Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: R. S. Stone
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212983
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und ich habe keine Waffe bei mir!, schoss es dem Bootsmann durch den Kopf, als er seine Hilflosigkeit in diesem Augenblick erkannte. Was für eine blöde Situation!

      Er wagte nicht, sich umzudrehen. Verstohlen warf er wieder einen Blick in den Spiegel. Cole Ketchum und seine Männer trieben die anderen an einen Tisch, zwangen sie, sich dort niederzusetzen.

      Das sind doch nicht alle, kam es dem Bootsmann in den Sinn. Wo, zur Hölle, sind die anderen Frauen?

      Noch hatte ihn keiner erkannt, niemand sah in seine Richtung. Goodnight hörte Cole Ketchums scharfe Stimme durch den Raum brüllen: »He, Barmann, wo finde ich einen Mann namens Alessandro Ameche?«

      Der schrullige Barmann hinterm Tresen öffnete gerade seinen Mund, als sich von einem der hinteren Tische ein hochgewachsener, gutgekleideter Mann erhob, der mit drei weiteren Männer bei einem Pokerspiel saß. Goodnight, der weiterhin alles durch den Spiegel beobachtete, erkannte einen Burschen mexikanischer Abstammung, mit einem sorgfältig gestutzten Vollbart und viel Pomade im schwarzen Haar, das sorgfältig in der Mitte gescheitelt war.

      Dieser Bursche wandte sich nun an Ketchum und dessen Truppe und ließ mit nasaler Stimme verlauten: »Ich bin Don Alessandro Ameche de Cordoba. Was wünschen Sie von mir, Señor?«

      Wieder war es Ketchums dröhnende Stimme, die an Eric Goodnights Ohren kratzte: »Kommen Sie doch bitte zu uns an den Tisch, Señor Ameche. Ich möchte Ihnen ein mächtig gutes Geschäft vorschlagen.«

      Goodnight beobachtete, wie sich der Beau mit einem entschuldigenden Kopfnicken von der Pokerrunde abwandte und zögernd in Cole Ketchums Richtung bewegte. Der Bootsmann beugte sich zum Barmann vor und winkte ihn mit ungeduldiger Geste zu sich heran.

      »Was denn, noch ein Bier, Mister?«

      »Nein. Komm näher ran! Ich will nicht, dass es alle mitkriegen!«

      Der Barmann gehorchte, Goodnight sprach so leise wie möglich in dessen abstehendes Segelohr hinein: »Du hast doch sicher ‘ne Schrotflinte unterm Tresen, oder?«

      »Ja, aber wieso wollen …«

      »Stell jetzt keine Fragen und hör gut zu. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, langst du hinunter und legst die Wumme so auf den Tresen, dass es keiner gleich sehen kann. Verstanden?«

      Der Barmann runzelte die Stirn. »Mister, ich verstehe nicht die Bohne.«

      »Verdammt noch mal! Tu, was ich dir sage. Ansonsten ist hier gleich mächtig die Hölle los! Auf dich kommt‘s jetzt an, Kumpel. Ich muss mich auf dich verlassen. Das da drüben sind Menschenjäger. Eine ganz üble Brut, sage ich dir. Also, was ist?«

      Goodnight sah, wie die Blicke des Barmannes zu Ketchums Truppe herüber wanderten.

      »Mister, ja, jetzt erkenne ich den einen Kerl. Das ist … Cole Ketchum, nicht wahr?«

      Der Bootsmann erlaubte sich ein zähnefletschendes Grinsen. »Hast du‘s nun also kapiert?«

      Der Barmann nickte, wenngleich auch etwas zögerlich.

      ***

      Alessandro Ameche de Cordoba strich über sein dünnes Oberlippenbärtchen, seine Blicke schweiften über die sitzenden Männer, dann zu den vier Frauen. Und als er sich Cole Ketchum zuwandte, lag keineswegs auch nur die Spur von Begeisterung in seinem Gesicht.

      »Señor Ketchum, glauben Sie allen Ernstes, dass ich diese Gentlemen zur Minenarbeit einsetzen könnte? Und diese Frauen?« Er rümpfte die Nase und winkte sogleich mit arroganter Geste ab. »No, Señor, der Vorschlag ist so unattraktiv wie ein Stück trockenes Brot, wenn Sie mir diese Bemerkung erlauben, Mit denen ist doch wirklich nicht viel los.«

      Cole Ketchums Augen verdunkelten sich. Was bildete sich dieser arrogante Fatzke eigentlich ein? Etwa, dass sich ein Mann wie Cole Ketchum umsonst die Mühe gemacht hat, einen Haufen Männer und Frauen durch die Gegend zu fahren, um dann von einem aufgeblasenen Gecken verhöhnt zu werden?

      Zur Hölle mit diesem Kerl. Am liebsten hätte er dem Neffen von Don Miguel Ameche tüchtig eins übergebrannt. Nun, er tat es nicht. Es wäre sicherlich schlecht für die weitere geschäftliche Verbindung. Cole zwang sich stattdessen zu einem süffisanten Lächeln, das eher wie ein verzerrtes Grinsen wirkte.

      »Ich bitte Sie, Señor Ameche. Ihr Onkel war voller Zuversicht, dass Sie für diese Herrschaften hier eine Verwendung finden würden.«

      Alessandro Ameche setzte zu einer Antwort an, die unausgesprochen blieb. In diesem Augenblick flogen die Schwingtüren auf. Eine Frau stürmte herein.

      Cole erkannte sie sofort.

      Valentine Ferreira!

      Sie sah alles andere danach aus, als hätte sie einen gemütlichen Spaziertritt hinter sich. Ihr hübsches Gesicht war bleich, viel bleicher als sonst, nur die Wangen waren vom scharfen Nachtwind gerötet. Das schwarze Haar hing völlig zerzaust an ihr herab. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, umfasste mit beiden Händen seinen Hemdkragen und schrie ihn mit überschnappender Stimme an: »Cole! Die Ranger sind gekommen und über uns hergefallen. Wir … wir hatten keine Chance! Brad ist tot! Viele der Mannschaft auch, und Don Ameche ebenfalls! Lass alles stehen und liegen und komm! Die werden jetzt auf dem Weg hierher sein! Wir müssen uns ins Sicherheit bringen. Uns verstecken. Und dann musst du Brad rächen! Hörst du? Deinen Bruder! Meinen Geliebten! Los, komm!« Sie war wie von Sinnen, trommelte mit ihren Fäusten gegen seine Brust.

      Mit einer einzigen Handbewegung schleuderte Cole Ketchum sie von sich. Dann stand er da, mitten im Raum und schüttelte den Kopf. So, als könne er ihre Worte nicht begreifen.

      Im Saloon war es still.

      Mucksmäuschenstill.

      Das änderte sich schlagartig, als plötzlich wieder die Schwingtüren nach innen flogen und mit lautem Krachen gegen die Bretterwand schlugen.

      Brazos McCord kam herein, in der Rechten den langläufigen Remington haltend. In seinem Gesicht zeigte sich die erbarmungslose Härte eines Mannes, der bereit war, die Hölle loszulassen.

      »Lasst schön die Finger von den Krachern! Macht keine Mätzchen! Hände nach oben!«

      Valentine stieß einen schrillen, hasserfüllten Aufschrei aus, und Cole Ketchums Augen weiteten sich. Er hatte die erste Überraschung noch nicht verdaut, bekam jetzt die nächste.

      »Brazos McCord!«, kam es voller Hass. Es klang wie ein bitterböser Fluch.

      »Schön, dich wiederzusehen, Cole. Diesmal passe ich besser auf, dass du mir noch mal durch die Lappen gehst. Kannst dich drauf verlassen. Und jetzt hoch mit den Flossen. Wird‘s bald? Nochmal sage ich‘s dir nicht, Freundchen.«

      Cole Ketchum dachte nicht Im Traum daran. Ganz im Gegenteil.

      »Fahr zur Hölle, dreckiger Ranger!«, schrie er, und seine Hände fuhren zu den Colts.

      Brazos McCord ahnte, dass ein Mann wie Cole Ketchum es versuchen würde, und reagierte pfeilschnell. Mit einem Satz warf er sich zur Seite. Ketchum hatte seine Waffen aus den Holstern gerissen und feuerte mehrere Schüsse gleichzeitig ab. Die Geschosse jaulten haarscharf über Brazos McCord hinweg und schlugen ins berstende Holz der Schwingtüren und fetzten Holzspäne heraus. Noch während seine Schulter den schmutzigen Bretterboden berührte, spürte Brazos den Rückstoß seines Remingtons in der Faust. Er sah Cole Ketchum nach hinten taumeln, dabei immer wieder feuernd. Eine Kugel hämmerte in den Boden, kaum einen Zollbreit von Brazos‘ Gesicht entfernt. Zwei weitere schrammten dicht über seinen Rücken hinweg. Er spürte sie wie zwei aufeinanderfolgende Peitschenhiebe, während die Kugeln ins Fenster schlugen und es auseinandersprengten.

      Der ohrenbetäubende Knall einer Schrotflinte dröhnte in seinen Ohren und erfüllte den ganzen Raum. Schreie folgten, Stühle scharrten über dem Boden. Aber das registrierte er nur am Rande, während er mehrmals den Rückschlag seines Remingtons spürte. Flammenblitze schlugen in Cole Ketchums Richtung.

      Durch