Ein Sattel zuviel. Larry Lash. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Larry Lash
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745211443
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Bruder Rod schleppte sich zu seinem Lager zurück. Als ich bei ihm war, sagte er:

       Du hast deine Rolle ausgezeichnet gespielt, Susan. Das hat dich vor dem Schlimmsten bewahrt. Aber verlass dich drauf, Novelle kommt wieder.

      Lass uns fliehen!, bat ich.

      Rod nickte.

      Ja, stimmte er zu. Ich werde die Zähne zusammenbeißen. Hol meinen Revolver und schau nach, ob noch genügend Munition im Schrank ist. Lösch das Licht und beobachte die Straße, ohne dass man dich von draußen sehen kann.

       Wirst du durchhalten, Rod?

      Mit deiner Hilfe sicher, erwiderte er.

      Ich wusste, dass die Wunde Rod unsägliche Schmerzen bereiten musste. Sein Gesicht verriet es deutlich. Aber bleiben konnten wir nicht, dass stand fest. Wir mussten die Flucht wagen.

      Durch die Türen kommen wir nicht ungesehen, erklärte Rod. Wir müssen durch den Keller. Ich habe ihn mir gut angesehen. Es gibt dort einen Gang, der zum Nachbarhaus führt. So könnte es uns gelingen, von hier fortzukommen. Geh jetzt vom Fenster weg und mach das Licht wieder an.

      Ich hatte in der Toreinfahrt des gegenüberliegenden Hauses zwei Gestalten schwach erkennen können. Deutlich hatte ich das Aufglühen ihrer Zigaretten gesehen.

      Ich kenne sie, erklärte Rod. Sie sind zu allem fähig. Ich begreife mich selbst nicht mehr, warum ich ihr Partner werden konnte. Aber das ist jetzt vorbei. – Ist die Luft auf dem Flur rein?

      Ich konnte nichts Verdächtiges bemerken.

      Dann komm, sagte mein Bruder. Das Licht lassen wir an.

      Ich raffte nur das Notwendigste zusammen, dann brachen wir auf. Rod legte den Arm um mich, um besser gehen zu können. Der Schweiß brach ihm aus. Die Schmerzen mussten ihm fürchterlich zusetzen. Dass er es dennoch wagte, wird mir immer rätselhaft bleiben. Jeder andere hätte es wohl gar nicht erst versucht und hätte die Dinge an sich herankommen lassen. Rods Gesicht war leichenblass, und nur seine Augen funkelten. Er versuchte sogar zu lächeln.

      Ich selbst spürte kaum, dass sich Rod auf mich stützte. Mir gellte noch immer Novelles Lachen in den Ohren, und meine Wangen brannten von seinen niederträchtigen Schlägen. Auch ich wollte weg, fort von dem Ort der Demütigung und Erniedrigung. Ich wollte wieder frei sein, nicht mehr eingesponnen in das Netz von Gemeinheit und Verbrechen.

      Wir schafften es, in den Keller zu kommen, ohne dass uns die übrigen Hausbewohner bemerkten. Dabei stand ich tausend Ängste und Qualen aus. Immer wieder erschreckten uns die Geräusche, die hinter den Türen zu hören waren. Ich wurde erst ruhiger, als wir im Keller angelangt waren und den Verbindungsgang zum anderen Haus erreichten. Rod musste sich erst ausruhen, ehe es weiterging. Wir konnten unbemerkt aus dem Nachbarhaus entkommen. Wir setzten unseren Weg durch Seitenstraßen fort. Rod stützte sich schwer auf mich. Er befand sich in einem Zustand, den ich als schlafwandlerisch bezeichnen möchte. Wenn ich ihn ansprach, bekam ich keine Antwort.

      Im Morgengrauen versteckten wir uns in einem alten Weinkeller zwischen vermoderten Fässern. Wir glaubten uns bereits gerettet, und das stärkte unsere Widerstandskraft und hob unseren Mut. Die Stunden verstrichen. Gegen Mittag bat mich Rod, Ausschau zu halten. Sein Zustand hatte sich verschlechtert. Fieberschauer schüttelten seinen geschwächten Körper.

      Ich hätte mich nie mit Novelle einlassen dürfen! Er haderte mit sich selbst. Susan, geh und sieh nach, ob man uns verfolgt.

      Ich gab meinem Bruder zu verstehen, dass man uns bestimmt schon aufgespürt hätte, wenn man uns suchte. Mir war es klar, dass wir hier nicht lange bleiben konnten, höchstens ein oder zwei Tage. Ich wollte mich aufmachen, um etwas zu essen zu besorgen.

      Es geht mir nicht gut, klagte Rod. Mein verletztes Bein ist wie ein Bleiklumpen. Es brennt

       wie eine einzige Flamme, die meinen Körper durchrast. Es ist kaum auszuhalten. Ich werde wohl doch einen Doc brauchen, Susan.

       Ich hole ihn.

      Nein, es geht nicht, widersprach er.

       Doch, ich werde es versuchen, Rod. Du musst am Leben bleiben. Was du auch immer getan hast, es ist nicht so wichtig.

       Ich habe ausgespielt, Susan.

      Rod winkte mir, mich zu entfernen. Seinen Blick werde ich nie vergessen. Es war ein eigentümlicher Blick. Alles in mir drängte danach, zu bleiben, mein Verstand jedoch sagte mir, dass wir zuerst etwas zu essen haben müssten, und das gab den Ausschlag.“

      „Susan, du bist mitten in der Hölle gewesen“, sagte Sam Perry leise zu seiner Frau. „Was hast du nur durchmachen müssen! Wie ging es dann weiter?“

      Susan strich sich das Haar aus der Stirn. Die beiden Männer sahen deutlich, wie erregt sie war. Die Vergangenheit war in ihr lebendig und bedrückte sie noch jetzt.

      „Ich habe etwas zu essen besorgen können“, fuhr sie unvermittelt fort. „Aber als ich zu Rod zurückkam, war er tot. Ich weiß nicht, was dann geschah, doch als ich wieder zu mir kam, war ich in fremder Umgebung. Man hatte mich in ein Hospital gebracht. Ich wurde rasch wieder gesund und nahm nach meiner Entlassung eine andere Stellung an. Die alte wagte ich aus Angst vor Novelle nicht wieder anzutreten. Meinen Bruder hatte man beerdigt, nachdem man uns gefunden hatte. Vorsichtig erkundigte ich mich nach Novelle und erfuhr einiges über seine Lebensgewohnheiten. Ich hörte, dass er mich suchte. Einige Zeit später lernte ich dich kennen, Sam. Du brachtest mich aus der Stadt heraus. Ich habe bisher geglaubt, dass mit der weiten Entfernung von der Stadt auch die Schatten der Vergangenheit verschwinden würden, aber ich habe mich wohl geirrt.“ Susan verstummte und sagte dann leise: „Jetzt ist die Angst wieder da, Sam.“

      „Du brauchst keine Angst mehr zu haben, Susan. Novelle kann uns nicht erschüttern. Wir, mein Vater und ich, werden dich schützen. – Reitest du jetzt los, Dad?“

      „Ja, mein Junge“, nickte Dan Perry. „Susan, halte den Kopf hoch! Du bist nicht allein. Denk auch an deinen Jungen, er braucht dich.“

      Dan Perry winkte aufmunternd und verließ die Wohnhalle.

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