“Danke Jens für diese herrliche Tour. Er lachte lauthals los und umarmte sie heftig, drückte dann seinen Unterleib an sie– sie spürte deutlich seine Erektion und seine zuckende Zunge fuhr in ihren Mund. Bevor sie ihm zwischen die Beine schlagen konnte, ließ er davon ab und griff sich an den Hals. Seine Ein-und Ausatmung wurde qualvoll pfeifend. “Was ist los?“
“Luft!“ Sie nahm das Handy und wählte die 112. Am Strand waren die Sanitäter schnell vor Ort. Sie setzten ihm eine Sauerstoffmaske auf. Als sie die geschwollenen Lippen sahen und gequälte Ein-und Ausatmungstöne hörten, gaben sie ihm unter die Haut eine Spritze mit Adrenalin und intravenös Cortison und ab ging es zur Klinik nur zwei Kilometer entfernt. Marie erfuhr über ihr Telefon, dass Jens auf der Intensivstation gelandet war. Sie besuchte ihn dort und war sichtlich erleichtert, als sie ihn nicht intubiert und sogar lächelnd im Bett sah. Bei ihrem Anblick schlug er die Augen nieder und weinte.
“Danke für deine schnelle Hilfe. Es war wirklich knapp. Hast du denn zuvor Fisch gegessen?“
“Ja warum?“
“Weil ich seit Jahren zunehmend heftiger darauf reagiere. So heftig war es aber noch nie. Ich hätte es dir sagen sollen und beim gemeinsamen Male nicht nur keinen Fisch bestellen sollen.“
“Jens nimm es als Schuss vor den Bug. Ich hätte dich aber auch vor mir warnen sollen. Wenn man eine Frau wie mich gierig bedrängt und küsst, kann sie zur giftigen Hexe werden. Du hast wirklich großes Glück gehabt, dass du noch lebst. Anaphylaxie kann wie ein unberechenbarer Virus tödlich enden.“ Er wurde blass und stammelte nur: “Marie- Verzeih mir bitte. Es war blöd von mir.“
Am nächsten Tag rief er sie mit fröhlicher Stimme an, dass sie weiter üben könnten.
”Du hast mich geheilt. Ich schwör dir, dass ich jetzt zur Vernunft gekommen bin. Wenn du willst, trinken wir nach dem Flug eine ganze Flasche Champagner! Schließlich bin ich dir ja einiges schuldig.“
“Du bist ja schnell darüber hinweg gekommen. Hoffentlich gibst du mir keine KO-Tropfen in das Getränk und vergewaltigst mich danach! Sorry, das ist jetzt aber nicht ernst gemeint.“
“Du hast recht. Psychische Heilung geschieht nicht in einem Tag. Doch ich bin mir sicher: Ich belästige dich garantiert nie mehr sexuell. Ob das auch für andere Frauen gilt, bin ich mir nicht so sicher. Da brauch ich wohl tatsächlich eine lange Psychoanalyse.“
“ Schade – ich glaubte schon an eine endgültige Wunderheilung. Aber die gibt es wohl nur im Märchen. In Zukunft aber Vorsicht! Einer Frau siehst du von außen nicht an, ob sie Fisch oder Fleisch gegessen hat. Ich selbst verzeih dir. Du bist jung, wahrscheinlich lernfähig und ich find dich einfach sympathisch. Du bist ein guter Lehrer.“
„Marie - Danke!“ Sie sah seine Tränen. Nach einer Woche konnte sie allein mit dem Schirm fliegen. Als Michael vom Kongress zurück kam, nahm sie ihn an den Strand mit, mietete einen Gleitschirm und flog jubelnd vor seinen staunenden Blicken über das Wattenmeer. Zurück flüsterte sie ihm ins Ohr: “Bin ich jetzt deine geheimnisvolle Meerjungfrau geworden?“
„Marie du bist einfach mein Lebenstraum. Weißt du was? Ich kaufe für uns sofort einen Schirm und du bringst mir das Fliegen bei.“
Von der Belästigung durch Jens erzählte ihm Marie nichts. Auch Meerjungfrauen haben ja schließlich ihre Geheimnisse.
2. Frühlingsträume - Erwachen im Sturm
Noch ahnen die stachligen Stämmchen und Triebe der Rosen nichts von ihrer roten erotischen Fülle, den samtenen Blütenblättern und der geheimnisvoll duftenden verborgenen Tiefe, nur von den langen Rüsseln der bunten Schmetterlinge erreichbar.
Sturmtief Cynthia oder Sabine wütet gerade ihren Zorn aus über das weite Land gierig nach Opfern. Die Rosenstämmchen die tapferen stemmen sich biegsam dem eisigen Winde entgegen, ein Kampf mit rhythmischem Nachgeben und stachliger Abwehr.
Der Kampf dauert nicht ewig und der nahende saftige Frühling gewährt ihnen Hoffnung und Siegesgewissheit über die eisigen Winde. Die Triebe der Stämmchen schlummern nicht wissend um ihr genetisch gesichertes Erbe und dem verborgenen Reichtum, der gelockt wird von den wärmenden und werbenden Strahlen der rosenfingrigen Eos.
Der Frühling ist nah, zaghafte fast schüchterne Zeichen von künftiger Fülle und Wachstum - ein erfüllbares Versprechen.
3. Lauschen und Spüren
Als Wanderer im nahenden Frühling saß ich still in einer Lichtung eines Waldes.
Mich störten keine Worte. Nur zwitschernde Vögel und huschende Geräusche in den wogenden Wipfeln der Bäume waren zu hören. Die bunten Schnäbel hatten sich ständig etwas zu sagen. Es klang friedlich, fröhlich und nicht einmal fordernd fast wie bei Liebenden.
Dann aber traf ich am Waldesrand auf Menschen, die saßen auf Bänken-- vor sich die Stimmung weckenden Krüge - Bierstimmung mit jähem und lautem Lachen aus den harten Gesichtern.
Warum aber waren ihre Stimmen nicht Neugierde erweckend wie die Laute der zwitschernden Vögel.
Haben wir die Filter verloren, um wieherndes Gelächter und Schnattern in Wohlklänge zu verwandeln? Selbst Pferde auf der Weide besitzen diese Wohlklang- weckenden Filter nicht nur die Stuten, wenn sie im Frühling das Liebeswiehern der Hengste vernehmen.
4. Frühlingsübergänge
Windraunen in den Zweigen der Bäume- die ersten Triebe schon knospend - ein Frühlingslächeln auf den Gesichtern der Menschen, schon Abschied nehmend vom kalten Wind und den beißenden Flocken des langen Winters. Die Frauen tauschten schon die wattierten Mäntel und wollenen Hüllen in luftige Blusen und trugen hellblaue flatternde Jacken, um die anmutigen Körper zu schützen.
Ich saß ganz still auf einem Bänkchen, das Gesicht der Sonne entgegen. Es gab ja nichts zu versäumen, denn die Zeit stand wie still, nicht vom Zeiger der Uhr diktiert, sondern vom Klang der Vogelstimmen, die morgens andere Melodien als abends erprobten. Oh wie liebte ich diese milde Luft und die Bläue am Himmel. Das schwindende Licht ließ mich hinübergleiten ins Traumland. Doch was für ein Erwachen aus lieblichen Träumen! Der Wind war jetzt grollend schmerzhaft und in der Luft tanzten nicht Schmetterlinge, sondern kreisende Schneeflocken vom graudunklen Himmel.
Eine Schneeflocke tanzte auf meine Nase unversehens und kalt. Der Wind drehte und blies jetzt die Flocken in mein verträumtes und erstauntes Gesicht.
Da blieb mir nur die Flucht. War es schon abends oder hatten wir erst spätnachmittägliche Stunde? Mein reflexhafter Blick galt wieder der Uhr- ein jähes Frühlingserwachen zurück in den Winter, der doch längst überwunden mir schien.
5. Frühlingssignale der Vögel
Es sind die Vögel und nicht der Kalender der Menschen, die mir den Frühling verkünden: Das helle Zwitschern, das unbändige Klopfen des Spechts und der Schrei der Wildgänse auf ihrem Wege nach Norden. Die Schnäbel recken sich in die kühle Luft und zwitschern unbekümmert in die Schneeflocken und die Kühle des Windes. Die Schwanzfedern zittern vor Ungeduld in Erwartung der Wärme des Frühlings. Sie glauben an die Schönheit der Liebe und die verführerische Form der Rosenblätter und ihrer betörenden Düfte. Die Singvögel können es schon spüren. Sie gleiten durch die sanften warmen Winde. Es fehlt ihnen die Ungeduld der heftig schlagenden Flügel der Turmfalken. Der Specht erprobt schon jetzt sein lautes Klopfen, um die Insekten und Larven zu locken.
Natürlich hört Frau Specht genau auf den Ton, ob dies auch der richtige Klopfer für ihr weiteres Leben sein kann. Die Hormone wecken die Lust zu leben und sich zu vermehren. Die Wärme lockt nach der dämpfenden Kälte des Winters sanft die Begierden des Frühlings.
6. Ausflug von Salerno nach Paestum
Oh singe mir Muse vom Land, das die alten Griechen und Römer bebauten. Paestum