Singing Out Loud. Blanche Elliz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Blanche Elliz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783347027015
Скачать книгу
lebte (ich war Mitte zwanzig), sang ich häufiger auf Hochzeiten. Dabei verdiente ich schnelles Geld und ging durch eine gute Schule. Manchmal sang ich vier Stunden – querbeet durch alle Stilrichtungen –, mit zwei kurzen Pausen. Der Saal tobte, das Brautpaar war glücklich.

      Doch jede Woche aufs Neue in irgendeinem Saal in irgendeinem Dorf für irgendeine Hochzeitsgesellschaft irgendwelche Chart-Hits zu singen, war geistig und kreativ gesehen einfach „leer“. Ich lernte zwar viel und wurde stimmlich stark. Denoch ging ich irgendwann am Stock. Ich ging weinend zu meinen Auftritten und kam weinend nach Hause. Ich fing an, gedanklich Wettbewerbe für das unvorteilhafteste Kleid an diesem Wochenende zu veranstalten und gab innerlich Noten für den hässlichsten Festsaal. Meine Aversion gegen das Fließbandgefühl, gegen den Verdacht eine austauschbare Gesangstöle zu sein, machte mich seelisch krank. Eines Tages verließ ich, eine Entschuldigung murmelnd und mich beim Publikum bedankend, die Bühne. Ich ließ ein paar verwunderte Kollegen zurück – doch sie fanden schnell eine neue Sängerin. Mir ging es schlagartig besser. Ich fühlte mich wieder als Mensch und das Singen war keine Qual mehr. Ich hatte meine Lieblingsbeschäftigung aus der Fließbandfalle gezogen. Das war die Rettung meines Sängerinnenglücks.

      Dies ist einer der Gründe, weshalb ich Menschen häufig rate, ihr Gesangshobby lieber nicht zum Beruf zu machen: Weil oft aus Spaß psychischer Druck wird.

      Sie lassen sich eben nicht erzwingen, die Liebe und die Freude am Singen.

      4. Menschen, die unter schweren Depressionen leiden, fühlen sich oft nicht mehr mit der Welt verbunden. Sie verlieren unter Umständen das positive Körpergefühl und den „Kontakt“ zu ihrem Atem. Diese Menschen haben dann häufig auch keine Kraft und keinen Atem, um singen zu können oder gar zu wollen.

      5. Vgl. Karl Adamek – „Singen als Lebenshilfe“. 4. Auflage, 2008, Seite 59-66. Positive Effekte des Singens, wie sie in subjektiven Berichten dargestellt werden, sind auch objektiv messbar. Dies zeigt sich in einem psychischen Leistungstest: Das Ergebnis ist eine höhere physische und psychische Leistung während des Singens/nach dem Singen.

      6. Karl Adamek – „Singen als Lebenshilfe“. 4. Auflage, 2008, Seite 205.

      7. Im dritten Teil dieses Buches beschreibe ich einige Methoden, die Dir dabei helfen, Dich mit Deinem eigenen Stimmklang vertraut zu machen.

       Wellen

      Atem

      Luft

      bringt

      meine Stimmbänder

      zum Schwingen

      Ton und

      Worte

      In Wellen

      schallen aus meinem Mund

      Kurz lang

      Kurz Stopp

      Lang

      Gesang

      Ein Wunder

      Aus Emotion und Klang

       Katzen schnurren und Menschen summen

      Was für Katzen das Schnurren ist, ist für Menschen das Summen. Die Schnurrtöne versetzen den gesamten Körper in Vibration.

      Die Resonanz, die dadurch im Körper verursacht wird, ist heilend und beruhigend. Katzen drücken damit Wohlbefinden und Zufriedenheit, aber auch Hunger, Angst oder Schmerz aus8. Katzenmütter schnurren sogar während der Geburt ihrer Katzenbabys, um den Schmerz zu lindern. Während Hunde und Menschen bei Knochenbrüchen winseln, nutzen Katzen diese körpereigene Ultraschalltherapie. Und das angeblich in der richtigen Frequenz, denn ihre verletzten Knochen heilen schneller als bei anderen Tieren oder gar Menschen.9

      Dieses Vibrieren im Kehlkopf setzt ebenso wie das Singen Glückshormone frei. Eine schnurrende Katze kann sich selbst, Artgenossen und Menschen beruhigen.

      Ich selbst habe die wunderliche Angewohnheit zu summen, wenn ich zum Beispiel Schmerzen habe oder im Krankenhaus eine unangenehme Spritze bekomme. Dieses Summen ist ähnlich dem Tönen, das Frauen unter der Geburt nahegelegt wird.

      Mit meinem Mini-Summkonzert habe ich schon viele Krankenschwestern zum Lachen gebracht. Irgendwann fiel mir auf, dass mich das Summen tatsächlich beruhigte. Vielleicht bin ich Catwoman?

      8. Heidi Bernauer-Münz von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz im Artikel: „Macht glücklich und gesund: Warum Katzen schnurren. www.insuedthueringen.de/leben/tiere/dpa/ tiere/berichte/art661172,5281977.

      9. Artikel: „Schnurren auf heilenden Frequenzen“ Der Grazer Mediziner Dr. Fritz Florian entwickelte ein Schnurr-Therapie-Gerät, das sowohl das Geräusch als auch die Vibration des Katzenschnurrens künstlich erzeugt. Das Gerät besteht aus einem Verstärker mit installierter Software und zwei sogenannten Schnurrkissen. Diese Kombination ermöglicht es, die Vibrationen des mit hochempfindlichen Mikrofonen aufgenommenen Katzenschnurrens über die Schnurrkissen an den Patienten weiterzugeben. Die Vibrationen sollen die Knochenbruchheilung verkürzen, die Knochenfestigkeit steigern und auch für Gelenke, Muskeln und Sehnen positive Effekte zeigen. Aber auch Patienten mit Asthma und Lungenerkrankungen kann das Schnurren helfen. www.medizin-und-technik.industrie. de/allgemein/schnurren-auf-heilenden-frequenzen.

       Die wandelbaren Gene

      Als meine Mutter mit mir schwanger war, trat sie mehrere Male als Sängerin in einem Musical auf. Leider ging die Produktion bankrott, aber das bewahrte sie immerhin vor einem ordinären Rausschmiss. In den ersten zwei Monaten der Schwangerschaft musste sie sich bereits Kommentare wie „Hey, Du da, Dritte von links, Du wirst ja immer fetter“ anhören. Mein Vater war ebenfalls Sänger und sang eigentlich den ganzen Tag vor sich hin oder probte neue Songs mit seiner Gitarre. So bekam ich schon im Mutterbauch sehr viele vokale Schwingungen zu spüren. Die Mutter meines Vaters war leider schon verstorben, aber hatte in den Dreißigern beim Radio in Amsterdam gesungen. Damals hatten viele Radiosender ihre eigenen kleinen Orchester und Sänger im Studio. Das Singen wurde mir also förmlich in die Wiege gelegt. Auch meine eigene Tochter ist absolut musikalisch und hat eine sehr schöne Gesangsstimme. Als sie noch in meinem Bauch war, habe ich sehr viel gesungen – sowohl beruflich als auch nur für sie. Später, als sie ein Baby und Kleinkind war, komponierte ich Liedchen für sie. So hatte sie ein eigenes Wiegenlied, ein Lied über all ihre Verwandten und ein Lied, das ihre Kuscheltiere besang.

      An der Stelle möchte ich eine wunderschöne Geschichte von einem ostafrikanischen Stamm vorstellen: Die Menschen in diesem Stamm glauben nämlich, dass der Tag der Zeugung eines Kindes dann gekommen ist, wenn die Mutter zum ersten Mal an ihr Kind denkt.10 Wenn sie weiß, dass sie mit ihrem Mann ein Kind bekommen möchte, lauscht sie in sich hinein, bis sie das Lied ihres zukünftigen Kindes quasi hören kann. Dann singt sie es dem werdenden Vater vor. Während sie Liebe machen, singen sie gemeinsam dieses Lied und laden die vorbestimmte Seele ihres zukünftigen Kindes ein, mit einzustimmen. Die Mutter singt dasselbe Lied während der Schwangerschaft und lehrt es die Hebammen. Bei der Geburt singen diese es wiederum gemeinsam für das Baby, sodass es sich auf Erden willkommen fühlt. Später lernen die Dorfbewohner das Lied ebenfalls, um es dem Kind vorzusingen, wenn sie es z. B. beruhigen wollen. Es wird auch bei Festen und Ritualen eingebunden, wie ein rückkehrendes Thema. Das Lied erklingt zudem zum Abschied, wenn die Person irgendwann stirbt. Sie wird damit in die andere Welt geleitet. Der Begriff „Lebenslied“ hat damit eine völlig neue Bedeutung bekommen.

      Das Vererben von Musikalität ist nicht selbstverständlich. „Nur“ 85 Prozent aller Kinder musikalischer Eltern sind ebenfalls musikalisch. Denn Kinder, die von musikalischen Eltern gefördert werden, scheinen sich selbstverständlicher ebenso zu entwickeln (Beispiel: die Familie Bach, Mozart usw.). Aus einem nichtmusikalischen Elternhaus sind 58 Prozent aller Kinder trotzdem musikalisch.11

      Dazu auch ein interessanter Ausschnitt aus einem Artikel in den Salzburger Nachrichten:

      „Jeder Mensch kann singen […]. Ein musikalischer Mensch kann zumeist auch richtig singen, wenn er übt. […] Allen Menschen aber ist gemein,