Dieser Roman versteht sich als Hommage an eine bemerkenswerte Frau, über die ich unermüdlich authentische Informationen gesammelt habe, bis sich diese eines Tages wie ein Mosaik zu einem faszinierenden Gesamtbild fügten.
Ich hoffe, ein getreues Porträt ihrer tatsächlichen Persönlichkeit geschaffen zu haben, das dem verzweigten Lebensweg der Céleste Talour de la Cartrie gerecht wird. Dieses Buch ist gleichzeitig ein Versuch, den geschichtlichen Hintergrund der französischen Revolution in all ihren Aspekten und Ausuferungen bildhaft zu übermitteln.
Die meisten genannten Personen haben wirklich exisitiert – nur eine Handvoll Charaktere wurde erfunden, um dem Handlungsablauf dienlich zu sein; der Leser kann sie an ihren unvollständigen Namen erkennen. Bei allen anderen Romanfiguren legte ich Wert darauf, ein fideles Abbild des Eindrucks widerzugeben, den die reichliche Lektüre zeitgenössischer Literatur erweckt. Alle Dialoge - abgesehen von den kursiv gedruckten Zitaten - sind erfunden, basieren jedoch auf ausführlichen Recherchen. Für alle Neugierigen habe ich die Facebook-Seite Céleste de Bulkeley erstellt, auf der Bilder und interessanteste Dokumente aus den Archiven der Vendée zu finden sind.
Sollte Ihnen, werter Leser, dieser von Tatsachen inspirierte Roman gefallen haben, würde ich mich freuen, wenn Sie ihn Ihren Freunden und Bekannten empfehlen.
Die Autorin
Sabrina Kiefner
Celeste
Band 1 - Gott und der König
Roman
Dieses Werk ist einschließlich seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig.
Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Impressum
©2020 Sabrina Kiefner
Umschlagbild: Ausschnitt aus dem Gemälde »L'amazone« von Magali Laurent Bastide, mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
Übersetzung: Sabrina Kiefner
Lektorat und Korrektorat: Editions Angèle Ka
Die Erstausgabe wurde von der Autorin in französischer Sprache unter dem Titel „Céleste le manuscrit de l'Amazone“ verfasst. Die Originalfassung wurde im Oktober 2019 (Bd 1) und Mai 2020 (Bd 2) herausgegeben von Editions Le Lys et le Lin, Les Epesses, Frankreich
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
978-3-347-12130-0 (Paperback)
978-3-347-12131-7 (Hardcover)
978-3-347-12132-4 (e-Book)
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I – Die Journalistin
Kapitel II - Von der Kindheit bis zur Jugend
Kapitel III - Blut- und Wahlverwandtschaften
Kapitel IV - Von Hochzeiten und Abschieden
Kapitel V - Das Gutshaus La Brossardière
Kapitel VI - William Bulkeley, Unteroffizier aus Irland
Kapitel VII - Eine andere Welt
Kapitel VIII.- Bulkeley bricht sein Schwert entzwei
Kapitel IX. Der Aufstand im Westen
Kapitel X - Das Feldlager von La Roche-sur-Yon
Kapitel XI- Der Buschkrieg
Kapitel XII - Die großen Schlachten
Kapitel XIII - Der Untergang der Giganten
Kapitel XVI Der Galernenausflug
Kapitel XV Der dunkelste Winter
Danksagung und Bibliographie
Sabrina Kiefner kommt aus Süddeutschland und lebt seit fast dreißig Jahren in Frankreich. Nach ihrem Studium der Fremdsprachen war sie in der Immobilienbranche selbstständig, bis sie sich entschloss, sich beruflich ihrer Leidenschaft, den Pferden, zu widmen. Ihr Engagement im französischen Damensattelverein weckte ihr Interesse für die geschichtlichen Hintergründe des Reitens im Damensattel. Heute arbeitet Sabrina Kiefner als freie Übersetzerin und Schriftstellerin.
Ihr Historienroman „Céleste - le manuscrit de l'amazone“ fand in Frankreich viel Beachtung. Die Geschichte der Romanheldin Céleste Bulkeley beruht auf umfangreichen Recherchen in den regionalen Archiven. Die Romanbiographie in zwei Bänden wurde nun von der Autorin übersetzt, um die bewegte Lebensgeschichte der Lokalheldin auch den Lesern in ihrem Heimatland zugänglich zu machen.
Sabrina Kiefner
Celeste
Band 1 Gott und der König
Roman
I
Die Kutsche kriecht die gepflasterte Auffahrt zum Marktplatz von Angers hinauf und bleibt vor einem schmucken Herrenhaus stehen. Aurore hat geschwollene Beine von der langen Reise; seit ihrer Abfahrt aus Paris wechseln sich Postkutschen mit dürftigen Herbergen ab. Beim Aussteigen verfangen sich ihre Schnürstiefelchen in den langen Unterröcken, doch der Kutscher, der die Wagentüre geöffnet und das Trittbrett ausgeklappt hat, reicht ihr gewissenhaft den Arm. Dankend lässt sie sich von ihm stützen, bevor er sich um ihr Gepäck kümmert.
Eine Bedienstete öffnet die schwere Eichentür. Höflich erkundigt sich Aurore nach der Hausherrin und überreicht die Empfehlung, die ihr Dienstherr vor der Reise erstellt hat, an die ältere Frau. Diese nimmt das Papier entgegen ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen und hält der Reisenden die Türe auf. Aurore betritt einen Empfangsraum mit traumhaften Gobelins, deren verblichene Motive sie ausgiebig bewundert, während die Dienstbotin der Hausherrin die Ankunft der Journalistin der französischen Zeitung Le Figaro ankündigt.
Den Kaminsims aus dunklem Marmor zieren gerahmte Portraits. Aurore studiert die Kupferstiche, um bekannte Gesichter darauf auszumachen. Monsieur de Latouche, der Direktor der Zeitung, die in Paris bereits 1831 einen guten Ruf genießt, hat ihr interessante Lektüre über den Krieg der Vendée angeraten. Um die geplante Aufgabe vorzubereiten, versuchte sie sich ein Bild der wichtigsten Generäle des Aufstands im Westen Frankreichs zu machen. Mit gemischten Gefühlen machte die junge Frau sich mit der Konterrevolution vertraut, die sich wenige Jahre nach dem berüchtigten Sturm auf die Bastille zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet hatte. Doch zu ihrer großen Enttäuschung erkennt Aurore keines der Gesichter, abgesehen von einer Reiterin im Vordergrund einer Schlachtszene, die vage Erinnerungen in ihr weckt. Es könnte Madame de Sapinaud sein, die ältere Schwester der Herrin des Hauses. Der Stich bildet eine gelungene, detaillierte Kriegsszene ab, die sie im Damensattel im Galopp zeigt, bewaffnet mit einem leichten Schwert. Madame de Sapinaud hatte mehrere Mitglieder ihrer Familie auf dem Schlachtfeld verloren und Rache geschworen. Sie musste sich daraufhin, genau wie ihre Schwester, der königlichen Armee angeschlossen haben. Aurore hatte in ihren Memoiren geblättert, die von den Baudouin-Brüdern in Paris verlegt worden waren. Beim Betrachten des Bildes fühlt sie sich wie ein stummer Zeuge einer vergangenen Epoche.
Ihre Großmutter hatte ihr von Madame de Sapinaud erzählt, doch sie verlor nicht viele Worte über die Greuel aus der Zeit der Schreckensherrschaft, die sich wie böse Geister in ihre Erinnerungen eingeschlichen hatten und dort verharrt waren. Sie hatte dennoch die wichstigsten geschichtlichen Ereignisse in einer der Lektionen erwähnt, die sie ihrer Enkelin täglich erteilte. Von der Politik über Naturwissenschaften bis hin zur Botanik sog Aurore all das Wissen in sich auf wie ein Schwamm. Die leibliche Tochter des Marschalls von Sachsen war stolz auf die überschäumende Neugier, die das Mädchen immer wieder zur Schau stellte, indem es überraschende, doch stets relevante Fragen stellte.
Erst in den schwierigen Wochen kurz vor ihrem Tod, als die Fieberanfälle sich häuften und die alte Frau in tranceähnliche