Großstadtliebe
Von Volker Borbein und Christian Baumgarten
Illustriert von Detlef Surrey
Großstadtliebe
Volker Borbein und Christian Baumgarten
mit Illustrationen von Detlef Surrey
Lektorat: Pierre Le Borgne, Berlin
Layout und technische Umsetzung: Annika Preyhs für Buchgestaltung +, Berlin Umschlaggestaltung: Cornelsen Verlag Design
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ISBN 978-3-589-01987-8 Die Entscheidung
www.cornelsen.de
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1. Auflage, 2. Druck 2014
© 2012 Cornelsen Verlag, Berlin
© 2014 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin
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ISBN 978-3-589-01985-4
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
INHALT | |
Vorwort | |
Großstadtliebe | |
Übungen zu Großstadtliebe | |
Lösungen |
Sie können diese Geschichte auch als Hörerlebnis genießen. Eine mp3-Datei zum Herunterladen finden Sie hier.
VORWORT
Familie Schall lädt Sie ein, an ihrem Familienleben teilzunehmen. Lassen Sie sich überraschen. Alles kommt anders als geplant.
Die Hauptpersonen der Geschichte sind:
Thomas Schall
53 Jahre, Ingenieur. Er ist auf
seinen Sohn Sebastian stolz.
Um seine Tochter Amelie macht er
sich große Sorgen.
Sarah Schall
51 Jahre, Lehrerin an einer Berufsschule.
Sie versteht ihre Tochter nicht mehr.
Sebastian
23 Jahre, noch Student. Er ist mit
sich und der Welt zufrieden.
Eine unerwartete Begegnung stellt
sein Leben auf den Kopf.
Amelie
16 Jahre, Schülerin.
Sie kommt mit ihren Eltern
nicht mehr zurecht.
Auch in der Schule
hat sie Probleme.
Einstein
Der Kater stand eines Tages
vor der Terrassentür.
Seitdem gehört er zur Familie.
Maria
23 Jahre, Studentin.
Sie ist die Freundin von Sebastian.
Sie erlebt eine große Enttäuschung.
Ort der Handlung: Berlin
KAPITEL 1 | Zwischenfall
„Das Essen ist fertig. Kommst du bitte, Amelie! Wir warten auf dich“, ruft die Mutter. Familie Schall sitzt seit mehreren Minuten am gedeckten Tisch auf der Terrasse im Garten ihres Einfamilienhauses in Berlin-Tempelhof. Vater, Mutter und Sohn warten ungeduldig auf Amelie. Ohne ein Wort zu sagen, setzt sich Amelie an den Tisch.
„Schön, dass wir endlich wieder einmal alle zusammen sind und gemeinsam essen“, sagt der Vater und schaut Amelie an. „Meinst du nicht auch?“ Amelie schweigt. Sie blickt gelangweilt auf ihren Teller.
„Das Essen riecht heute besonders gut“, sagt Sebastian.
„Hoffentlich schmeckt es euch. Ich habe ein neues Fischrezept ausprobiert.“ Der Vater legt den gebratenen Fisch auf die Teller und sieht seine Familie erwartungsvoll an.
„Und?“
„Ausgezeichnet!“
Sarah berührt leicht die Hand ihres Mannes. Auch Sebastian genießt1 das Essen. Er guckt auf den Teller seiner Schwester. Sie hat den Fisch nicht angerührt. „Gibst du mir deinen Fisch?“ Ohne ein Wort zu sagen, gibt Amelie ihrem Bruder den vollen Teller. Der Bruder fängt sofort an, ihre Portion zu essen.
„Was soll das, Amelie?“, fragt der Vater verärgert. „Schmeckt dir mein Essen nicht? Was hast du daran zu kritisieren? Du hast noch gar nicht probiert. Probier doch erst einmal!“
„Bekomme ich keine Antwort?“, fragt ihr Vater. Alle blicken auf Amelie und warten auf eine Erklärung. Sie steht langsam auf. Sie sieht ihre Familie der Reihe nach an und sagt laut und deutlich:
„Ab heute esse ich keinen Fisch mehr. Und kein Fleisch. Auch Tiere haben Gefühle!“
Sie verlässt die Terrasse und geht in ihr Zimmer.
Einstein erhebt sich von seinem sonnigen Platz, streckt2 sich und folgt Amelie.
„Was hat das denn schon wieder zu bedeuten? Muss ich mir um unsere Tochter Sorgen machen?“ Er sieht seine Frau an.
„Nein. Amelie ist Vegetarierin.“
Sarah Schall schaut auf ihre Uhr. „Genau ab heute, Sonntag, 13.30 Uhr.“
„Fragt sich nur, ob sie am nächsten Sonntag noch genau so denkt“, sagt Sebastian lachend. „Der Fisch hat mir sehr gut geschmeckt, besonders die doppelte Portion.“
1 Freude an etwas haben
2 hier: langsam und bequem aufstehen
KAPITEL 2 | Spielregeln
Frau Schall räumt den Tisch ab. Sebastian hilft ihr. Der Vater holt den Nachtisch aus der Küche. „Möchtet ihr zum Obstsalat Schlagsahne?“
„Natürlich. Obstsalat ohne Schlagsahne schmeckt nicht“, sagt Sebastian. Die Mutter lacht. „Einmal im Monat schadet nicht.“
„Sag mal, Sarah, verstehst du das Verhalten deiner Tochter?“
„Typisch Mann. Du meinst unsere Tochter. Nein, du musst dir keine Sorgen machen. Mädchen in diesem Alter sind oft so. Sie sind auf der Suche nach sich selbst. Amelie ist da keine Ausnahme. Wir müssen mit ihr Geduld haben.“
Frau Schall macht eine kleine Pause.