Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745213430
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Ja, er war jetzt fest entschlossen, auf der Seite seines Vaters mitzumachen. Das musste die gute, die richtige Seite sein.

      Für Glenn wurde es nicht leicht, die richtige, die gute Seite zu erkennen. Was wusste er überhaupt von Gut und Böse? Mrs. Howard war auch nicht immer nett gewesen, manchmal konnte sie ein Ekel sein. Trotzdem verkörperte sie für Glenn etwas Gutes. Hattkinson, der zwar das Gesetz vertrat, sonst aber die Fahne nach dem Wind der Meinungen drehte, konnte kein guter Mensch sein. Also war er nicht auf der guten Seite. Ihm nachzueifern wäre nach Glenns Vorstellung ungefähr das Letzte gewesen.

      Und Ionu? Sicher erkannte Glenn an, wie dieser Mann seine Ranch aus dem Boden gestampft hatte, wie er immer wieder die höchsten Preise für sein Vieh herausholte, dass er eine ganze Mannschaft über den Winter beschäftigte, was hierzulande kein Rancher tat. Aber er wusste auch anderes über Ionu. Die zwiespältige Art, wie er versuchte, andere übers Ohr zu hauen. Der Ton, in dem er mit seinen Töchtern sprach. Mitunter hatte Glenn gemeint, Ionu hasse seine Mädchen, denn er behandelte die achtzehnjährige Ellen und die siebzehnjährige Babs wie dumme Gören. War allerdings seine Frau in der Nähe, verkniff sich Ionu die Anranzer.

      Ionu war nicht der Mann, der Glenn ein Leitbild geben konnte, das wurde Glenn selbst schnell klar. Aber wer?

      Er klammerte sich an seinen Vater. Jetzt hielt er ihn für den Mann, der sie alle in die Tasche stecken und auch Ionu in die Tasche stecken würde. So sah es Glenn. Und gerade jetzt, als Mike und Dave Harry Scott begrüßten.

      „Nach Mitternacht, also vor fünf Stunden etwa, ist Roy losgeritten.“ Mike lachte leise. „Dave, erzähl du ihm, was du gehört hast!“

      Dave, dessen schlanke Gestalt im Mondlicht noch schmaler wirkte, beugte sich leicht vor und sagte: „Ich habe gehört, was sie gesprochen haben. Ionu und Roy. Roy soll dich abknallen, mit der Springfield. Er wollte nicht, aber Ionu hat ihn unter Druck gesetzt. Da war von einem Revolvermann die Rede und von Ron und Roy, die ihn wohl abgeschossen haben ... Es muss die Sache sein, wo damals der Revolvermann gesucht wurde. Miss Ryder hatte ihn geschickt.“

      „So also ist das gewesen“, erwiderte Harry Scott. „Sieh einer an! Unser großer Wohltäter Ionu ist also ein Mordanstifter. Na, das passt direkt ins Bild. Und Roy ist weg? Wohin?“

      „Nach Wendover.“

      „Der arme Kerl, er wird sich mit Hattkinson trösten können, bis ich wieder da bin. Und sonst auf der Ranch?“

      „Es sind nur drei Mann außer Ionu da. Er rechnet erst morgen mit dir. In zehn Stunden wird die ganze Mannschaft auf der Ranch sein.“

      „Wir werden in einer Stunde bei ihm sein, ob er die Mannschaft da hat oder nicht. Sind die Frauen im Haus?“

      Mike nickte. „Ja, Mrs. Ionu und die Mädchen. — Wollt ihr nicht warten, bis wieder Abend ist? Es ist gleich hell.“

      „Na und? Wir kommen nicht, um Ionu abzuknallen, wie das Roy mit mir vorhat.“ Harry Scott lachte spöttisch, und Overback knurrte einen Fluch, diesmal wieder einen mexikanischen.

      „Gut, also wir reiten dann wie besprochen weiter.“ Mike sah auf Glenn und erkannte ihn wohl jetzt erst. „Da habt ihr ja den Jungen. Hallo, Glenn!“

      „Hallo Mike“, erwiderte Glenn.

      Mike lachte leise. „Dann kannst du deine Rechnung ja auch mit vorlegen. — Harry, wann kommen Miss Ryder und der Kleine?“

      „Langsam, Mike“, mahnte Harry Scott, „erst wollen wir mal abtasten, wie es Ionu haben will.“

      Dave räusperte sich und sagte trocken: „Du wartest da besser nicht ab, Harry. Ionu kennt nur eine Lösung.“

      „Es kommt nicht allein auf Ionu an. — Also, Jungs, dann wollen wir weiter, und ihr beiden reitet den North Platte hinauf.“

      Glenn hätte zu gerne gefragt, was Mike und Dave weiter oben am North Platte River machen sollten, aber er war ein Leben lang gewohnt, auf neugierige Fragen beleidigende Antworten zu erhalten. Vielleicht hätte ihm sein Vater ganz sachlich darauf geantwortet, doch Glenn hatte sich abgewöhnt, unnötige Fragen zu stellen.

      Sie ritten nach der kurzen Pause weiter. Nun ging es geradewegs auf die Straight I zu. Im Osten wurde es schnell heller, und bald konnten sie die Gebäude der Ranch sehen. Erst das alte fortartige Anwesen, kurz darauf die neueren Gebäude.

      Aus dem Küchenschornstein qualmte es heftig, ein Zeichen, dass gleich das erste Frühstück ausgegeben wurde. Aber Mike hatte gesagt, es wären nur drei Mann außer den Ionus auf der Ranch. Vielleicht würden sie die Ranch gerade erreichen, wenn alle mit Schinken und Ei beschäftigt waren.

      Glenn hatte Hunger, und müde fühlte er sich auch. Die anderen saßen im Sattel, als machten ihnen Nachtritte nichts aus. Nur der alte Overback gähnte mitunter, oder er fluchte, was seine überwiegende Konversation darstellte.

      Der junge Stratz hockte krumm und lauernd wie ein Raubtier im Sattel. Neben ihm schaukelte Deville auf seinem Pferd, als befände er sich auf einem im Passgang gehenden Kamel.

      Der strohblonde Burt Corners blickte grimmig auf die Ranch zu, und in seinem Gesicht spielten die Wangenmuskeln.

      Harry Scott an der Spitze zeigte mit keiner Miene, was er dachte oder empfand. Er spähte nur aufmerksam zur Ranch hin, tastete mit seinem Blick die umliegenden Corrals und Koppeln ab, aber er schwieg.

      Wortlos ritten sie näher. Glenn wurde von einem merkwürdigen Gefühl gepackt. Gestern Morgen hatte ihn Ionu herausgefordert und dann weggejagt wie einen räudigen Hund. Jetzt sah Glenn die Ranch wieder, obgleich er sich geschworen hatte, nie mehr hier aufzutauchen.

      Doch die Vorzeichen hatten sich gewandelt. Glenn ritt hinter Harry Scott, und der wollte eine doppelte Rechnung vorlegen. Nach Glenns Vorstellung musste es Kampf mit Ionu geben. Ionu war kein Feigling; er würde nicht kneifen. Aber trotz allem konnte Glenn den Rancher nicht so hassen, dass er ihm den Tod wünschte. Ionu hatte Frau und Kinder. Ellen war immer nett zu Glenn gewesen. Babs in ihrer angeborenen und anerzogenen Arroganz allerdings eher das Gegenteil. Schlimmer, sie hatte Glenn gar nicht bemerkt. Für sie gab es ihn und seinesgleichen gar nicht. Wenn sie überhaupt einen Cowboy ihres Vaters zur Kenntnis nahm, dann Roy.

      Nein, auch wenn Babs ein Ausbund an Überheblichkeit war, und wenn Ionu die krummsten Gedanken hegte, sterben sollte er deshalb nicht. Glenn hatte zu lange von Mrs. Howard gehört, hatte zu lange von seiner Mutter eingeimpft bekommen, dass ein Mensch kein Stück Dreck ist, das man einfach wegwirft, dass ein Mensch eine Mutter bat, die ihn liebevoll jahrelang großziehen musste, ihm das Beste und Letzte gab, um das zu ermöglichen. Doch nicht, damit er einfach abgeknallt wurde wie ein Kaninchen.

      Glenns Erlebnisse um den Tod waren gering. Er hatte natürlich schon Männer oder Frauen sterben sehen. Und dennoch war er nicht abgestumpft. Er erschrak immer wieder darüber, und insgeheim hielt er sich deshalb für einen Weichling. Er hielt sich auch für einen Mann, den die Mädchen nicht mochten. Seine entsprechenden Erlebnisse waren kurz und lagen schon über drei Jahre zurück. Damals war es eine viel ältere Frau gewesen, die sich mehr an ihn als er an sie herangemacht hatte. Wie ein verblendeter Tor hatte er diese Frau angebetet, obgleich sie in ihm nur einen Sklaven sah, der ihr Freude machte.

      Vor zwei Jahren etwa war er in Wendover mit einem Mädchen, der Tochter des Storekeepers, bekannt geworden. Aber er hatte sich ihr gegenüber so linkisch und verklemmt benommen, dass sie schließlich mit einem anderen ging, und Glenns Hemmungen wurden davon nicht geringer.

      Ellen Ionu, die immer nett zu ihm war, wagte er nicht anzusprechen. Sie wurde von der ganzen Straight l-Crew angehimmelt. Darunter waren — wie Glenn meinte — viel attraktivere Männer als er.

      Die jüngere Babs erschien ihm auf Grund ihrer Arroganz unerreichbar. Damals, als er vor einem Jahr einen „Mannkiller-Bronco“ zugeritten hatte, den vor ihm keiner schaffen konnte, war sie zu ihm gekommen und hatte gelächelt und ihm gratuliert. Wie man einem Torero gratuliert, der den Superstier geschafft hat. Mehr nicht. Danach wurde sie wieder so wie sonst, und er war Luft.

      Ellen