Die ersten Sätze beim Verkünden der ärztlichen Diagnose brennen sich in dein Gehirn wie ein Virus am PC. Noch Jahre später wirst du dich vermutlich an diese Situation erinnern können. In meinem Fall war es die Aussage der Ärztin: „Da haben Sie im Regal gleich ganz nach oben gegriffen!“
Nach diesen ersten Worten folgt meistens sofort die Aufklärung, welche Therapie empfohlen wird und wie es jetzt weitergeht. Die ärztlichen Empfehlungen stützen sich in der Regel auf die Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft. Leider können die Informationen nicht immer sofort in deinem Bewusstsein ankommen und verarbeitet werden, denn der Schockzustand verhindert das Denken und Begreifen. Daher kommt auch das Wort „Schockstarre“. Der Schock der Diagnose, zu der erfahrungsgemäß die Prognose gleich noch dazu gepackt wird, braucht Zeit, um „verdaut“ zu werden. Das dauert bei manchen wenige Tage, bei anderen Wochen. Es gibt aber leider keine Abkürzung durch das Tal der Tränen. Diese emotional anstrengende Zeit legt den Grundstein für das Abenteuer, das vor dir liegt. Denn nur das Annehmen der Tatsachen hilft dir, die Verantwortung für dich, deine Therapie und nicht zuletzt für dein Leben zu übernehmen. Es ist mittlerweile in Studien belegt, dass es jenen, die ihre Therapie gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten steuern, besser geht als jenen, die das nicht tun und die Verantwortung für alles vollständig an das behandelnde Fachpersonal abgeben. Warum das so ist, liegt einerseits an der inneren Einstellung, aber auch an der besseren Informiertheit. Mit diesen Themen setzen wir uns später ausführlicher auseinander.
Wie gehe ich nun mit der Diagnose um?
Unser innerer Autopilot steuert nicht nur unsere Reaktion, sondern auch unsere Kommunikation. Es gibt Menschen, die wollen über alles reden, andere machen alles lieber mit sich aus. Einige Betroffene berichten freizügig über ihre Erkrankung, nutzen dafür vielfältige Kommunikationskanäle und informieren damit alle. Andere verordnen sich und anderen Mitwissenden Stillschweigen. Jede Form des Umgangs mit der Diagnose hat ihren Grund und hat damit auch ihre ganz eigene Berechtigung. Schwieriger ist es für Angehörige und Mitmenschen, denn sie wissen häufig nicht, wie sie sich verhalten sollen. Daher ist es wichtig, ihnen zu sagen, was du jetzt gerade brauchst. Jemanden zum Schweigen oder zum Reden, Nähe oder Distanz, Ruhe oder Aktionismus, Ermutigung oder Mitleid, Mitgefühl oder kühlen Kopf. Wie dem auch sei – spüre deine Bedürfnisse und teile sie mit!
Vier Ohren hören mehr als zwei
Vielleicht warst du allein bei der Verkündung der Diagnose und stellst dann fest, dass du dich an vieles nicht mehr konkret erinnern kannst. Das ist eine Folge des Schockzustands, der das Gehirn sozusagen auf den Notbetrieb schaltet. Auch in den nun folgenden ärztlichen Gesprächen kann es immer wieder passieren, dass aufgrund der Fülle der Informationen – kombiniert mit dem emotionalen Ausnahmezustand – Wichtiges verloren geht bzw. vergessen wird. Beim Rausgehen oder zuhause fragst du dich dann: Wie war das nochmal? Daraus resultiert die Empfehlung, wenn möglich nicht allein zu diesen Gesprächen zu gehen. Vier Ohren hören mehr als zwei Ohren und deine Begleitung kann dir als Backup dienen.
Es gibt keine dummen Fragen
„Wieso, weshalb warum, wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Sesamstraße für medizinische Laien.
Traue dich zu fragen! Frage nach den Fremd- und Fachwörtern, die du nicht verstehst, es erspart dir das Googeln und holt dich aus der unsicheren Position des Nichtwissens heraus. Frage nach deinen Möglichkeiten und Alternativen. Frage auch nach deiner Prognose, denn das ist eine wichtige Information für alles, was jetzt kommt. Traue dich, ein Gespräch abzubrechen und um einen neuen Termin zu bitten, wenn dir alles zu viel wird. Wage auch ein „Nein“, wenn es dir besser als ein „Ja“ erscheint. Sei mutig und bitte um Bedenkzeit, wenn du sie brauchst.
Die Prognose = Statistik
Überlebensraten sind statistisch berechnete Prozentzahlen, die viel Verwirrung stiften können. Sie werden für jede Krebserkrankung berechnet und geben darüber Auskunft, welcher Prozentsatz einer Gruppe, die an einer bestimmten Krankheit leidet, nach Ablauf von fünf Jahren noch lebt. Anhand dieser statistischen Zahlen wird der Prognosewert ermittelt. Diese Zahl ist zunächst nur eine Zahl! Unzählige Beispiele zeigen, dass Menschen mit schlechter Prognose oft deutlich länger leben, als vorausgesagt. Umgekehrt sterben manche auch früher, obwohl sie eine gute Prognose haben.
Lasse dich daher nicht von der statistischen Zahl einschüchtern und entmutigen. Versuche positiv deinen Therapieweg zu gehen und glaube an deine eigene Kraft. Leichter gesagt, als getan, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir uns mit den Auswirkungen negativer Gedanken beschäftigen und wie wir diesen entgegentreten können.
Den Schock „wegwinken“!
Es gibt eine Methode, die aus der Traumatherapie kommt und im professionellen Coaching eingesetzt wird. Sie heißt wingwave®1 und ist eine Kurzzeit-Coaching-Methode, die auf neuesten Erkenntnissen der Gehirnforschung basiert. Das wirksame Emotions- und Leistungscoaching führt rasch und spürbar zum Abbau von Stress und zur Steigerung von Kreativität und Leistungsfähigkeit.
Der Diagnose-Schock kann dazu führen, dass die Emotionen und Gefühle dich noch lange belasten. EMDR, ein Bestandteil des wingwave-Coachings, ist eine anerkannte Trauma-Behandlungsmethode, mit der du Bilder, Gefühle und Körperstress voneinander entkoppeln kannst und somit den Erinnerungsstress neutralisierst. Ich habe auch damit gearbeitet, persönlich und in meiner Arbeitswelt.
• Geplante ärztliche Besprechungstermine, wenn möglich, nicht alleine führen.
• Versuche nicht, tapferer zu sein, als du bist.
• Nimm nur so viele Informationen aus dem ersten Gespräch mit, wie du vertragen kannst.
• Die Diagnose ist Realität, die Prognose nur eine statistische Zahl, vergiss das nie!
• Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um die Diagnose zu verkraften.
• Jetzt geht's nur um dich! Du brauchst dich nicht für andere zu „verbiegen“.
• Traue dich „nein“ oder „stopp“ zu sagen, wenn jemand versucht, dich zu schnellen Entscheidungen zu drängen.
• Es gibt keine dummen Fragen! Stelle alle, die du jetzt hast.
• Lasse dir Fremd- und Fachwörter in deiner Diagnose erklären, das erspart dir, sie googeln zu müssen.
• Befreie dich vom Diagnose-Schock, z. B. mit der Methode wingwave® oder anderen Therapieformen (Gespräche, Hypnose, Energiearbeit etc.).
2.
Der Ärztemarathon beginnt – gut vorbereitet sein
„So schnell schießen die Preußen nicht“, dieser Ausspruch Bismarcks gilt immer noch.
Welche Therapie in welchem Krankenhaus?
Sofern keine akute Lebensgefahr droht, können Therapieentscheidungen und die Krankenhauswahl auch einige Tage warten. Zudem gibt es die Möglichkeit der Zweitmeinung, im Fachjargon „Second Opinion“. Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch, bei Privatversicherten ist dies aus dem Versicherungsvertrag zu entnehmen. Allerdings lohnt es sich immer, vorab die Krankenkasse zu informieren, um zum Schluss nicht auf zusätzlichen Behandlungskosten sitzen zu bleiben. Die Zweitmeinung gibt dir das Gefühl, dass du die bestmögliche Therapie bekommst und das ist extrem wichtig. Der Glaube an die richtige Therapie weckt die Selbstheilungskräfte in dir, gibt dir Zuversicht