ZEN und die großen Fragen der Philosophie. Heinrich Lethe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heinrich Lethe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Афоризмы и цитаты
Год издания: 0
isbn: 9783347073630
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in den folgenden Ausführungen auf die Übungsmethode im Zen Bezug genommen wird, so handelt es sich dabei um ein praktisches Vorgehen, zur empirischen Erforschung des eigenen Geistes. Der Buddhismus hat sich in den einzelnen Schulrichtungen seit nunmehr 2500 Jahren lang sehr intensiv mit der Erforschung des Geistes beschäftigt und dabei eine Vielzahl an Erkenntnissen gewonnen. Dabei wird großer Wert auf den Zugang über die eigene Erfahrung gelegt. Die dabei auftretenden empirischen Erfahrungen und Erkenntnisse werden in einem zweiten Schritt von erfahrenen Praktizierenden überprüft.

      „Nimm das Beispiel von Mathematik oder theoretischer Physik. Zunächst mußt du dich auch hier auf die Behauptung der Wissenschaftler verlassen, sie hätten dies oder jenes Elementarteilchen gefunden oder eine bestimmte Gleichung gelöst, ohne diese Behauptung gleich selbst überprüfen zu können. Aber du könntest dich in Mathematik und Physik ausbilden lassen und die Behauptung dann selbst überprüfen. In den kontemplativen Wissenschaften ist es dasselbe. Du mußt erst dein geistiges Teleskop verfeinern und die Beobachtungstechniken über viele Jahre hinweg verbessern, um dann selbst bestätigen zu können, was die kontemplativen Forscher entdeckt und worauf sie sich geeinigt haben“ (Singer/Ricard/Hirnforschung und Meditation/25).

      Im Fortgang der Übungspraxis soll zum Ausdruck kommen, dass Phänomene, die zunächst nicht unmittelbar einsichtig sind bzw. durch täuschende Vorstellungen, Annahmen und Überzeugungen verdeckt werden, zum Vorschein kommen. Der zen-buddhistische Weg zum Erkenntnisgewinn erfolgt in Form einer phänomenologischen Übungspraxis. Mittels dieser praktischen Übungsmethode wird es möglich, die Ebene des ursprünglich vorhandenen dualistischen Bewusstseins aufzubrechen und zu der Ebene der Einheit durchzubrechen. Durch die Übungspraxis wird es möglich, die grundlegendste Ebene der eigenen Erfahrung zugänglich zu machen, also die Weise, wie sie sich zeigt, wenn der Geist vom Ballast seiner Täuschungen befreit ist – der bewusste Geist im Hier und Jetzt.

      6 Im Rahmen der phänomenologischen Methode wird in diesem Zusammenhang von „Selbstgegebenheit“ gesprochen. Dadurch wird ein bestimmter Sachverhalt unmittelbar einsichtig - „selbst gegeben“.

      7 Der Versuch, die aufkommenden Gedanken, Gefühle, Bilder, und Assoziationen willentlich zu unterdrücken, kann nur in einer Verkrampfung enden. Dieser Sachverhalt ist auch leicht zu überprüfen, indem man versucht, die nächsten Sekunden nicht an einen Marienkäfer zu denken.

      8 Die Grundlage des buddhistischen Übungswegs sind klare Anweisungen (so z. B. die Konzentration auf die Atmung): Sie dienen als Handlungsanleitung oder Übungsanweisung und ihre Nachvollziehbarkeit macht ihre Wahrheit oder Wirksamkeit aus. Die Instruktionen sind direkt und für gewöhnlich auch sehr einfach, aber man muss die zugehörigen Prozesse erst einüben und entwickeln.

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