Der Polnische Papst Johannes Paul II. einer, der Menschen nicht bekehren wollte, sondern ihnen als Mensch begegnen. Abertausende umarmte er auf seinen Reisen. Fand tröstende Worte in vielen Sprachen der Welt. Und jeder von ihnen fühlte sich verstanden. Harmonie schien eingekehrt, der Abstand zwischen Oben und Unten keiner mehr. Vielleicht muss auch ein Papst die Diktatur erleben, um Mensch zu bleiben. Wie Karol Wojtyla in Polen, seinem Heimatland.
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Ist Harmonie als Grundbedürfnis des Menschen überhaupt erreichbar? Nicht eher eine Utopie? Solange das Böse im Menschen existiert? Jeder sich selbst der Nächste ist? Auf seinen Vorteil bedacht, ohne Rücksicht auf andere? Die allgemeine Meinung scheint dem zurzeit zu widersprechen. Altruistische Tendenzen sind in Mode. Wie so vieles, das kommt und wieder vergeht.
Political Correctness seit Jahren benutzter Begriff. In Parlamenten und öffentlichen Auftritten von Politikern ungeschriebenes Gesetz. Sogar Firmensprecher müssen ihre Worte abwägen. Bloß keine eigene Meinung äußern, die ein anderer als Beleidigung auffassen könnte. Gute Menschen all überall, schließt man die Augen. Als herrsche Harmonie. Harmonie, die keine ist. Denn wahre Harmonie ist kein Zustand, der anhält. «Panta Rhei» sagten die alten Griechen: Alles fließt, kommt und geht. Nichts bleibt, was es ist. Auch Harmonie muss immer wieder neu entstehen, ja entwickelt werden. In Gesprächen, Diskussionen, dem Austausch vieler verschiedener Meinungen. Wie eine Bouillabaisse nur schmeckt, wenn Meersalz, Knoblauch, Kräuter der Provence und eine Rouille sie würzt.
Das Klima retten wird zur Religion. Als Greta Thunberg, ein 16jähriges schwedisches Mädchen, forderte: Schluss mit allen schädlichen Emissionen. Geschickt nutzt sie Twitter und Instagam, um Gleichgesinnte zu gewinnen. Tritt auf in Davos, den Mächtigen dieser Welt ihre Meinung zu sagen. Die halbe Welt scheint ihre übernommen zu haben, weil es «In» ist, das Klima zu retten. Ob dies eine Mode und länger aktuell ist als andere, hängt von der Durchschnitts-Temperatur ab. In der Atmosphäre und in den Köpfen der Menschen.
In allen Medien, in allen Gehirnen scheint die Sehnsucht nach natürlichen Lebensmitteln Konjunktur zu haben. So wie der ein oder andere sie noch kannte. Bevor technischer Fortschritt und Gewinnstreben viele künstlich herstellte oder natürliche angeblich optimierte. Aromen verstärkte, Lagerzeiten verlängerte, Kochvorgänge abkürzte.
An vielen Orten dieser Welt bauen Landwirte nach alten Methoden an. Züchten alte Sorten, die trotz heißen Klimas gesund gedeihen und sich vermehren. Andere bauen vergessene Wein- und Obstsorten wieder an, mit unverwechselbarem, typischem Geschmack. Verarbeiten Milch von Kühen, Ziegen und Schafen nach überlieferten Rezepten zu Käse, der besser schmeckt und gesünder ist als Massenware. Noch aber hat das alles die Gewohnheiten der Menschen nicht nachhaltig verändert.
Aber ein neues Bewusstsein entstand. Als wäre die These «Reture à la natur», die dem französischen Philosophen «Jean Jacques Rousseau» zugeschrieben wird, wieder aktuell. Es war damals der Zeiten Geist, die Natur neu entdeckt auch von Malern und Schriftstellern. Die Existenz traditionellen Handwerks, des wichtigsten Wirtschaftszweiges, bedroht von mechanischen Herstellungsprozessen.
Heute scheint die Rückkehr zur Natur regelrecht Mode geworden zu sein. «Bio» ihr einprägsamer Name. Bio ist Natur pur. Ein Angebot, das Erzeugern und Handel Umsatz und höheren Gewinn verspricht. Weil man es jetzt endlich von industriell erzeugten Produkten unterscheiden kann. Landwirtschaft und Industrie überschlagen sich in Beteuerungen, dass Bio gesund und deshalb besser sei. Belegen es mit nicht nachvollziehbaren Testaten.
Bio ist im Sinne des Wortes «In». Natürlich gewachsen, sorgfältig hergestellt. Gesund ohne fremde Geschmacks- und Frischhaltestoffe. Beworben in allen Läden, auf allen Kanälen, sodass man es glauben muss. Auch wenn noch lange nicht überall Bio drin ist, wo Bio drauf steht. «Food-watch» hat es ermittelt. Wen aber kümmert ’s? Es muss doch stimmen, wenn alle es für Bio halten. Oder glauben sie es sogar?
Ein Eindruck entsteht, der Mensch ist gut, er muss es nur wollen. Als hätte nicht die Bibel recht, Psychologie, Soziologie, Anthropologie das Gegenteil längst bewiesen. Es für nötig gehalten, mit Medikamenten und Therapien das Böse im Menschen zu bekämpfen. Denken und Handeln irregeführter Menschen zu normalisieren. Was aber ist normal? Der gute Mensch Wirklichkeit oder Vision? Gut vor zweieinhalbtausend Jahren als Tugend gepriesen von Platon und Aristoteles? Nähme man sie ernst, wüsste man, dass gute Absicht nicht reicht. Der Mensch muss seine Pläne mit Vernunft und Ausdauer abwägen und jeden Schritt ständig überprüfen. Bevor Gutes für sie selbst und andere daraus wird.
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