„Neo“ an der Ökologie ist, dass sie Nachhaltigkeit und Effizienz in allen Bereichen bedeutet: In der Finanzwirtschaft ebenso wie im Städtebau, in Mobilitätskonzepten oder im Konsum. Was in den vergangenen Jahrzehnten eher eine Beschäftigung für elitäre Minderheiten war, wird jetzt zum Mainstream.
Der Megatrend Klimawandel wird Märkte und Konsumverhalten deutlich verändern. Das Beispiel Automobilindustrie mit dem Umbau zur E-Mobilität zeigt, dass dieser Wandel zahlreiche Risiken insbesondere für Arbeitsplätze enthält. Andererseits wird die Industrie vom Wandel der Märkte auch profitieren, weil die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien steigen wird. Fazit: Klimawandel ist der wichtigste Megatrend, den wir beherrschen müssen, wenn wir nicht auf eine ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Katastrophe zusteuern wollen. Angesichts des weltweit fortschreitenden Klimawandels und der bisher geringen internationalen Erfolge beim Gegensteuern hat die Staatengemeinschaft eine Herkulesaufgabe zu bewältigen.
Neue Arbeitswelt
Die Arbeitswelt wird künftig noch anspruchsvoller, das Tempo wird noch einmal erhöht.20 Die Digitalisierung schreitet rasant voran. Viele heutige Routinearbeitsplätze werden künftig wegfallen. Beschäftigte müssen noch mehr wissen und können. Gefragt ist Problemlösungskompetenz. In der Industriearbeit und in anderen Bereichen werden Roboter und Menschen künftig sehr eng zusammenarbeiten. Viele Dienstleistungsberufe geben weniger gut ausgebildeten Menschen auch künftig Chancen. Auch entstehen völlig neue Berufe und Berufsbilder, besonders in den Sektoren Freizeit, Erholung und Gesundheit oder in technologischen Feldern. Wichtig für die Zukunft am Standort Deutschland ist die Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Gefragt sind Innovationen, neue Produkte und Dienstleistungen und neue Märkte.
Unsere künftige Arbeitswelt wird – so der international angesehene Physiker Michio Kaku - in Verlierer und Gewinner aufgeteilt.21 Verlierer werden diejenigen sein, die rein repetitive Aufgaben erledigen. In der Vergangenheit waren das bereits Fließbandarbeiter in der Automobilindustrie, künftig werden dies nach Auffassung von Michio Kaku vermehrt Makler, Buchhalter, Verkäufer oder Kassierer sein.
Zu den Gewinnern gehören Wissenschaftler oder Kreative, aber auch zum Beispiel Polizisten oder Installateure, die nichtrepetitive Aufgaben erfüllen, die auf absehbare Zeit nicht durch Computer oder Roboter ersetzt werden können. Generell gilt: Diejenigen Menschen haben gute Zukunftsaussichten, die den Wert ihrer Arbeit erhöhen und die kreativ sind.
Dazu zählen unter anderen Künstler, Schauspieler, Softwareschreiber, Journalisten, Führungspersönlichkeiten, Analytiker und Wissenschaftler, aber auch Menschen, die sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigen.22
Die künftige Arbeitswelt wird flexibler. Den einen lebenslangen Job wird es nicht mehr geben. Arbeiten in Projekten, für wechselnde Arbeitgeber oder in unternehmensübergreifenden Projekten gewinnen an Bedeutung.
Auch von zwei wichtigen Aspekten wird die Arbeitswelt von morgen geprägt sein: Die Arbeitswelt wird weiblicher und die älteren Beschäftigten werden stärker gebraucht.23 Frauen sind immer besser qualifiziert und bauen ihre bisherige Benachteiligung gegenüber männlichen Kollegen Schritt für Schritt ab. Bei älteren Beschäftigten tritt in vielen Betrieben der Jugendwahn früherer Jahre wieder hinter eine realistische Beurteilung der Qualitäten und Kompetenzen der älteren Arbeitnehmer zurück.
Gesundheit
Dass unsere Gesundheit an erster Stelle steht, hat uns 2020 die CoronaPandemie drastisch vor Augen geführt. Der Megatrend Gesundheit verknüpft psychische und physische Dimensionen immer enger.24 Gesundheit und Zufriedenheit verschmelzen. Zur Gesundheit gehört auch eine gesunde Umwelt mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Mehr Selbstverantwortung und ein bewussterer Umgang mit der eigenen Gesundheit rücken in den Vordergrund.
Eine alternde Bevölkerung erzeugt einen Wertewandel hin zu mehr Gesundheitsvorsorge und einem aktiveren körperlichen Verhalten. Zufrieden, vital und gesund in einer gesunden Umwelt alt werden, gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Der Gesundheitssektor wächst zu einem Kernsektor der künftigen Wirtschaft heran. Neue Märkte expandieren: vom neuen Fitness-Urlaub, über Feng-Shui-Architektur bis hin zum Health-Food. In Deutschland nutzt fast jeder zweite Smartphone-Nutzer Apps zum Thema Gesundheit und Fitness.25 Diese Apps auf dem Smartphone und Fitnessarmbänder oder Fitnessuhren helfen, um Blutwerte, Herzfrequenzen, Körpergewicht und vieles mehr zu kontrollieren. Die präventive Selbstoptimierung der eigenen Gesundheit wird immer wichtiger.
Eine nachhaltig gesunde Umwelt ist auf eine neue Ressourcen- und Energieproduktivität angewiesen. Hier können zum Beispiel Nano- und Biotechnologie wichtige Beiträge leisten. Denn durch innovative Materialien und neue Prozesse können sie in vielen Bereichen für einen ressourcen- und energieschonenden Verbrauch und damit auch für eine gesündere Umwelt sorgen.
Große Bedeutung kommt künftig auch der Personalisierten Medizin zu.26 Voraussetzung dafür sind weitere Erfolge bei der Aufschlüsselung des menschlichen Genoms. Nach einer hochspezifischen Diagnose können Patienten unter Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen künftig deutlich präziser entsprechend ihrer individuellen molekularen Signatur behandelt werden. Die bessere medizinische Versorgung kann zusammen mit verbesserten Lebensumständen, rückläufigen Raucherquoten und geringerem Alkoholkonsum zu einem erkennbaren Anstieg der Lebenserwartung führen.
4 Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert; 2. Aufl., München 2018, S. 11
5 John Naisbitt: Megatrends: Ten New Directions Transforming Our Lives, New York 1982
6 Vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: Neue UN-Projektionen: Weltbevölkerung wächst bis 2050 auf 9,7 Milliarden Menschen, unter: https://www.dsw.org/neue-un-pro-jektionen-2019/ [Stand: 12.2.2020]
7 https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisie-rung/52702/bevoelkerung-nach-regionen [Stand: 12.2.2020]
8 Vgl. dazu und im Folgenden: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung im Wandel. Annahmen und Ergebnisse der 14. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 27. Juni 2019, S. 17 ff.
9 Vgl. auch: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelke-rung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/ inhalt.html#sprg229094 [Stand: 12.2.2020] Sowie: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung im Wandel. Annahmen und Ergebnisse der 14. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 27. Juni 2019, S. 37 ff.
10 Zum Thema Globalisierung vgl. zum Beispiel: Bundeszentrale für politische Bildung: Globalisierung. Zahlen und Fakten, unter: https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/ [Stand: 12.2.2020]
11 https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52515/weltspra-che [Stand: 12.2.2020]
12 https://de.statista.com/themen/42/internet/[Stand: 12.2.2020]
13 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36146/umfrage/anzahl-der-in-ternetnutzer-in-deutschland-seit-1997/ [Stand: 12.2.2020]
14 Dietrich Mittler: Erster Coronavirus-Fall in Deutschland bestätigt, unter: https://www.sueddeutsche.de/bayern/coronavirus-deutschland-landsberg-starnberg-1.4774589 [Stand: 27.3.2020]; sowie: Carolin Fries: So ist die Stimmung in der Webasto-Zentrale, unter: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starn-berg/bayern-coronavirus-webasto-starnberg-1.4774686 [Stand: 27.3.2020]