5 lange und 7 kurze Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213164
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"Hör zu", sagte Brady. "So eine Safekombination herauszubekommen ist doch wirklich ein Kinderspiel." Sie saßen zusammen an der Hotelbar und genau in diesem Moment zog Gina die Augenbrauen zusammen. Dann nippte sie an ihrem Drink und meinte kühl: "Soll ich dir was sagen?

      Ich glaube, du bist ein Angeber, Brady!" Brady musterte sie mit seinen ruhigen braunen Augen. Über seinen Mund huschte ein nachsichtiges Lächeln. "Scheint so, als würdest du noch ein paar Tricks von mir lernen können!" meinte er dann. "Ich bin dafür, die Finger von der Sache zu lassen, Brady!" - "Gina!" - "Es ist mein Ernst", sagte sie.

      Ich habe kein gutes Gefühl dabei..."

      Brady beugte sich etwas vor und sprach mit gedämpfter Stimme. "Hast du dir die Leute angeschaut, die hier herumlaufen? Brillianten und volle Brieftaschen en gros. Wenn wir uns die einfach so durch die Lappen gehen lassen, sind wir selber Schuld!" Sie leerte ihr Glas und fragte dann mit spitzem Unterton: "Und wie soll dieses Kinderspiel aussehen?" - "Ganz einfach. Du weißt, was ein Diktiergerät ist!"

      "Sicher." - "Die besseren haben Sprechsteuerung, daß heißt sie schalten sich bei einem bestimmten Geräuschpegel automatisch ein. Man deponiert so ein Ding einfach im Hotelsafe und wenn der dann das nächste Mal geöffnet wird, zeichnet das Diktiergerät die Kombination so-zusagen auf. Man muß hinterher nur jeweils nachzählen, wie oft es knackt." Er lächelte über das ganze, breite Gesicht. "Wir brauchen nicht einmal Werkzeug für diesen Coup!" Sie seufzte. "Also meinetwegen", gab sie nach. "Aber dann ist erst einmal Schluß! Wir haben in letzter Zeit zu viele Dinger gedreht! Ich wollte nachher noch zum Friseur fahren. Da kann ich gleich bei einem Fachgeschäft vorbeige-hen und ein Diktiergerät besorgen." In Bradys Augen blitzte es jetzt. "Das habe ich bereits!" erklärte er. "Gib mir deine Handtasche. Dort werden wir es hineinlegen und dann zur Aufbewahrung geben!"

      *

      Am übernächsten Tag machte der Portier ein ziemlich hilfloses Gesicht, als er den aufgebrachten Hotelgästen zu beichten hatte, daß in der Nacht der Safe ausgeräumt worden war. "Wie ist denn so etwas möglich!" ereiferte sich ein dicklicher Herr und lief dabei puterrot an. "Ich habe Ihnen meine Wertsachen doch gegeben, damit sie bei Ihnen sicherer sind, als auf den Zimmern!" - "Es tut mir unendlich leid", stotterte der Portier und deutete dann auf den Mann neben sich. "Dies ist Inspektor Kelly vom Raubdezernat! Er wird alles wei-tere erläutern!" - "Wir sollten sehen, daß wir uns davonmachen!" murmelte indessen Gina an Brady gewandt. Die beiden hatten die Szenerie beobachtet und sich etwas genähert. Brady schüttelte den Kopf. "Wenn wir früher abreisen, machen wir uns nur verdächtig!" gab er zu be-denken. "Nein, wir können ganz ruhig bleiben, Gina!" Sie zuckte die Achseln. "Ich hoffe, daß du recht behältst!" Der Inspektor richtete noch ein paar beruhigende Worte an die Hotelgäste, aber natürlich konnte er damit deren Ärger nicht im mindesten besänftigen. Während des Nachmittags waren zwei uniformierte Beamte damit beschäftigt, die Personalien der Gäste aufzunehmen. Außerdem wurde eine Liste der gestohlenen Gegenstände angefertigt, was ziemlich viel Zeit in An-spruch nahm. Brady und Gina waren erst am frühen Abend an der Reihe.

      Der Beamte gab Gina die Handtasche und sagte: "Sagen Sie uns, ob etwas fehlt." Gina warf einen kurzen Blick hinein und sagte dann: "Nur das Bargeld. Aber das ist schlimm genug!" Gina versuchte ein betrof-fenes Gesicht zu machen. "Du warst schon eine bessere Schauspiele-rin" tadelte Brady sie später. Am nächsten Tag begann der Inspektor die Gäste einzeln zu vernehmen. "Die Polizei wird unweigerlich früher oder später auf uns stoßen", meinte Gina düster. "Wenn sie genauer nachbohren und feststellen, daß wir mit falschen Papieren reisen..." - "Wir können nichts tun", sagte Brady. "Am besten wir ver-halten uns still und unauffällig!" - "Ich habe gleich gesagt: Lassen wir die Finger davon!" ereiferte sich Gina. "Wir hätten uns vorher überlegen sollen, wie wir da herauskommen." Brady wurde jetzt ärger-lich. Aber er kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn einer der Pagen lief direkt auf Gina zu. "Ich suche Sie schon überall!" sagte er. "Sie möchten bitte in das Vernehmungszimmer von Inspektor Kelly kommen!" - "Jetzt wird es ernst", murmelte Gina. Die Befragung bei Inspektor Kelly ging auf Herz und Nieren und Gina war richtig erleichtert, als es vorbei war. "Ich glaube, er hat uns in Verdacht!" sagte sie hinterher zu Brady. Doch der tat das nur mit einer lässigen Handbewegung ab. "Warum immer alles so schwarz sehen?" meinte er.

      "Es wird alles glatt über die Bühne gehen. Glaub mir!" Gina war da weniger optimistisch."Und wenn nicht?"fragte sie zweifelnd. "Abwarten!" empfahl Brady. "Ein Kinderspiel, so wie du versprochen hast, war die Sache jedenfalls nicht!" Sie seufzte. "Wir sollten verschwinden. Wenn die unsere Fotos in der Verbrecherkartei finden, sind wir dran, Brady!" Brady nickte leicht. "Na, gut. Morgen früh fahren wir." - "Am liebsten wäre mir noch heute nacht!" rief Gina.

      "Damit es wie eine Flucht aussieht?" Brady schüttelte energisch den Kopf. "Nein, kommt nicht in Frage!" bestimmte er.

      Als sie am nächsten Morgen die Hotelrechnung bezahlten, war ein Portier an der Rezeption, den sie bisher noch nicht kennengelernt hatten. "Die Polizei wird hoffentlich nichts dagegen haben, wenn wir fahren", sagte Brady. "Nein, bestimmt nicht", erwiderte der Portier.

      "Wo ist denn Ihr Kollege? Ich glaube er heißt Norman. Wir würden uns nämlich gerne von ihm verabschieden." Der Portier beugte sich vor uns murmelte dann gedämpftem Tonfall: "Ich soll eigentlich nicht darüber sprechen, um den Verdächtigen nicht zu warnen,aber der Raub wurde inzwischen aufgeklärt." - "Was Sie nicht sagen", murmelte Brady.

      Gina wurde schon unruhig, während der Portier fortfuhr. "Ich habe gehört, wie der Inspektor mit einem seiner Leute sprach", berichtete er. "Ich weiß nicht, wie er es herausgekriegt hat, aber heute morgen in aller Frühe hat er meinen Kollege Norman verhaftet!" - "Nein!" machte Brady erstaunt. "Und der zweite Mann in diesem Gauner-Duo ist momentan auf einem Stadtbummel. Aber sobald er zurückkommt, ist er geliefert. Zwei Beamte warten auf ihn. Es ist übrigens der Herr von Nr.23..." Wenig später saßen Gina und Brady im Taxi und fuhren in Richtung Flughafen. "Ich bin froh, daß wir das hinter uns haben", sagte Brady erleichtert. Sie waren mit einem blauen Auge davongekommen. "Es war wirklich eine gute Idee, dem Inspektor das Band von unserem Diktiergerät zukommen zu lassen", meinte Gina und lächelte.

      Auf dem Band war nämlich neben einer Reihe von Knackgeräuschen auch noch ein kurzes Gespräch zwischen den beiden Männern zu hören, die Gina und Brady mit ihrem Coup zuvorgekommen waren.

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