Royal Horses (2). Kronentraum. Jana Hoch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jana Hoch
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Royal Horses
Жанр произведения: Природа и животные
Год издания: 0
isbn: 9783401809250
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vorbei, geradewegs zur Tür. Als ich die Finger nach der Klinke ausstreckte, kreischte jemand hinter mir auf.

      Ich wirbelte herum und nach kurzem Suchen entdeckte ich sie. Zwischen der langen Fensterfront und den Haselnusssträuchern pirschte sich eine Frau an der Fassade entlang. Die braunen Haare hatte sie zu einem Dutt gebunden und auf ihrem Shirt leuchtete der Aufdruck But first … Coffee.

      Ob sie neu war und sich verlaufen hatte? Eher nicht. Für eine Schülerin war sie eindeutig zu alt, bestimmt schon Mitte zwanzig.

      Die Frau blieb stehen, brachte ihr Gesicht noch näher an die Scheibe und spähte ins Klassenzimmer. Mrs Anderson brummte und öffnete eines der Fenster. »Na, hören Sie mal! Das hier ist Privatgelände. Was haben Sie hier zu suchen?«

      Die Frau antwortete nicht. Strukturiert glitt ihr Blick durch die Reihen und als sie schließlich an mir hängen blieb, lächelte sie triumphierend. Ich sah sie verwundert an, doch da zückte die Frau schon ihre Kamera und drückte auf den Auslöser.

      »Paparazzi!«, grölte Connor und keine Sekunde später brach Chaos aus. Einige meiner Mitschüler versteckten ihre Gesichter hinter Büchern. Andere jubelten und sprangen absichtlich vor der Reporterin herum.

      Blitzlichter. Wieder und wieder. Ich war wie versteinert. Die Panik lähmte meine Beine. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es mir, die Füße rückwärts zur Tür zu bewegen und die Klinke herunterzudrücken. Ein letztes Mal sah ich zu der Reporterin. Warum, fragte ich mit den Augen. Warum tun Sie mir das an?

      Doch die Frau lächelte nur, drehte sich um und verschwand zwischen den Büschen. Sie hatte bekommen, was sie wollte.

      Mein Herz hämmerte wild, als ich die Glastür erreichte, die auf den Vorhof der Schule führte. Ich stürmte darauf zu, hielt dann jedoch inne und stoppte mit quietschenden Sohlen. Überall an der Straße standen Transporter, Kamerateams liefen hinter dem Zaun umher und – ich musste zweimal hinsehen – sogar eine Drohne schwebte über den Stufen zum Eingang der Schule. Mitten im Getümmel entdeckte ich den Schulleiter, Mr Romero, der mit hochrotem Kopf über den Bürgersteig stiefelte und schimpfte. Doch nur wenige schenkten ihm Beachtung. Die Presseleute machten einfach einen Bogen um ihn, riefen sich gegenseitig Anweisungen zu und brachten sich vor dem Tor, das die Straße vom Schulgelände trennte, in Position.

      Ich spürte, wie mir schwindelig wurde, und taumelte zurück. Das konnte nur ein Albtraum sein! Waren die etwa alle wegen mir hier?

      Einer inneren Eingebung folgend, flüchtete ich in einen angrenzenden Korridor, der zu den Lehrerzimmern und der Bibliothek führte. Hier gab es keine Fenster und ich erlaubte mir, kurz stehen zu bleiben und die Eindrücke zu verarbeiten. In was war ich da bloß hineingeraten? Edward und ich hatten nur einen kurzen Augenblick zusammen gehabt. Wir hatten nicht einmal viele Worte gewechselt und dennoch schienen die Medien komplett durchzudrehen.

      Ich zog mein Handy hervor und scrollte durch die vielen verpassten Anrufe. Zwei von Jordan, unzählige von Livy, sieben anonyme. Und dann … Edward. Mein Herz begann zu flattern. Ich hatte die Nummer, die er mir bei unserem letzten Treffen aufgeschrieben hatte, zwar eingespeichert, ihn aber nie angerufen. Dass er sein Versprechen, sich nicht ungefragt bei mir zu melden, nun brach, konnte nur bedeuten, dass etwas passiert war. Und nach allem, was ich gerade gesehen hatte, drängte sich mir ein beängstigender Verdacht auf.

      Mit zittrigen Fingern öffnete ich das Internet und tippte Nachrichten und Prinz Tristan in die Suchzeile ein. Jordan und Livy konnten warten. Zuerst musste ich wissen, wie tief ich schon im Schlamassel steckte.

      Die Nachrichtenseite wurde geladen und sogleich leuchteten mir die Schlagzeilen entgegen.

      RennbahnskandalLügenprinz schockt mit weiterem Regelbruch

      Flüchtige GeliebteWer ist Tristans neue Flamme?

      Die Königin fand sie nicht angemessenDas große Drama um Tristans Liebesaus

      Wie ich es vermutet hatte. Die Geschichte um uns entwickelte sich zum Selbstläufer. Ungläubig las ich die Worte noch einmal und schüttelte den Kopf. Idioten! Ich hatte die Königin erst ein einziges Mal persönlich gesehen – auf einer Parade, zu der Livy mich mitgeschleppt hatte. Wir hatten am Rand gestanden und mit albernen Fähnchen gewunken.

      Ich überflog auch die anderen Überschriften, die die Frage aufwarfen, ob Tristan nun Single war oder nicht. Einige sprachen sogar von einer heimlichen Verlobung und auf der Titelseite der Sun prangte War SIE der Grund dafür, dass Prinz Tristan sich jahrelang der Öffentlichkeit entzog?Rennbahnmädchen sorgt für neuen Wirbel im Prinzenskandal.

      Ich schaltete den Bildschirm aus und schloss die Augen. Es war noch viel schlimmer, als ich erwartet hatte. Was zur Hölle war passiert? Und wie um alles in der Welt waren all diese Menschen so schnell dahintergekommen, wer ich war und wo ich zur Schule ging? Livy und ich waren erst gestern auf der Rennbahn gewesen! Gestern! Das Zusammentreffen mit Edward lag keine vierundzwanzig Stunden zurück.

      Jetzt bloß nicht durchdrehen. Es würde alles gut werden. Ganz bestimmt.

      Aber was sollte ich jetzt tun? Nach draußen gehen und den Reportern erklären, dass sie sich mit ihren Theorien vollkommen verrannten? Nein. Wenn meine Mitschüler mir schon nicht glaubten, würde es die Presse erst recht nicht tun. Und ich wollte Edward auch nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen, indem ich in meiner Panik etwas sagte, das später anders ausgelegt wurde. Ein hysterischer Anfall in der Schule war das Letzte, womit ich uns gerade helfen konnte.

      Aber was dann? Konnte es mir gelingen, unbemerkt das Gebäude zu verlassen? Vielleicht über den Sportplatz oder durch eines der Fenster in den Kunsträumen? Ja, das konnte klappen. Ich musste es zumindest versuchen.

      Das Handy in meiner Hand vibrierte. Livys Bild leuchtete mir von dem Display entgegen und ich nahm das Gespräch an.

      »Na endlich!«, erklang die aufgeregte Stimme meiner Freundin aus dem Hörer. Sie war außer Atem und ich hörte eine Tür ins Schloss fallen. »Die ganze Schule ist von Fernsehteams umstellt und alle fragen nach dir. Ich habe dich schon überall gesucht. Wo bist du?«

      »Lehrerzimmer. Flur.« Mehr konnte ich gerade nicht herausbringen, ohne dass der immer größer werdende Kloß in meinem Hals mir ein panisches Schluchzen entlockte. Die Schule war umstellt? Hatte ich richtig gehört?

      »Gut«, schnaufte Livy ins Telefon. »Dann bleib auf jeden Fall, wo du bist. Ich komme zu dir. Und egal was ist, geh nicht zur Sporthalle raus! Klar? Ruby, aus meiner Cheerleadergruppe gibt da gerade ein Interview über dich. So eine falsche Schlange!«

      Ruby? Welche Ruby? Die Cheerleader kannten mich doch gar nicht. Ich hatte sie höchstens ein paar Mal gesehen, wenn ich Livy vom Training abgeholt oder sie zu einem Wettkampf begleitet hatte. Was sollte sie schon über mich erzählen können?

      »Beweg dich nicht vom Fleck!«, mahnte Livy. »Ich bin gleich da. Ich muss nur noch schnell … Ach, verfluchte Cleopatra, in welcher Kiste bist du?«

      Cleowas?

      Ich kam nicht mehr dazu nachzufragen. Aus dem Hörer klang bereits ein gleichmäßiges Tuten. Livy hatte aufgelegt.

      Ich wartete und beobachtete, wie es von Minute zu Minute voller auf den Gängen wurde. Keine zehn Minuten zuvor, als ich aus dem Unterricht geflohen war, war es noch komplett leer gewesen. Aber jetzt, da der Gong zur Pause geläutet hatte, strömten die Schüler aus den Klassenzimmern wie aufgescheuchte Insekten. Ich stellte mich so nah an die Wand, wie ich konnte, und tat, als würde ich eine SMS tippen. Zum Glück beachtete mich kaum jemand. Alle liefen schnurgerade an mir vorbei, unterhielten sich lautstark oder telefonierten mit ihren Eltern. Als Livy endlich um die Ecke geschossen kam, atmete ich erleichtert auf.

      »Oh Gott, es tut mir alles so leid«, keuchte sie, noch bevor sie zum Stehen kam. Sie schlitterte auf mich zu, schaffte es nicht rechtzeitig zu bremsen und prallte der Länge nach gegen mich. Ich