Marco Richter
Lenins Sohn
Vom Looser zum ( Lok-) Führer
© 2020 Marco Richter
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-05405-9 |
Hardcover: | 978-3-347-05406-6 |
e-Book: | 978-3-347-05407-3 |
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Titelfoto: Kohlekarikatur von Marco Richter also von mir selbst und im Besitz von mir selbst.
1 Lebe mit i…Liebe
2 …Und so ging alles los
3 Die erste Lüge…
4 So ein Gesülze…
5 Schulzeit…einem Hammerstart folgt eine schwere Zeit…
6 Mit dem Essen war das so eine Sache…
7 Der Anfang der Hoffnung war ein „Stripped“ und zwar von Depeche Mode
8 Lokführer, Offizier, Spion oder Metzger…
9 Lehrjahre sind keine Herrenjahre…
10 Vater werden ist nicht schwer…
11 Vom Romantiker zum Stalker…
12 Ron Jeremy, FC Bayern und ein Geist brachten mir das Leben zurück…
13 Erst kam Anfüte und Lukas, aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss… Silvia mein Eheweibchen…
14 …Ich hatte nur gerade eben mal ein bisschen Glück…
15 Da wo ich bin, ist vorne, denn jetzt bin ich Lokführer…
16 Nachwort…
1. Lebe mit i….Liebe
Es war ein Frühlingstag im April, um genau zu sein ein Montag, Montag der 22.04.1974. Die
Woche beginnt an diesem Tag. Genauso beginnt auch mein Leben an diesem Tag. Welch Ironie, Lenin ist auch am 22.04 geboren und nun ich. Ich, der Sohn von dem Mann, der in seinem Umkreis, wegen seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit dem großen kommunistischen Anführer der Oktoberrevolution in Russland des Jahres 1917, lästernd oder liebevoll Lenin genannt wird. Was für eine Bürde, was für eine Ehre, was für eine Last, was für eine Aufgabe, aber vor allem: was für ein Schicksal! Was wird nur aus diesem Leben einmal werden? Ein Revolutionär, vielleicht wie Lenin oder ein überfleißiger Fabrikarbeiter, wie meine Mutter, hoffentlich mit dem gleichen ansteckenden und unglaublich mitreisenden Humor, oder ein Lokführer, der Traum eines jeden kleinen Jungen. Naja, soviel kann ich jetzt schon sagen, ich bin, nach einem harten Weg, auf dem ich den Humor meiner Mutter immer im Gepäck hatte und der Revoluzzer immer in mir schlummerte, dann am Ende doch Lokführer geworden. Der Traum des kleinen Jungen ist am Ende Wirklichkeit und kein Traum mehr. Tja, im Grunde könnte ich das jetzt hier schon beenden. Der Anfang ist erzählt und das Ende auch...hm, was aber fehlt ist die Geschichte dazwischen. Zwischen G wie Geburt T wie Triebfahrzeugführer, liegt noch der Buchstabe L, wie LEBEN. Ok, und wie Liebe. Das ist eine Geschichte wie ich vom G zum T gekommen bin und zwischen drin ist mein L. L wie Leben oder Liebe. Leben, war da wirklich dazwischen, nicht immer einfach, aber es war zumindest ein Leben. Und was ist mit L wie Liebe. Naja Liebe habe ich immer gesucht beim L wie leben. Hatte oft das Gefühl, dass das i im Leben fehlt. Genau das ist es! Das i in meinem Leben fehlt. Also muss ich es vielleicht selbst einfügen. Wenn mir es schon keiner einfach so gibt. Cool, jetzt funktioniert es. Mit einem i im Leben, wird es dass, was ich oft vermisste: Lieben. Vielleicht muss ich ja wirklich alles selber machen. Sogar das i in mein Leben einfügen.... Aber ich merke es klappt. Jetzt wo ich selbst liebe gebe und somit das i selbst eingefügt habe, so dass ich lebe, ist mein Leben vollkommen, jetzt ist es nämlich Liebe. Perfekt!
Oliver Kahn sagte einmal " Wenn Du aufhörst etwas zu werden, fängst Du an nichts mehr zu sein...." . Dieser Spruch leitet mich genauso durch mein Leben, wie der meiner Oma " Marco, vielleicht wirst du nie der größte, beste oder schönste Mensch der Welt, aber eines gebe ich Dir mit auf deinen Weg, gib Dir immer Mühe, wenigstens ein kleines bisschen Mensch zu sein..."
Das versuche ich nun. Mit dem Humor meiner Mutter, den Gedanken des Revoluzzers Lenin, dem Fleiß eines Arbeiters, der Motivation von Oliver Kahn und der Erfahrung und Güte meiner Großmutter, versuche ich meinem Leben die Vollkommenheit zu geben. Damit mit i aus Leben, lieben wird. Somit das, was sich jeder Mensch wünscht. Das Leben ist nur perfekt mit i. .... Liebe!
2. ….Und so ging alles los
Es war einmal.... So geht meist alles los oder besser gesagt, so ging alles los.
Die DDR der frühen siebziger Jahre, die Reisefreiheit konnte man eigentlich nicht als solche bezeichnen. Es war sehr eingeschränkt, wie eigentlich viel im Leben einer jungen Arbeiterfamilie in den siebziger Jahren in der DDR. Einen Hoffnungsschimmer gab es aber doch. Der Geist. Der Geist war ziemlich frei, ähnlich freizügig wie der Umgang mit
Sexualität, FKK und Sport, konnte man sich doch bilden. Man durfte doch lesen und studieren was das Zeug hält. Die Bibliotheken waren offen und frei, und kostenlos zugänglich. So trug es sich zu, dass meine Mutter ein Buch über die Reisen und Abenteuer eines gewissen Marco Polo in Hände bekam. Die Geschichten über diesen Mann scheinen spannend geschrieben gewesen zu sein, denn Sie hat sie sprichwörtlich, förmlich verschlungen. Naja, kann man auch irgendwie verstehen. Da ist die Rede von jemand der die ganze Welt gesehen und bereist hat, also das, wovon eigentlich jeder junge Mensch so träumt, und das nicht nur in der DDR. Die Welt bereisen, Abenteuer erleben, andere Menschen und Kulturen kennen lernen, sich Wissen aneignen usw.... Und dann ist da die Rede von diesem Mann, der das Alles erlebt hat und dem es nach Wissen und Freiheit dürstet. Zu dem ein Italiener, dem quasi dolce Vita und Amore praktisch in die Wiege gelegt wurde, und dass nur allein mit seiner Geburt. Dann hat der noch diesen vielsagenden und wunderschön anzuhörenden Namen: Marco. Wow..., Marco, das klingt doch schon wie Italien, wie Freiheit, wie Abenteuer. Fast wie ein Orgasmus bei dem er gezeugt wurde, mit M wie ein sinnliches " Mmmmhhh..." am Anfang und mit o wie das genüssliche und befriedigende " oooahh" am Ende. Hammer, und dann durfte dieser Mann auch noch die ganze Welt sehen und bereisen und erleben. Also einfacher gesagt, frei sein. Alles das was ein junger DDR-Bürger in den frühen siebziger Jahren nicht hatte und sich so sehr wünschte. Vielleicht sogar sich danach sehnte. Jetzt hatte meine Mutter diese spannende Idee. Fast schon ein bisschen revoluzzerhaft, wie der große Lenin, sich gegen das System auflehnend. Wenn sie mal Kinder haben sollte, dann sollten sie, anders wie sie selbst, einmal die ganze Welt sehen dürfen, reisen, Abenteuer und Liebe erleben dürfen. Einfacher gesagt, frei sein. Deshalb nahm sie sich vor falls eines ihrer Kinder ein Junge sein sollte, möchte sie ihm eben diesen wohlklingenden Namen, dieses weltberühmten Italieners geben. Marco! Und so geschah es dann auch. Am 22.04.1974. Ein Montag. Die Woche beginnt genauso wie mein
Leben. Ein Klapsgeräusch ist zu hören im spärlich eingerichteten Kreissaal des Krankenhauses, im kleinen verschlafenen Örtchen Rodewisch, im romantisch malerisch gelegenen heimatverbundenen Vogtland. Doch anstatt dem zu erwartenden Babygeschrei, war fast so etwas wie ein leises Krächzen zu hören. "Ist irgendwas nicht in Ordnung mit dem Baby?"