Fazit nach Homeschooling-Tag Nr. 2:
Scheiß auf Frühblüher-Arbeitsblätter. Mein Kind
kann jetzt „Corona ist doof“ schreiben.
Tag 3
Liebes Corona-Tagebuch,
bereits an Tag 3 brechen wir mit unserem Rhythmus. Ich muss dringend arbeiten und den Offtext für eine Kochsendung schreiben. Der Mann hat eine ganztägige Telefonkonferenz mit und nach Weißgottwohin und deswegen irgendwo im Haus ganz fest die Tür hinter sich zugemacht. Mit seiner Rückkehr ist frühestens um 17 Uhr zu rechnen. Da das mit meiner Abgabe zusammenfällt, sitze ich mit Laptop und Kopfhörern am Küchentresen, während das Kind eigenständig fehlende Vokale auf einem Arbeitsblatt eintragen soll.
Nach der drölfzigsten Nachfrage bin ich immer noch beim Texten des Openers und muss einsehen: So geht es nicht weiter. Pädagogisch völlig unwertvoll und mit mehreren Ankündigungen, das sei jetzt die absolute Ausnahme, geht um 11 Uhr am Morgen der Fernseher an. Doch das unterschwellige „Alarm, es kommt ein Notruf an, Feuerwehrmann Sam ist unser Mann …“ sorgt für fehlende Konzentration meinerseits. Außerdem ist die Neugier des Kindes geweckt, schließlich schaue ich ja auch Fernsehen und werde dafür auch noch bezahlt.
Nur wenige Minuten später hat er sich häuslich neben mir niedergelassen, meine Kopfhörer ausgestöpselt und lässt sich von meinem Lieblingsfernsehkoch in die Geheimnisse eines guten Risottos einweihen. Dass ich immer wieder hin und her springe, um die freien Textstrecken mit sinnvollem Inhalt zu füllen, nervt ihn zwar, nach einiger Zeit hilft er aber sogar beim Texten, in der Hoffnung, dass es dann schneller geht. Das klappt zwar nur bedingt, am Ende kann ich aber meine Abgabe einhalten. Zudem weiß das Kind jetzt, was Sous-Vide-Garen ist und kennt den Unterschied zwischen Blanchieren und Dämpfen. Meine spätere Schwiegertochter wird es mir bestimmt danken.
Fazit nach Homeschooling-Tag Nr. 3:
Texten für Reportage und Doku-Soap in den Lehrplan aufgenommen und entschieden: Wenn dieser ganze Wahnsinn vorbei ist, stelle ich das Kind als 450 Euro-Kraft ein.
Tag 4
Liebes Corona-Tagebuch,
wir haben eine Mail mit Zusatzaufgaben bekommen, die extrem mit meinem Zeitplan kollidieren. Eine dieser Aufgaben beschränkt sich nämlich nicht mehr nur auf den Vormittag bzw. auf die Zeit, die wir für Homeschooling verwenden möchten, sondern muss über den Tag verteilt erledigt werden.
Wir sollen nämlich das Wetter beobachten. Morgens, mittags und abends. Das muss das Kind dann aufmalen. Eine ganze Woche lang. (Spoiler: Am Ende der Woche hat das Kind im Montagmorgen-Feld eine Sonne mit zwei Wolken gemalt.)
Mein Handy piept erneut. Wieder die Schule mit einer weiteren Aufgabe. Wir sollen spazieren gehen, Blumen sammeln, pressen und eine Collage machen. Ich werfe einen Blick in den Garten und auf den nur eine Stunde vor diesem Arbeitsauftrag gemähten Rasen. Verdammt! Die Gänseblümchen, die jetzt in der Biotonne liegen, hätten mir den Gang ins Feld erspart.
Egal. Ist ja noch eine Woche Zeit. Da wächst bestimmt noch einiges nach.
Fazit nach Homeschooling-Tag Nr. 4:
Das Kind bekommt mehr Emails aus der Schule als ich von meinen Auftraggebern. Die Machtverschiebung ist in vollem Gange.
Tag 5
Liebes Corona-Tagebuch,
es ist Freitag und das bedeutet: Uns steht das erste Wochenende im Homeschooling bevor. Die Nerven liegen auf beiden Seiten blank, von Rhythmus keine Spur. Alle Vorschläge meinerseits, den Unterrichtsstoff mit Online-Lernprogrammen oder selbst aus dem Internet geholten Arbeitsblättern zu pimpen, werden radikal abgelehnt. Mit dem guten Vorsatz: Ab Montag ticken hier die Uhren anders, starten wir ins erste Isolations-Wochenende.
Satz des Tages an Homeschooling-Tag Nr. 5:
„Mama, ich kündige.“ Ich recherchiere jetzt mal, wo es am Wochenende ein Führungskräfte-Deeskalations-Seminar gibt, um die Kuh bis Montag wieder vom Eis zu holen.
Tag 6
Liebes Corona-Tagebuch,
irgendwie fühlt sich ein Samstag gar nicht an wie ein Samstag, wenn man das Haus von Montag bis Freitag nicht verlassen hat. Das Kind spricht es zwar nicht aus, aber da ich ihn heute nicht mit Homeschooling behellige, ist er fest überzeugt: Er hat die gestrige Diskussion als Sieger verlassen und Muddi ihre Lehrerinnen-Ambitionen ad acta gelegt. Haha, wenn der wüsste …!
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