Duftapotheke Bundle. Bände 1-3. Anna Ruhe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna Ruhe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Детские приключения
Год издания: 0
isbn: 9783401809168
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      In Gedanken jubelte ich. Sobald der alte Gärtner außer Reichweite war, schlich ich mich zum Eingang und versuchte, den Schlüssel in das gusseiserne Schlüsselloch zu stecken. Aber er passte nicht. Außerdem war die Tür mit einer Kette und einem zweiten Schloss verschlossen.

      Geknickt, dass ich mich getäuscht hatte, umrundete ich ein letztes Mal das Gewächshaus und bemerkte, dass sich die Glasscheiben wie Fenster nach innen öffneten. Auf der Suche nach einer, die nicht verriegelt war, drückte ich mich gegen jede einzelne Scheibe, bis endlich eine nachgab und sich aufschieben ließ. Vorsichtig quetschte ich mich durch den Spalt und kletterte ins Gewächshaus hinein.

      Zwischen den Pflanzenkübeln und Beeten sah ich mich um. Es war immer noch wunderschön hier. Langsam ging ich zwischen den endlosen grünen Feldern hindurch. Ein paar Blüten kannte ich sogar. Hier wuchsen Veilchen, weiße Lilien, Orchideen und Vergissmeinnicht. Das Gewächshaus war kaum zu überblicken, so riesig und neblig war es. Und jetzt, so ganz allein, bildete sich doch eine Gänsehaut auf meinen Armen und mulmig war mir auch. Was ich wohl entdecken würde, wenn ich herausfand, wozu dieser Schlüssel gehörte?

      Ich atmete die vielen ungewohnten Gerüche ein, die die Pflanzen verströmten. In einem Beet, das bestimmt fünf Meter lang war, wuchs ausschließlich Lavendel. Ich ging dicht daran vorbei und strich mit meiner Hand durch die lila Blüten. Der kräftige Kräuterduft stieg dadurch noch intensiver aus den Pflanzen auf.

      »Luzie? Bist du hier irgendwo?« Mats’ Rufen riss mich aus meinen Gedanken. Er stand draußen vor dem Gewächshaus und versuchte, durch die beschlagenen Scheiben hineinzuspähen.

      »Hier bin ich! Hier drinnen.« Ich suchte nach dem Fenster, das sich öffnen ließ, und schob meinen Arm hindurch, um Mats zu winken. Benno folgte ihm natürlich auf Schritt und Tritt.

      »Wusste ich’s doch. Ich hab Willem weggehen sehen und dich nirgends mit einem Telefon entdeckt. Was machst du da?« Mats funkelte mich an. »Was, wenn er dich erwischt?«

      Ich verzog etwas genervt das Gesicht.»Was soll schon sein? Es ist doch nur ein Gewächshaus! Na los, kommt rein!«

      Mats zögerte. Aber Benno kletterte längst durch die Öffnung, hing allerdings im Nullkommanix mit seinen kurzen Beinen in der Luft. Mats grummelte vor sich hin und half ihm. Dann schob er sich hinterher.

      Zusammen gingen wir die Gänge entlang. Zwischendrin verlor ich ein paar Mal die Orientierung, weil die Beete um uns herum einfach kein Ende nahmen. Die feuchte Luft duftete nach so vielen fremden Dingen. Es roch kräftig und schwer nach dunklen Kaffeebohnen, bitter wie Kardamon und süß wie Kakao. Dann wehte wieder eine frische Sommerbrise aus Minze und Melisse. Es duftete zuckrig nach Süßholz und Anis, unerwartet nach scharfem Ingwer, der mich sofort wach rüttelte, als wäre ich mit jemandem zusammengestoßen.

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      Manche Düfte wirkten laut und schrill, andere sanft und leise. Manchmal verschwammen sie ineinander, dann konkurrierten sie plötzlich, als kämpften sie um einen Platz auf dem Siegertreppchen. Und irgendwie fiel es mir schwer zu glauben, dass all diese Düfte nur von den Blumen kommen konnten.

      Erst als Mats an der geöffneten Glasscheibe stehen blieb, und uns wieder nach draußen winkte, war mir klar, dass wir das Gewächshaus einmal umrundet hatten. Nichts hatten wir gefunden. So ein Mist!

      Benno zog an mir, damit ich stehen blieb. »Luzie? Ist das Gewächshaus wie die Welt auf dem Glubos?«

      »Was meinst du damit? Was für ein Glubos?«

      »Na, der Glubos aus der Bibliothek. Der, der so groß ist wie ich!« Benno strahlte mich stolz an und ich begriff endlich, was er mir sagen wollte. Mein kleiner, genialer Bruder hatte etwas entdeckt, auf das ich von allein nie gekommen wäre.

      Ich nahm Benno an die Hand und nickte Mats zu, der ziemlich erleichtert wirkte, endlich von hier verschwinden zu können.

      »Wir müssen dir was zeigen«, sagte ich nur und winkte Mats in Richtung Villa. »Benno hat was herausgefunden!«

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      7. Kapitel

      Die Holzregale umringten uns wie endlose Mauern aus jahrelang ungelesenen Büchern. Benno hopste aufgedreht voraus.

      »Was wollt ihr mir denn zeigen?«, fragte Mats.

      »Das hier!« Benno blieb vor dem alten Globus stehen und drehte ihn.

      Mats sah uns unbeeindruckt an. »Eine Weltkugel?«

      Ich hob eine Augenbraue und schob ihn näher zu Benno. »Guck doch mal genau hin. Da ist nämlich keine Landkarte drauf.«

      Benno hörte auf, den Globus zu drehen, und Mats beugte sich tiefer. Sein Blick wanderte über den Grundriss und die darin eingezeichneten Pflanzensymbole. »Soll das ein Garten sein?«

      »Erkennst du es nicht?« Benno sah zu Mats hinauf und zeigte auf eine Stelle, an die eine Lavendelblüte gemalt war.

      »Oh Mann. Ist das ein Grundriss vom Gewächshaus?« Mats sah ungläubig zu mir über Bennos Kopf hinweg.

      Ich nickte. Mit meinem Finger fuhr ich an dem eingezeichneten Lavendelbeet entlang, bis ich auf eine Art Mauer oder Begrenzung zeigte. »Da ist das Fenster, durch das wir reingeklettert sind.«

      Mats bückte sich noch tiefer. »Du hast recht! Das gibt’s doch nicht. Das ist echt das Gewächshaus. Aber wozu?«

      Ich schob meine Hände in meine Hosentaschen. »Gute Frage. Vor allem: Warum malt das jemand auf einen Globus?«

      Benno klatschte in die Hände und sah abwechselnd zu mir und Mats hoch. »Vielleicht ist das eine geheime Schatzkarte?«

      Ich lächelte. »Du glaubst, Willem hat eine Kiste mit Gold in einem der Blumenbeete vergraben?«

      »Ja! Bestimmt ist da ein Schatz.« Benno drehte aufgeregt am Globus herum. »Vielleicht war Willem ein Pirat und hat Gold geklaut.«

      Mats klopfte Benno auf die Schulter. »Sorry, Kumpel, aber ich glaub nicht, dass du auf dem Globus eine gezeichnete Schatztruhe findest. Da sind nur Pflanzen und Blumen drauf.«

      Aber Benno ignorierte Mats’ Kommentar einfach. So machte mein Bruder es mit jedem, der etwas sagte, was ihm nicht gefiel. Stattdessen hielt er den Globus an.

      »Und das da?« Benno zeigte auf ein Symbol, das nicht zu den anderen passte. Es war eine schnörkelige Flasche, die einem Parfümflakon ähnelte. Nur stand daneben keiner dieser lateinischen Pflanzennamen wie sonst an allen Zeichnungen, die zum Beispiel Viola odorata oder Lavandula officinalis hießen.

      »Die hat Ähnlichkeit mit den Fläschchen, die wir auf dem Dachboden gefunden haben«, murmelte Mats nachdenklich.

      Ich pfiff beeindruckt und versuchte, mir das Symbol und den Grundriss genau einzuprägen. »Stimmt! Na los, finden wir heraus, was da ist!«

      Mats zog sein Handy aus der Hosentasche und machte ein Foto. Dann liefen wir alle aus der Bibliothek. Im Gewächshaus brannte kein Licht, also waren wir uns sicher, dass Willem nicht zurückgekommen war.

      Wieder empfing uns das dampfige Duftgemisch. Mats ging diesmal voraus, sein Gesicht stur auf das Handyfoto des Globus gerichtet. Mir kam es vor, als würden wir ewig zwischen den Stauden, Blumenbeeten und kleinen Bäumchen herumschleichen, bis Mats endlich stehen blieb und auf sein Handy zeigte. »Hier müsste es laut Grundriss sein.«

      Ich stellte mich neben ihn und drehte mich um meine eigene Achse. Vor uns wuchsen zwei Zitronenbäumchen neben drei mächtigen Palmen. Sonst sah ich nichts, was irgendwie ungewöhnlich war.

      Mats hatte den Kopf in den Nacken gelegt und suchte die Glasdecke über uns ab. »Was soll es denn hier geben, das etwas mit einem Flakon zu tun hat?«

      Benno kroch auf allen vieren um die Palmen und Bäume herum und fing an, in den Blumentöpfen zu buddeln. Mats half