Umwege zu R.. Ulf Häusler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ulf Häusler
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347075269
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ein anderer.“

      „Nämlich?“

      „Mensch, Nephele Mantalo, Sie sind extrem gut. Und ich brauche Sie da deshalb, weil ich versuchen würde, Sie immer da einzusetzen, wo unsere Top-Kunden fliegen, zu denen ich auch unsern Vorstand zähle.“

      „Wie, Sie wollen mir im Ernst zumuten, dass ich dann jeweils in der First Class arbeite, um die arrogantesten und eingebildetsten Kunden zu hofieren, nur weil sie der LH mehr Geld bringen, von dem man noch nicht einmal weiß, wo sie es herhaben? Was meinen Sie wohl, weshalb ich mich so gern in die Economy verdünnisiere? Klar, die jungen Kolleginnen und Kollegen sollen auch etwas lernen, das ist der Hauptgrund, aber diesem hochgestochenen Getue der Reichen und Superreichen zu entkommen, ist durchaus auch eine Motivation.“

      „Mensch Mädchen, Sie sind heute ein richtig harter Brocken.“

      „Nö, ich vertrete nur meine Meinung, das ganz ehrlich, so wie abgemacht und erinnere Sie an Ihr Versprechen, dass ich ggf. zurück auf die Kurzstrecke darf.“

      „Versprochen hatte ich da zwar nichts, aber zugegeben – ich hatte mich Ihrem Wunsch auch nicht verschlossen. Aber mal eine offene Frage: Wenn ich nun hart bleibe – was machen Sie dann?“

      „Dann hätten Sie morgen früh meine Kündigung auf dem Tisch und ich würde zur großen Freude meiner Eltern und meiner Familie wieder in Paphos als Physiotherapeutin arbeiten. Ihre Entscheidung.“

      Sultz schaute Nephele schon fast erschrocken an. Nephele hingegen strahlte und lächelte ganz vorsichtig. Das konnte sie besonders gut. Und sie wusste genau, dass sie sich damit in aller Regel sehr gut durchsetzen konnte. Nicht nur bei ihren Eltern und da besonders dem Vater gegenüber, sondern überhaupt, insbesondere bei Männern. ‚Nun komm schon Junge, Dich kriege ich auch weich. ‘ dachte sie, als sie zu ihrer Freude feststellte, dass sich die Miene ihres Gegenübers merklich aufhellte. Sie lachte ihn jetzt ganz fröhlich an – Dr. Sultz strahlte zurück.

      „Also gut, Mädchen, Sie haben gewonnen. Will Sie ja nicht ins familiäre Unglück stürzen. Und manchmal fliegt ja auch unser Franz Kurzstrecke. Da müssen Sie in Zukunft ran. Und der Betriebsrats-Heini, wie Sie zu formulieren belieben, wird sich freuen, dass Sie wieder zurückmüssen. Das alles aber unter zwei Bedingungen.“

      „Und die wären?“

      „Dass Sie sich gefälligst wieder mehr um die Business-Class kümmern. Kapito? Und zweitens nennen Sie mir zwei bis drei Kolleginnen oder Kollegen, die Sie für die Langstrecke geeignet halten.“

      „Nephele lachte Sultz jetzt richtig an, fast schon ein wenig frech, wie er fand.

      „Nö.“

      „Hm?“

      „Ich kümmere mich so, wie ich es für richtig halte. Wer ist schließlich Chef in der Kabine – Sie oder ich? Und keine Sorge – ich schicke da keine blutigen Anfänger nach vorne. 4 bis 5 Wochen müssen die schon mindestens gearbeitet haben. Eventuell Meldungen zu schreiben, finde ich nämlich mehr als doof.“

      „Ich weiß, ich weiß – da war doch mal was?“ lachte Dr. Sultz jetzt zurück.

      „Ach so – die Namen: Franz Heiler, Franziska Hanter und Emily Heller. Sie wollten doch drei Namen haben.

      „Ist das die Franziska, die Ihnen so große Schwierigkeiten bereitet hat?“

      „Genau die. Die hat sich hervorragend gemacht seitdem. Vor allem hat sie aber aus dem Vorfall gelernt. Ach und dann noch etwas. Da unser Freund vom Betriebsrat eine Tratsche ist, bitte ich Sie, dem zu sagen, warum ich auf die Kurzstrecke zurückwill. Sonst heißt es noch ‚gewogen und zu leicht befunden‘.“

      Teil III

      12. Kapitel

      Prof. Dr. Mertens und Fietje hatten es gerade noch so geschafft, die Abendmaschine der LH nach Larnaca zu erreichen. Ziemlich abgehetzt und arg von der ausgerechnet heute ‚innigen‘ Sicherheitskontrolle genervt, hatten sie in Reihe eins ihre Plätze eingenommen, beide jeweils am Fenster, da die Business-Class ziemlich leer war. So konnten sie wenigstens die Beine schräg ausstrecken. Mertens hatte sich sofort in Schlafposition begeben, Fietje war ein bisschen aufgedreht – er blinzelte in Richtung der Stewardess – langbeinig, blond, hübsch. ‚Von der Sorte kommen zwölf auf ein Dutzend. Immerhin mein Beuteschema‘. dachte er.

      Nephele hatte sich im Cockpit aufgehalten und die ganze Begrüßungsarie einer Kollegin überlassen, die schon stolze vier Wochen lang flog. Einerseits war sie froh, weil sie anschließend drei volle Tage auf Zypern sein konnte – ihr Einsatzleiter hatte es hinbekommen, dass eine andere Kollegin, deren Urlaub auf Zypern zu Ende ging, sie auf dem Rückflug heute ersetzen konnte. Andererseits war sie auch frustriert, weil ihre gesamte Crew für sie erstmals nur aus Anfängerinnen bestand, auch die sie bei der Begrüßung der Fluggäste vertretende Kollegin Heidi hatte noch zu wenig Erfahrung, um die Business-Class zu übernehmen. Also musste Nephele wohl selbst ran.

      Heidi hatte alles perfekt abgewickelt, einschließlich der Sicherheitshinweise. Sie verschwand dann im hinteren Teil der Kabine, Nephele schaute, als sie das Cockpit verließ, kurz in Richtung der Passagiere und platzierte sich dann, da die Maschine inzwischen schon Richtung Runway unterwegs war, auf dem für die Flugbegleiter reservierten Platz, schnallte sich an und dann schwirrten ihre Gedanken ab nach Hause.

      Es dauerte nicht allzu lange bis die Maschine die Reiseflughöhe erreicht hatte. Dummerweise war es draußen ziemlich böig, sodass Kapitän Wilhelm die Passagiere bat, die Anschnallgurte nicht zu lösen.

      Mit einem kurzen Blick hatte Nephele festgestellt, dass sie nur acht Passagiere in der Business-Class hatte, davon – das wusste sie aus der Passagierliste - einen HON und zwei Senator-Class, die anderen fünf waren offenbar Gelegenheitsflieger. Die zwei in der ersten Reihe hatte man ihr besonders ans Herz gelegt – der ältere Herr, der HON war obendrein wohl ein guter Bekannter ihres allerobersten Chefs. ‚Sieht so aus, als ob er durchschläft.‘ dachte sie sich. ‚Und der junge Mann schon Senator-Flieger – huch, der sieht aber gut aus.‘ Er schien noch nicht zu schlafen – blinzelte stattdessen ein wenig zu ihr hin.

      Sie hatte inzwischen die ersten vier Gläser mit Champagner gefüllt – drei wurde sie nur los, alle anderen Passagiere nickerten bereits oder hatten dankend abgelehnt. Der junge Mann hatte zugegriffen, plötzlich einen puterroten Kopf bekommen und strahlte sie so süß frech, dabei aber auch so freundlich an, dass Nephele nun auch ganz rot wurde. ‚Was ist denn nur los mit mir.‘ dachte sie und hatte plötzlich ganz weiche Knie.

      Fietje war es auf einmal ganz komisch zumute. Sein Kopf glühte immer noch. ‚Seit wann macht mir denn ein Gläschen Champus Probleme? Das muss diese Stewardess sein. ‘ Seine Gedanken überschlugen sich, sie sprangen völlig wirr durch seinen Kopf. ‚Die schönste Frau, die ich je gesehen habe‘. war die Erkenntnis, zu der er nach wenigen Sekunden gelangte. Und plötzlich kam ihm ein weiterer Gedanke: ‚Die würde ich heiraten. Mit der würde ich irre gern richtig schlafen. Aber solche Frauen sind doch längst vergeben.‘ Trotzdem wurde er immer euphorischer. Sein Schwarm war inzwischen in der Bordküche verschwunden.

      ‚Das ist ein Mann – so einen hab ich noch nie erlebt. Aber der wird sich für Dich, Du doofe Nuss, ganz sicher nicht interessieren. So einer ist doch längst in festen Händen. ‘

      Nephele war inzwischen so unruhig, dass sie kaum richtig stehen konnte. Sie war immer noch puterrot und total aufgeregt.

      Plötzlich stand der junge Mann mit seinem Glas vor ihr in der Küche.

      „Kann ich wohl noch ein zweites Glas bekommen?“

      „Klar, gerne.“

      Es musste ja so kommen. Kapitän Wilhelm hatte nicht umsonst die Anweisung gegeben, dass alle Passagiere angeschnallt bleiben sollten. Die Maschine geriet plötzlich in eine richtige Turbulenz mit der Folge, dass die Fluggäste auf ihren Sitzen ordentlich durchgeschüttelt wurden, Fietje flog mit dem Rücken voll an eine Wand der Küche, Nephele folgte ihm ungewollt und knallte ziemlich heftig auf ihren Fluggast und wäre, vor allem auch wegen ihrer immer noch wackeligen Knie,