewährung noch kommen sollte, konnten sie alle nicht ahnen. Noch spielte er seine Rolle als Narkotiseur und er spielte sie gut.

      Wieder brachen ganze Stücke oben aus. Marita bekam einen Brocken gegen die Schulter, aber sie ließ sich nicht beirren. Das Knacken über ihnen verstärkte sich. Einer der Stempel, die das schwere Dach tragen mussten, drohte zur Seite zu rutschen.

      Marita sprang auf, wollte den Stempel festhalten. Dr. Sanders sah es, legte das Skalpell einen Augenblick weg und sagte „Beugen Sie sich über den Verletzten.“

      Und als sie es tat, war er es, der mit einem Ruck den schweren Stempel wieder geraderückte. Wenn jetzt die Last über ihnen zunahm, konnte der Stempel sie als Stütze tragen.

      Es war Dr. Sanders nun endlich gelungen, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Er wollte gerade damit anfangen, die Tupfer zu entfernen, als über ihnen ein Rascheln, dann plötzlich ein scharfes Knacken ertönte und endlich ein Splittern, ein Poltern erfolgte, während zugleich Dreckmassen über sie niederbrach.

      „Zu, zu!“, schrie Dr. Sanders. Aber Marita hatte schon reagiert. Sie breitete in fiebernder Hast das Leinenlaken über die Operationsöffnung und beugte sich mit Ihrem Körper über den Verletzten. Harald tat vorn an Kopf und Brust des Verletzten dasselbe, und dann spürten sie alle drei, wie Dreckbrocken, Metallstücke und alles Mögliche auf ihre Rücken prasselten. Es ist aus, dachte Marita, jetzt werden wir begraben, lebendig begraben.

      Noch während es donnerte, prasselte und krachte, hörten Marita und die Ärzte die Schreie von Männern. Aber mit einem Male erstarben diese Laute um sie herum.

      Sie bekamen kaum Luft, es war absolut dunkel. Sie mussten husten und Harald Preiß verspürte überdies einen starken Schmerz im Rücken. Aber er bemerkte, dass sich ein Schlauch des Beatmungsgerätes losgerissen hatte und zischte. Es gelang ihm trotz seiner Schmerzen und obgleich er nichts sah, die Enden zu ertasten, wo der Schlauch wieder aufgesteckt werden musste.

      Und plötzlich gingen die Lampen wieder an, die eben erloschen waren. Erst mit einem' bläulichen schwachen Licht. Es dauerte immer eine Zeit, bis diese Halogenlampen die volle Lichtstärke erreicht hatten. Durch den Staub konnte auch dieses helle Licht nur mit Mühe durchdringen.

      Doch allmählich legte sich der Staub und es war noch immer totenstill, bis auf das Zischen des Beatmungsgerätes.

      Marita sah, was geschehen war. Ringsum war das Dach niedergebrochen. Und ausgerechnet dieser eine Stempel, der vorhin zu verrutschen drohte und den Dr. Sanders wieder geradegerückt hatte, hielt jetzt alles auf, was sonst auf sie herabgestürzt wäre. So befanden sie sich in einer Art Höhle, die hermetisch nach außen abgeschlossen war.

      Sie hörten nichts von dem, was draußen geschah, aber noch immer brannte dieses Licht, das jetzt heller und heller wurde.

      Dr. Sanders kauerte in seltsamer Haltung, dass es aussah, als sei ihm der Kopf beim Nachdenken auf die Brust gesunken. Er rührte sich nicht.

      „Was ist mit ihm?“, hörte Marita plötzlich die Stimme von Harald Preiß. „Er hat was abbekommen. Verdammt, ich auch, am Rücken, aber ich bin noch wach. Er muss bewusstlos sein.“

      In dem Augenblick kam Dr. Sanders zu sich. Er griff sofort mit der rechten Hand nach seinem Hinterkopf. Als er die Hand wieder nach vorn brachte, war sie voll frischen Blutes.

      „Was ist. . . was ist mit dem Patienten?“, keuchte er, als sei das, was ihn selbst betraf, völlig belanglos.

      „Was ich sehen kann“, erklärte Harald, „ist soweit alles okay. Was ist mit Ihnen?“

      „Irgendwas am Kopf. Mir ist so schwummrig. Verdammt noch mal, ich kann nicht klarsehen.“

      Marita kümmerte sich um die Kopfverletzung. Er hatte ein ganz schönes Loch im Hinterkopf und wahrscheinlich auch eine Gehirnerschütterung erlitten.

      „Wir müssen ihn wegbringen, wir müssen... ich kann nicht mehr operieren. Mir ist schlecht.“

      „Commotio cerebri“, sagte Harald trocken. „Es geht doch nur noch ums Zumachen, oder?“

      „Wir müssen ihn wegbringen“, wiederholte Sanders.

      „Es geht nicht, wir sitzen hier fest“, meinte Marita und blickte voller Spannung auf Harald.

      „Ich bin zwar kein Chirurg“, erklärte der, „aber wenn es nur ums Zumachen geht, das kann ich auch.“

      Sanders musste sich sehr zusammennehmen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Noch hatte er Mühe, nicht einfach umzukippen.

      Dass Licht brannte, war ein Trost; die Kabel waren nicht zerstört worden. Die kurze Unterbrechung des Lichtes, die vorhin stattgefunden hatte, bedeutete nicht viel. Jetzt jedenfalls brauchten sie dieses Licht und obgleich die Lampen eine ziemliche Wärme abgaben, konnte auch dies nichts schaden. Sanders war wirklich nicht mehr in der Lage, die Operation fortzuführen, Marita sah, dass seine Hände zitterten. Dennoch schien es ihm besser zu gehen.

      Also gut, fahren Sie fort, Kollege Preiß. Wir müssen erst die Bauchhöhle reinigen. Was ist mit dem Patienten?“

      Er lebt. Er lebt und wir können sofort weitermachen“, entgegnete Harald

      In diesem Augenblick hatte er sich etwas gedreht und Marita sah, dass sein ganzer Rücken voller Blut war. Ein Eisenteil hatte ihm die Kleidung, aber auch die Haut aufgerissen.

      „Ich muss Sie erst mal verbinden“, sagt Marita zu ihm.

      „Unsinn. Weitermachen!“

      Aber Sie bluten stark. Ich muss etwas machen und wenn ich nur etwas darüberlege.“

      „Unsinn, jetzt machen wir weiter hier.“

      Sie ließ sich aber nicht abhalten und legte ihm eine Binde, die sie aus dem Notfallkasten entnommen hatte, auf den Rücken, verpflasterte das rasch und sagte:

      „Das muss nachher genäht werden.“

      „Nachher, nachher“, entgegnete er barsch. „Jetzt geht es um ein Menschenleben. Wir haben jetzt keine Zeit. Sehen wir zu, dass wir das alles sauber halten können.

      Hoffentlich buddeln die nicht noch über uns herum, dann fällt alles wieder herunter.“

      Unter den Anweisungen von Dr. Sanders, der große Mühe hatte, einen klaren Kopf zu behalten, setzte Harald Preiß die Operation fort. In diesem Augenblick musste er die Arbeit des Anästhesisten und Chirurgen gleichermaßen erfüllen. Marita half ihm und es war eine ganze Menge, was sie zu tun hatte, denn in einem Operationssaal wäre das die Arbeit von drei oder vier Menschen gewesen. Aber irgendwie, so bedauerlich die ganze Situation war, fühlte sie sich frei. Und sie fühlte sich glücklich, dass sie ihre ganze Kraft für einen Menschen einsetzen konnte.

      Noch immer lebte der Patient und wie es aussah, hatte er alle Aussichten durchzukommen. Über das Später machte sich Marita keine Gedanken. Irgendwie würde es schon gelingen, sie alle hier herauszuholen.

      Es war immer ihr Wunsch gewesen, anderen Menschen zu helfen, dafür war sie Schwester geworden. Aber solche Augenblicke wie jetzt zählten zu den Höhepunkten. Hoffentlich, dachte sie, kommt der Mann durch, damit es sich gelohnt hat.

      Sie war es jetzt, die die Bauchhöhle reinigte; die Rupturen waren ja bereits vernäht. Dr. Preiß begann mit dem Schließen der Bauchöffnung. Anfangs bekam er noch helfende Anweisungen von Dr. Sanders, aber plötzlich blieb der still. Erschrocken sah Marita auf und sah, dass Dr. Sanders zur Seite gekippt und offenbar bewusstlos geworden war.

      Sie bettete ihn in Seitenlage, dann kümmerte sie sich wieder um ihre Arbeit. Und dann ging alles wie am Schnürchen, jeder Handgriff saß.

      „Er