Eckhard Weise
Reisen der Sehnenden.
Im Kino, in Büchern, Bildern, in der Musik und anderswo
© 2020 Eckhard Weise
Lektorat: Susanne Hoffmann, Ramona Lichtblau
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback: 978-3-347-00317-0
Umschlagbild: Manfred Grund: „Heimweh“ (hemlängtan)
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Eckhard Weise
Reisen der Sehnenden.
Im Kino, in Büchern, Bildern, in der Musik und anderswo.
Roman der Facetten:
Kurzgeschichten, Erzählungen, Märchen, Novellen, Essays,
Gedichte, Causerien u.a.
Tredition-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I: A long, long way home …
Reisen in der Verdunkelung
Rosebud II
Zwischen Weimar und uns liegt Buchenwald
Preziosen mit Prognosen
Moonlightexpress
Statione Termini
Brescella
Warschau
Anderort
Reisen ins Verlassenwerden und Verlassen. Und ins Vergessen?
Wenn einer eine Reise tut, dann hat er etwas zu erzählen
Wer bin ich?
The long, long way home …
Kapitel II: Grenzfahrt
Die Vögel
Wollust
Liebeskummer
Ideenschmiede
Ahrenshoop im Garten vom Dornenhaus
Dinner for one
Lebenslänglich
Grenzfahrt
Fahrende Gesellen
Wird alles gut? I-IV
Fragen eines lesenden Soldaten
Geschichtsstunde
Der Zahn eines Löwen
Die Anschaffung
Eiliges Senryū
Sehr japanisch
Kapitel III: Verplaudereien
Das barfüßige Lächeln einer Sommernacht
Die Meerjungfrau
Mozalt
„Ich bin eine Dänemarkerin“, sagte die kecke junge attraktive Nadja Tiller zum nicht minder attraktiven Hans-Jörg Felmi im westdeutschen Wiederaufbaufilm „Wir Wunderkinder“.
I. Vedersø, oder sie bekamen die Fähre nicht
II. Hip, Hip, Hurah!
Verbietet Liebe nicht, Liebe zu verbieten?
Johanssens 2. Fall
Kapitel I: A long, long way home …
Reisen in der Verdunkelung
Von Moglis Schmusekurs und Nils Holgerssons Gänseflugbereitschaft eher gelangweilt kämpfe ich doch lieber mit Superman gegen King-Kong zur Errettung der weißen Frau, mit Hemingway gegen Stiere aus Spaß an der Fiesta, mit John Wayne gegen Nashörner, weil die womöglich schneller sind als Geländewagen.
Und weiter: was leg ich mich bloß ins Zeug zusammen mit Kapitän Ahab, Steven Spielberg, der malträtierten Melanie Daniels und ihrem überaus mutigen Freund Mitch Brenner, damit weiße Wale, weiße Haie und in Furien verwandelte Vögel uns nicht länger Gliedmaßen, Augen oder gar das Leben rauben dürfen.
Nein, nein, durchaus nicht von kleinen fröhlich trällernden und zwitschernden Kanarienvögel im goldenen Käfig ist länger die Rede.
Ja, ja, Edgar Allen Poes Vögel sind es, die frau und man zu tautologisieren neigt, schwarze Raben., die hämisch und durchtrieben auf pechschwarzen Starkstromkabeln hocken … ach quatsch: nicht hocken, sondern lauern auf den punktgenauen Moment für die brutalstmögliche Attacke!
Am Ethologen Adolf Remane geschult entdecke ich doch tatsächlich zögerliche Rabinnen darunter. Diplomatinnen vielleicht?
Durchaus? Womöglich schon.
Aber die traurigen Reste des einstigen Matriarchats werden bedrohlich umzingelt von testosterongesteuerten schwarzbefrackten Herren im Reiche der Schatten.
War da nicht noch was?
Ach ja, natürlich! Und nicht zuletzt gilt mein mithelfender emotionaler Einsatz vom gesicherten Sitzplatz aus der Bewahrung einer großen Liebe in Bodegabay, die durch die Eifersucht einer Königin der Nacht, Missis Brenner nämlich, die - gemäß der bekannten Deutung dieser allzu menschlichen Eigenschaft mit Eifer sucht, was Leiden schafft, danach trachtet, die aufkeimende Romanze womöglich im Keime zu ersticken.
Verstand der Meisterregisseur in seinem Horrorszenario vielleicht nicht den Ausbruch des ornithologischen Furors als Metapher für die Boshaftigkeit einer schwachen Witwe, die fürchtete, noch einmal den starken Mann an ihrer Seite zu verlieren?
Und übrigens apropos John Wayne: sich von seinen Schlachten gegen Tier wie Mensch begeistern zu lassen - wie lange in ferner Zukunft eigentlich noch wird man sich dafür schämen müssen? Im Hellen.
Rosebud II
Um Haaresbreite wäre es dem Pressezaren William Randolph Hearst gelungen, einen Jahrhundertfilm und die weitere Karriere eines Jahrhundertregisseurs nachhaltig zu beschädigen.
Wegen der unverblümten Kritik an einer anscheinend unbegrenzten Einflussnahme eines vordemokratischen Zeitungsmagnaten auf die Politik.
Wie wir alle zu wissen glaubten.
Das Leinwanddrama brachte den Meinungskonzern keineswegs ins Schwanken.
Gab es also für Hearsts Hass auf den Grünschnabel von der Ostküste, der die Frauen in Hollywood im Sturm eroberte, einen anderen – tiefergreifenden – Grund?
Das Kunstwerk hatte ein noch in engen Kreisen gehütetes Geheimnis Hearsts in alle Welt hinausposaunt, die romantische Bezeichnung, die der steinreiche uralte Herr seiner jungen nicht sonderlich treuen Geliebten, der Schauspielerin Marion Davis, einst zugehaucht haben muss, nämlich diejenige für ihre Klitoris!
Und die raunte nun sein Abbild, John Foster Kane, als letztes Wort, bevor er stirbt, in der Eröffnungsszene und prangte in schwarzen Lettern und einer stilisierten schwarzen Rosenknospe im Finale verbrennend und orakelhaft bleibend auf einer Studiorequisite, einem Schlitten . . . den sich übrigens „Citizen-Kane“-Verehrer Steven Spielberg später auf einer Auktion ersteigerte - im Glauben, es sei ein Unikat. Na, wenn der gewusst hätte! Aber das ist ja eine andere Geschichte.
(Und eine andere wäre, zwei Fragen