Zusammenfassung:
Albert Bandura hat das sogenannte Lernen am Modell wissenschaftlich beschrieben. Dieses Nachahmungslernen funktioniert perfekt. So konntest du umfangreiches Wissen und große Datenmengen in kurzer Zeit aufnehmen und verarbeiten, hilfreiche Daten ebenso wie nutzlose oder schädigende. Durch die bewusste Überprüfung und anschließende Veränderung problematischer Verhaltensweisen vermeidest du, die Fehler deiner Vorfahren zu wiederholen. Gleichzeitig passt du dein Verhalten dem modernen Zeitgeist an und erlernst erfolgversprechende Strategien, die dir helfen, ein glückliches und ausbalanciertes Leben zu führen.
Deinen inneren Schweinehund kannst du dabei als einen hilfreichen, inneren Wächter betrachten, der dich darin zu unterstützen vermag, zu einer eigenständigen, tatkräftigen Persönlichkeit zu werden, die erfolgsorientiert und zielgerichtet ans Werk geht.
Übung: Erinnere dich an eine genaue Schrittfolge
Diese Übung hilft dir, dich an ein erfolgreiches Vorgehen während einer früheren Zielsetzung zu erinnern, aber auch auf mögliche Stolpersteine aufmerksam zu werden.
Wie wir gesehen haben, ist eine Strategie ein genauer Plan für ein Vorhaben. Einen genauen Plan zu erarbeiten bedeutet, eine konkrete Schrittabfolge festzulegen. Sicherlich hast du schon einmal ein Möbelstück gekauft, das du zu Hause zusammenbauen musstest. Du kennst die dazugehörigen Bauanleitungen, in denen schematisch dargestellt wird, was genau Schritt für Schritt zu tun ist, um das Möbelstück fertig zu montieren.
Erinnere dich nun an ein Ziel, das du irgendwann einmal erreicht hast. Wähle ein Ziel, das damals eine gewisse Vorbereitung erforderte. Vielleicht musstest du zum Beispiel für die Schule einen Vortrag über einen längeren Zeitraum hinweg vorbereiten und bist schließlich termingerecht fertig geworden und hast hierfür eine gute Note erhalten? Oder du wählst ein Ziel aus dem Bereich Sport, falls du sportlich aktiv bist oder warst. Auch hier hast du dich vielleicht einmal lange auf die Teilnahme an einem Wettbewerb vorbereitet und letztendlich ein Ergebnis erreicht, mit dem du sehr zufrieden warst. Wichtig ist nur, dass du etwas findest, worauf du dich gut vorbereitet hast, und letztendlich aus deiner Sicht erfolgreich warst.
Gehe nun gedanklich wieder an den Punkt zurück, bevor du damals an die Arbeit gegangen bist, um das Ziel zu erreichen. Notiere jetzt die jeweiligen Schritte (möglichst viele), von denen du wusstest, dass du sie gehen würdest und musst, um das Ziel zu erreichen. Im Falle des Vortrages zum Beispiel:
1. Überblick verschaffen; 2. Material sammeln; 3. Grobgliederung erstellen; 4. die einzelnen Punkte der Gliederung ausarbeiten; 5. den Vortrag einüben; 6. Generalprobe vor der Freundin; 7. der finale Vortrag vor der Klasse.
Aufgabe:
Wähle nun dein erreichtes Ziel und erinnere dich an die Schritte deiner damaligen Vorgehensweise (Strategie). Wir kommen später wieder darauf zurück:
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3._______________________________________________
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Reflektiere danach, was damals gut gelaufen ist, welche Stolpersteine es gab und was du heute besser umsetzen würdest.
II.
Notwendige Erkenntnisse
„Alle Erweiterung unserer Erkenntnis entsteht aus
dem Bewusstwerden des Unbewussten.“
Friedrich Nietzsche
Kapitel 5: Folge deinen eigenen Zielen
In diesem Kapitel erkläre ich dir, warum es so wichtig ist, dass du sehr genau weißt, worin deine eigenen Ziele bestehen. Manchmal kann es nämlich sein, dass du glaubst, du würdest deine Ziele verfolgen, bemerkst dabei aber nicht, dass das gar nicht der Fall ist. Ich möchte dir das am Beispiel einer Steuererklärung erläutern. Für die meisten Menschen ist es eine sehr lästige Aufgabe, sich alljährlich hierfür an die Arbeit zu machen. Deshalb tritt hier besonders häufig Schieberitis auf. Vielleicht ging es dir selbst auch schon einmal so. Der innere Schweinehund wehrt sich mit allem, was er aufzubieten hat, um sich nicht mit an den Schreibtisch setzen zu müssen. Woran mag das liegen?
Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass eigentlich nicht du selbst die Steuererklärung abgeben willst, sondern jemand anderes verlangt es von dir, nämlich in diesem Fall der Staat, der für seine Steuereinnahmen sorgen muss.
Er ist bestrebt, Steuern möglichst gerecht zu bemessen. Deshalb muss er von jedem Bürger eine individuelle Steuererklärung verlangen. Gleichzeitig ist die Steuergesetzgebung aber so gestaltet, dass vom Lohn eines Angestellten in den meisten Fällen etwas mehr Steuern abgezogen werden, als eigentlich notwendig wäre. Wenn du dir dieses zu viel gezahlte Geld nach Ablauf des zurückliegenden Jahres erstatten lassen willst, musst du bis zu einem bestimmten Termin deine Steuererklärung abgeben.
Das bedeutet, dass du hier nur sekundär deinem eigenen Ziel folgst. Tatsächlich musst du dich nämlich in ein System einfügen (hier in das System Steuergesetzgebung), mit dem du höchstwahrscheinlich gar nichts zu tun haben willst. Wenn man es sehr drastisch ausdrückt, ist das eine Form von Erpressung. Entweder du akzeptierst diese Regel des Gesetzgebers, oder deine Steuerschuld kann nicht individuell und gerecht bemessen und die überzahlte Steuer erstattet werden.
In deinem Leben begegnen dir immer wieder Situationen und Aufgaben, die entweder gar nicht oder nur sekundär deinen persönlichen Zielen entsprechen.
Nicht nur einzelne Menschen, sondern eben auch ganze Institutionen verfolgen eigene Ziele und neigen deshalb dazu, entsprechende Regeln aufzustellen. Wir kommen oft nicht umhin, die Ziele anderer zu erfüllen, um gleichzeitig etwas für uns selbst erreichen zu können. Es ist völlig normal, dass in solchen Fällen dein innerer Schweinehund zu knurren und dich zu blockieren beginnt. Bei solchen Gelegenheiten will er dich darauf aufmerksam machen, dass du gerade von außen beeinflusst, manipuliert oder sogar erpresst wirst.
Um selbstbestimmt und entschlossen handeln zu können, ist es für dich umso wichtiger, genau zu wissen, was du selbst willst und was andere wollen, dass du es tust.
Es geht also darum, dass deine Ziele auch tatsächlich deinen eigenen Wünschen entsprechen. Wie es ist, sich etwas ganz Bestimmtes zu wünschen und diesen Wunsch auch erfüllt zu bekommen, kannst du am besten nachvollziehen, wenn du dich an deine Kindheit erinnerst. In deiner Kindheit drehten sich deine Wünsche und Ziele oft um konkrete Spielzeuge.
Spätestens zum Geburtstag oder zum Weihnachtsfest hast du diese Wünsche thematisiert, einen Wunschzettel geschrieben und dir ein ganz bestimmtes rotes Feuerwehrauto, eine Puppe, ein Computerspiel oder was auch immer gewünscht. Der Wunsch war so stark, dass er zu einem echten Ziel wurde. Nicht irgendjemand anderes hat dir gesagt, dass du dir dieses Spielzeug wünschen sollst, sondern du selbst wolltest es.
Du wusstest oder hast es vermutet, dass deine Eltern in der Lage sein würden, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Also hast du ihnen immer und immer wieder etwas davon vorgeschwärmt. Im Allgemeinen wurde dir dein Wunsch, wenn es irgendwie machbar war, auch erfüllt, und du warst, zumindest für den Augenblick, das glücklichste Kind der Welt. Es gab also eine sehr intensive innere Motivation. Aus deinem Innersten heraus wolltest du diesen Wunsch unbedingt erfüllt bekommen. Man spricht hierbei von der „intrinsischen Motivation“.
Ein Sportler zum Beispiel, der seinen Sport intensiv betreibt und an Meisterschaften teilnimmt, hat sicherlich