Kritik der reinen Verleugnung. Volker Kulessa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Volker Kulessa
Издательство: Readbox publishing GmbH
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Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783347067189
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macht nun Christen undt sonst keiner undt, wen dieser verloren wirdt, so helffen die anderen alle nicht. Undt mit dem Artickle werden wir auch von allen falschen Christen und heiligen abgesondert.“128

      Gegen Bultmanns Verleugnung von Phil 2,6ff:

      „Es ist festzustellen, dass ein Einfluss gnostischer Vorstellungen auf den Inhalt des Hymnus [Phil 2] nicht besteht.“129

       „Unsachgerecht ist die Interpretation, es werde in Phil 2,7 gesagt, daß Christus seine Gestalt gewandelt und eine Erscheinung angenommen hat, die ihn den Menschen gleichmachte. “130

       „An den Gestaltwandel der Götter zu denken, wie er aus der griechischen Mythologie und Literatur bekannt ist, kommt auf alttestamentlich-jüdischem Boden nicht ernsthaft in Betracht.“ 131

       „Der Christushymnus Phil 2,6-11 besingt die Offenbarung der eschatologischen Königsherrschaft Gottes in der Erhöhung des gekreuzigten Jesus Christus […] Mit der Erhöhung hat sich nicht die Macht und Herrlichkeit dessen verändert, der als der Präexistente bereits Gott gleich war; es ist vielmehr die Situation der Welt und des Menschen in ihr, die durch Jesu Tod und Erhöhung eine totale und radikale Veränderung erfahren hat. Die Welt ist deshalb nicht mehr die gleiche, die sie vorher war, weil im Ereignis von Kreuz und Auferweckung Jesu endgültig und unwiderruflich entschieden ist, daß alle Geschöpfe anbetend bekennen werden: „Herr ist Jesus Christus.“ 132

      Gegen Bultmanns Verleugnung von 2 Kor 8,9:

      „In 2. Kor 8,9 liegt eine kurzgefasste Variation der Präexistenz-, Entäußerungs-, Inkarnations- und Erniedrigungsaussage von Phil 2,6-8 vor. Während Paulus in Phil 2,611 einen urchristlichen Hymnus als vorgeprägtes Gut an führt, variiert er in 2. Kor 8,9 christologische Kernaussagen der ersten Strophe des Hymnus in eigener Formulierung.“133

       „Die Gnade als der offene Zugang zu Gott kann effektiv zugesprochen werden, weil sie Tat ist. Sie beruht darauf, dass Jesus Christus aus freiem Entschluss initiativ wurde und auf das verzichtete, was ihm zu eigen war. […] Die Gnadentat, in welcher der gottesdienstliche Zuspruch der Gnade gründet, besteht in dem Geschehen, dass Christus, obwohl er doch reich war, arm geworden ist, also in der Inkarnation.“ 134

       „Die Menschwerdung […] ist […] der Anfang, Mitte und Ziel einer großen, alles umfassenden Ordnung, die eben nur von der Inkarnation her denkbar und nur aus sie hin verwirklicht ist. Es ist jene göttlich e Ordnung die zwischen Vater, Sohn und Heiligen Geist das innergöttliche Leben ausmacht du die im Augenblick der Erschaffung der Welt auch mach außen gewendet worden ist. […] Er ist […] der Anfang aller Wege Gottes, der Grundstein des Himmels und der Erde, der Zielpunkt des gesamten Universums. “ 135

       „Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. “ (Lk2,9-11)

      „ Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen. [Joh 1,51] Von nun an wird etwas Wirklichkeit werden, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz gekommen ist: Der Sohn Gottes ist mitten unter uns. Das Undenkbare ist geschehen. Das, nicht weniger als das ist Wirklichkeit geworden. Es ist etwas geschehen, das der Mensch nicht einmal in seinen Gedanken vorwegzunehmen vermocht hat. […] Das ganze Verhältnis zwischen Oben und Unten, zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch hat sich umgedreht. Die Ewigkeit ist mitten in der Zeit und das nicht einmal mit unserem Geist Fassbare will sich mit Händen greifen lassen. […] wenn die Menschen vor ihn treten und wenn er sie ruft, heißt es immer >Heute<. … Anders als im Heute kann man Gott nicht finden. […] Dahinein zieht er uns, in das Heute einer letzten Gewißheit, in das Heute einer letzten Seligkeit. Wer in dies Heute eintritt, der weiß, uns kann nichts mehr trennen von Gott. […] Von nun an hat die >Gnade< Gottes in Jesus Christus das erste und das letzte Wort. Jesus ist Gottes Heute.“136

       „Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!“ (Mk 15,38-39)

       1.2.1.4 Gegen die Verleugnung Sohnes

      „Mit dem Akt der Entsendung setzt Gott etwas, was die Schöpfung aus sich heraus nicht hervorbringen kann; wodurch er in die Geschichte eingreift, ohne dass es aus dem geschichtlichen Kausalzusammenhang ableitbar wäre. […] Gott sandte seinen Sohn“, also den, der an seinem Gottsein partizipiert und wesenhaft und ursprünglich zu ihm gehört, der sich aber doch dadurch, dass er gesandt wird, von dem, der ihn sendet, unterscheidet. In Gal 4,4-5 ist von einem innergöttlichen Sendungsgeschehen die Rede, für das es keine Analogie gibt. Der in 4b gebrauchte Sohnestitel bezeichnet den Menschgewordenen, umfasst aber den ganzen Christus: seine Präexistenz, Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung und Erhöhung. Gottes Sohn war, bevor er Mensch wurde. Wo war er? Bei Gott. […] Die ganze Wahrheit ist, dass es der Sohn Gottes ist, der Mensch wird und dass dieser durch seine Menschwerdung nicht aufhört, der Sohn Gottes zu sein.“137

      Weiter ganz gegen Bultmann: Das Unerhörte jedoch ist: ER, der göttliche Logos, er IST Gott. Auch wenn er wird, was er vorher nicht war, ganz Mensch, so bleibt er was er von Ewigkeit her war, er bleibt Gott. D.h. seine Geschichte unterscheidet sich prinzipiell von ALLEN anderen Menschen. Der Logos ist Person, die von Ewigkeit her, vor aller Schöpfung, vor aller Geschichte, existiert. Er ist nicht Geschöpf, nicht Kreatur. Er ist in vollkommener Weseneinheit mit Gott. (Joh 12,45)138

      Der Logos ist in untrennbarer Zusammengehörigkeit und personaler Gemeinschaft mit Gott. (Mt 11,27)139, Joh 3,35140. Er, Jesus Christus, er allein, ist in seiner Person und seinem Werk der, in dem der verborgene unzugängliche Gott redet, in ihm allein erschließt sich Gott. (Joh 6,46).141

      Jesus Christus ist die Gegenwart des sich selbst erschließenden Vaters unter uns Menschen, (Joh 14,9 c)142 das uns ansprechende Wort Gottes. (Joh 1,18)143 In anbetendem Bekenntnis spricht 1,14 vom Logos, der selbst Gott ist (Joh 17, 1,2)144, daß dieser wird, was er vorher nicht war: nämlich er wird Fleisch, ganzer Mensch, sterbliches Wesen, ganz Mensch, ohne sein Wesen als Gott zu verlieren. Wie jedem Fleisch ist ihm ist bestimmt zu sterben. Dadurch wird hier schon seine Passion angesprochen. Und seine Auferstehung erscheint schon ebenso. Denn: wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herr-lichkeit, die er besitzt als der eine und einzige Sohn des Vaters, zu dessen Rechten er sitzt.145

      „Gerade im Kampf wider solche Verführung [daß Jesus Christus nicht Gottes Sohn sei] ist immer wieder die Lehre der Kirche gereift. […] Hättet ihr nur […] widerstanden, euch wäre reiche und tiefe Erkenntnisse zuteil geworden, einfach aus dem Festhalten an dem einen Satz: Dieser ist Gottes Sohn.“146

       „Alles Predigen, Lehren, Missionieren schwingt darum, daß wir erkennen und glauben: „daß derselbe Gottes Sohn sei“ (Act 9,20)“147

      „Fleisch ist die konkrete Gestalt der menschlichen Natur unter dem Zeichen von Adams Fall, die konkrete Gestalt jener ganzen Welt, die vom Kreuzestod Christi her als die alte und schon vergangene gesehen werden muss, die Gestalt des zerstörten, erst wieder mit Gott zu versöhnenden Menschenwesens und Menschendaseins. Das Wort ward Fleisch in diesem präzisen Sinn heißt: das göttliche Wort schlägt sich auf die Seite seiner eigenen Widersacher. Sein Verhältnis zu dem ihm als seinem Schöpfer unbegreiflicherweise widerstehenden Kosmos ist freilich ein gegensätzliches (Joh. 1, 5), aber eben nicht nur ein gegensätzliches. Der durch die unbegreifliche Gegenwart seiner Gottheit als des Offenbarungslichtes und die unbegreifliche Finsternis, die Aufnahmeunwilligkeit des Kosmos geschaffene Gegensatz ist überwunden – und das ist noch unbegreiflicher als beides! – schon dadurch, daß der Logos eben da ist, wo die Menschen sind. Er kam in sein Eigentum (Joh. 1, 11) – und die Seinen – sein Eigentum liegt